J
Jezersko
Guest
Um eine Diskussion, die ich gestern mit einem anderen User hatte, weiter zu führen, und dabei beim anderen Thread nicht vom Thema ab zu lenken, eröffne ich diesen Thread.
Es geht um die politische Gesinnung.
Wie oft stempelt man nicht vorschnell bestimmte Personen, Ansichten oder Aussagen mit Prädikaten wie „links“, „rechts“, „bürgerlich“,… zumeist auch noch mit dem Zusatz „Extremist“ ab, ohne sich deren eigentlichen Bedeutung bewusst zu sein?
Auf die Frage, was den genau darunter zu verstehen ist, folgt entweder Schweigen oder eine falsche Antwort.
Gerade bei „rechter“ Gesinnung wird schon fast reflexartig die Nazikeule geschwungen. Eher ist es so:
Als „politische Rechte“ wird ein Teil des politischen Spektrums bezeichnet. In einer Studie von Norberto Bobbio http://www.zeit.de/2004/04/Bobbio/seite-1 die in den Sozialwissenschaften bis heute rezipiert wird, differenziert Bobbio nicht nur eine politische Rechte von einer politischen Linken anhand des Kriteriums Gleichheit, sondern auch zwischen extrem und gemäßigt anhand des Kriteriums Freiheit.
Demnach geht die politische Rechte von einer Verschiedenheit der Menschen aus und befürwortet oder akzeptiert daher eine gesellschaftliche Hierarchie. Ungleichheit wird deshalb von der politischen Rechten als „unausweichlich“, „natürlich“, „normal“ und „wünschenswert“ betrachtet. Hier ist zu unterscheiden zwischen der klassischen Rechten, welche die Ungleichheit durch Erbfolge und Familientradition gerechtfertigt sieht, und der liberalen Rechten, welche Ungleichheit nur dann für gerechtfertigt hält, wenn sie das Resultat eines fairen Wettbewerbs ist. Rechte Politik kann sich sowohl auf die gesellschaftspolitische als auch auf die wirtschaftspolitische Ebene beziehen.
Auch wenn diese Strömungen mitunter weit voneinander entfernt sind, eint sie allesamt die Ablehnung einer aktiv emanzipatorischen Gesellschaftsveränderung auf politischem Wege, wie sie von den verschiedenen Strömungen des linken Spektrums angestrebt wird. Politische Rechte wollen die traditionelle gesellschaftliche Ordnung sowie deren Werte und Normen nicht grundlegend verändern (konservative Rechte), in einen früheren Zustand zurücksetzen (reaktionäre Rechte) oder grundlegend erneuern (revolutionäre Rechte). Quelle: J. E. Goldthorpe. An Introduction to Sociology. Cambridge, England
Unter der politischen Linken werden relativ breit gefächerte weltanschauliche Strömungen des politischen Spektrums verstanden. Die mitunter weit voneinander entfernten Strömungen der politischen Linken eint dabei, dass sie von einer Gleichheit der Menschen ausgehen.
Mit linker Politik werden sehr unterschiedliche Umsetzungsversuche jener ideologischen Ansätze bezeichnet, welche die Aufhebung von Ungleichheit und als Unterdrückung begriffenen Sozialstrukturen, zugunsten der wirtschaftlich oder gesellschaftlich Benachteiligten, zum Ziel haben.
So gesehen sind also „links“ oder „rechts“ zwar grundsätzlich verschiedene Ansätze für gesellschaftliche Ordnung, die jedoch beide für sich ihre Berechtigung haben, und ursprünglich keineswegs negativ behaftet waren.
Von der "Mitte" in all ihren Abstufungen will ich jetzt hier nicht reden, da ziemlich klar ist, wofür diese steht. Konsens, Kompromiß, und Mainstream.
Wodurch wurden "Linke" und "Rechte" aus Eurer Sicht im Laufe der Zeit dennoch negativ wahrgenommene Werte?
