"Peschmerga zerstören arabische Häuser" - Diese Story über die "kurischen Truppen im Nord-Irak" kommt etwa alle sechs Monate wieder und wird davon nicht richtiger. Ich habe in Daquq und in Niniveh (zwischen Dohuk und Shingal) diese Dörfer besucht und mit den Menschen gesprochen. Hier mal die Auszüge aus den Artikeln dazu.
Daquq
"Ich frage die arabischen Nachbarn, wie es ihnen hier geht: Nicht besser oder schlechter als den anderen. Aber sie sind froh, dass die ISIS auf der anderen Seite ist. Ich frage sie, ob sie Probleme mit den Kakai oder Kurden haben: Auch das nicht. Man lebt halt nebeneinander und hat nicht viel mit einander zu tun, aber auch keine Probleme miteinander. Da in Deutschland berichtet wurde, die Peschmerga sprengten die Häuser der Araber in die Luft, frage ich, ob sie davon gehört haben. Sie verstehen nicht. Es geht hin und her und sie sagen: ISIS? Peschmerga? Sie denken, ich habe das was durcheinander gebracht. Die ISIS sprengt Häuser, die Peschmerga helfen ihnen. Das wollen sie klar stellen. Von den gesprengten Häusern oder ähnlichem haben sie auch in den Nachbardörfern nichts gehört und gucken mich an, als stimmte etwas nicht mit mir, dass ich so komische Fragen stelle. Diese Nachfragen beziehen sich auf einen ausführliche Sendung des Deutschlandfunks, in der behauptet wird, die Häuser von Araber würden von den Peschmerga gesprengt, auch Foreign Policy brachte diese Anschuldigungen. Die arabischen Bewohner sagten daraufhin, es gäbe vieles an Geschichten im Internet, man müsse halt genauer hinsehen, was man liest."
https://ennolenze.de/mit-kaka-hama-durch-kurdistan/1929/
Niniveh
"Ich war etwa drei Wochen später vor Ort und habe mir die Gegend zusammen mit dem FDP-Politiker Tobias Huch angesehen. Dort stand fast kein Haus mehr, alles war voller Krater. Bei einer zweistündigen Autofahrt sahen wir weit und breit nur ein paar Menschen an den Checkpoints – also waren auch keine Kurden in den Dörfern, wie behauptet. Zum anderen: Wenn es kaum Häuser gibt, warum sollte man die dann sprengen und sie nicht an Kurden verschenken? Und warum versorgt man die arabischen Flüchtlinge so aufwendig, statt sie abzuweisen? Rund eine Million Flüchtlinge aus dem Irak sowie eine Million aus Syrien sind derzeit in Kurdistan/Nord-Irak. Ich habe die Camps seit 2013 besucht. Immer habe ich (zehn)tausende arabische Flüchtlinge gesehen und viele gesprochen.
Vor Ort wurde mir eine ganz andere Geschichte erzählt: Viele Häuser wurden von der ISIS mit Sprengfallen versehen. Diese wurden aus der Ferne z.B. mit Granaten gesprengt. Dies betraf aber nicht nur arabisch, sondern auch kurdisch bewohnte Häuser."
https://ennolenze.de/deutschlandfunk-ueber-die-peschmerga/…/
Niniveh
"Im HRW Bericht heißt es, dass die arabische Bevölkerung nicht zurück in die Ninive-Provinz darf bzw. durfte, während die kurdische Bevölkerung zurück durfte. Da ich vor einem Monat zusammen mit Tobias Huch da war und wir uns auch mit dieser Frage beschäftigt haben, stellt es sich für mich anders dar: in der Gegend sind viele Dörfer komplett oder größtenteils zerstört. In vielen Gegenden wurden einzelne Häuser mit Sprengfallen versehen, die Straßen waren vermint. In den wichtigen Abschnitten waren 50-100 (improvisierte) Minen auf 20 Meter. Der Kampfmittelräumdienst der Peschmerga ist sehr schlecht ausgestattet. Wir sahen Leute, die mit Schraubendreher und Kneifzange unterwegs waren, selten mehr Equipment als ein Elektriker-Azubi in Deutschland. Dass das Räumen damit sehr lange dauert ist klar. Hier gibt es immer wieder arabische oder kurdische Dörfer, aber eben auch gemischte. "
https://ennolenze.de/hrw-ueber-kurdistan/1856/