Aus der internationalen Presse :
„Ante Gotovina in Haft – Kroatien kommt EU-Beitritt näher“
Europas Leitartikel beschäftigen sich heute mit der Festnahme des kroatischen Ex-Generals und mutmaßlichem Kriegsverbrecher Ante Gotovina gestern in Teneriffa.
Die Madrider ABC fordert nun mehr internationale Zusammenarbeit, um die beiden bosnisch-serbischen Generäle Ratko Mladic und Radovan Karadzic zu fassen: „Vier Jahre hat es gedauert, bis die Anklageschrift gegen Gotovina formuliert werden konnte, damit er Rechenschaft ablegt ob der 150 Morde und der Tausenden von serbischen Deportierten, die ihm angelastet werden. Dieser Sachverhalt allein zeigt bereits wie kompliziert es ist, diese Gestalten der internationalen Gerichtsbarkeit zuzuführen. Doch es fehlen noch weitere auf der Liste der Gefangenen in Den Haag: allen voran die berüchtigtsten und blutrünstigsten Schlächter des Balkans, der Serben-General Ratko Mladic und sein politischer Auftraggeber Karadzic. Die gesamte internationale Gemeinschaft und insbesondere die betroffenen Staaten aus der Region müssen daran mitarbeiten, dass auch sie gefasst werden können.“
Der Brüsseler Standaard findet, dass die Geschichte des UN-Tribunals einen guten Grund zugunsten der vielerorts angeprangerten Ost-Erweiterung der Europäischen Union darstellt: „Das Jugoslawien-Tribunal ist kein Sieger-Tribunal. Vor ihm müssen sowohl Serben, als auch Kroaten, Bosniaken und Kosovaren für ihre Taten gerade stehen. Der fundamentale Ausgangspunkt dabei ist, dass selbst im Krieg sich die kämpfenden Parteien an Regeln halten müssen, die in internationalen Gesetzen und Verträgen geregelt werden. […] In diesem Sinne wirft die Osterweiterung der EU, welche dieser Tage so oft zu Unrecht am Pranger steht, erneut positive Früchte ab. Länder wie Serbien oder Kroatien müssen sich anstrengen, um demokratischen Werten genüge zu tragen. Und dies nicht, weil wir ihnen dies abverlangen; sondern vielmehr, weil sie in unserem Club Mitglied sein wollen.“
Der Madrider El Pais unterstreicht, dass die Jagd nach dem General und die Nachricht seiner Inhaftierung Kroatien tief gespalten haben: „Die Festnahme Ante Gotovinas gibt dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag enormen Auftrieb. Doch der General ist für viele Kroaten ein Held. Die Behörden in Zagreb verhielten sich bei der Fahndung lange Zeit so passiv, dass die EU die Beitrittsverhandlungen aussetzte. Kroatien hat aber seine Lektion gelernt und in letzter Zeit die Suche nach dem flüchtigen General unterstützt. Einige der gestern gehörten Äußerungen unterstreichen die Vermutung, dass diese Zusammenarbeit bei der Jagd auf den General eine entscheidende Rolle gespielt hat.“
Die linksliberale Frankfurter Rundschau spricht von einem Sieg für UN-Anklägerin Carla Del Ponte und dem europäischen Menschenrechtsbegriff: „"Die Beharrlichkeit der Haager Chefanklägerin Carla del Ponte wird belohnt. Die Festnahme Gotovinas, der laut Anklage ethnische Säuberungen und viele Morde zugelassen hat, zeigt, dass die Balkan-Strategie der EU funktioniert. Wer Mitglied werden will, muss glaubhaft darlegen, dass er der europäischen Wertegemeinschaft angehört - mit allen Konsequenzen. Europa hat damit auch demonstriert, dass es Grauzonen im internationalen Recht nicht geben darf."