Zusatzfrage: Wo würdet Ihr Euch nach obenstehender Definition einreihen?
Es geht um die politische Gesinnung.
Wie oft stempelt man nicht vorschnell bestimmte Personen, Ansichten oder Aussagen mit Prädikaten wie „links“, „rechts“, „bürgerlich“,… zumeist auch noch mit dem Zusatz „Extremist“ ab, ohne sich deren eigentlichen Bedeutung bewusst zu sein?
Auf die Frage, was den genau darunter zu verstehen ist, folgt entweder Schweigen oder eine falsche Antwort.
Gerade bei „rechter“ Gesinnung wird schon fast reflexartig die Nazikeule geschwungen. Eher ist es so:
Als „politische Rechte“ wird ein Teil des politischen Spektrums bezeichnet. In einer Studie von Norberto Bobbio http://www.zeit.de/2004/04/Bobbio/seite-1 die in den Sozialwissenschaften bis heute rezipiert wird, differenziert Bobbio nicht nur eine politische Rechte von einer politischen Linken anhand des Kriteriums Gleichheit, sondern auch zwischen extrem und gemäßigt anhand des Kriteriums Freiheit.
Demnach geht die politische Rechte von einer Verschiedenheit der Menschen aus und befürwortet oder akzeptiert daher eine gesellschaftliche Hierarchie. Ungleichheit wird deshalb von der politischen Rechten als „unausweichlich“, „natürlich“, „normal“ und „wünschenswert“ betrachtet. Hier ist zu unterscheiden zwischen der klassischen Rechten, welche die Ungleichheit durch Erbfolge und Familientradition gerechtfertigt sieht, und der liberalen Rechten, welche Ungleichheit nur dann für gerechtfertigt hält, wenn sie das Resultat eines fairen Wettbewerbs ist. Rechte Politik kann sich sowohl auf die gesellschaftspolitische als auch auf die wirtschaftspolitische Ebene beziehen.
Auch wenn diese Strömungen mitunter weit voneinander entfernt sind, eint sie allesamt die Ablehnung einer aktiv emanzipatorischen Gesellschaftsveränderung auf politischem Wege, wie sie von den verschiedenen Strömungen des linken Spektrums angestrebt wird. Politische Rechte wollen die traditionelle gesellschaftliche Ordnung sowie deren Werte und Normen nicht grundlegend verändern (konservative Rechte), in einen früheren Zustand zurücksetzen (reaktionäre Rechte) oder grundlegend erneuern (revolutionäre Rechte). Quelle: J. E. Goldthorpe. An Introduction to Sociology. Cambridge, England
Unter der politischen Linken werden relativ breit gefächerte weltanschauliche Strömungen des politischen Spektrums verstanden. Die mitunter weit voneinander entfernten Strömungen der politischen Linken eint dabei, dass sie von einer Gleichheit der Menschen ausgehen.
Mit linker Politik werden sehr unterschiedliche Umsetzungsversuche jener ideologischen Ansätze bezeichnet, welche die Aufhebung von Ungleichheit und als Unterdrückung begriffenen Sozialstrukturen, zugunsten der wirtschaftlich oder gesellschaftlich Benachteiligten, zum Ziel haben.
So gesehen sind also „links“ oder „rechts“ zwar grundsätzlich verschiedene Ansätze für gesellschaftliche Ordnung, die jedoch beide für sich ihre Berechtigung haben, und ursprünglich keineswegs negativ behaftet waren.
Von der "Mitte" in all ihren Abstufungen will ich jetzt hier nicht reden, da ziemlich klar ist, wofür diese steht. Konsens, Kompromiß, und Mainstream.
Wodurch wurden "Linke" und "Rechte" aus Eurer Sicht im Laufe der Zeit dennoch negativ wahrgenommene Werte?
Zusatzfrage: Wo würdet Ihr Euch nach obenstehender Definition einreihen?