Diese "Angst" ist auch vollkommen berechtigt. Dieser Thread wimmelt ja gerade so von Geschichtsrevisionismus.
In Nürnberg wurden hauptsächlich ranghohe Offiziere, Staatsterroristen, Unternehmer sowie sonstige "führende Köpfe" verurteilt. Die "unteren Ränge" welche bereitwillig die Befehle ausführten - ein ganzes Heer von Helfern und Helfershelfern, Soldaten, Polizisten, Wächter, Ärzte, Lehrer konnte in der späteren BRD meist Karriere machen (teils sogar hohe Posten in Wirtschaft, Politik und Justiz). Um die tatsächlich ausführenden Täter geht es mir im Moment allerdings garnicht, sondern in erster Linie um die "Dulder", "Zujubler" und "Nichtstuer" - welche sich im Nachhinein ihre eigene Opferrolle herbeihalluzinierten.
Dazu kamen noch die "Heimatvertriebenverbände" die immer und immer wieder ihren Revisionismus fröhnten. Dieses Thema hat Jahre nach dem 2. Weltkrieg aufgrund des einsetzenden Wohlstandes und der gewonnen WM so gut wie keine Sau interessiert. Der neue Käfer und das eigene Häuschen waren wichtiger. Die Gegenwart erschien rosig, die Vergangenheit wurde verdängt und die sog. "Entnazifizierung" war sowieso ein absoluter Witz.
Warum kann dass nicht sein? Reicht es nicht dass Deutschland vom Wirtschaftswunder profitierte und die Bürger besser lebten als in den meisten "Siegernationen" oder Deutschland wieder als "zivilisierter Staat" in die internationale Staatengemeinschaft aufgenommen wurde? Plötzlich bricht der Ost-Block zusammen, es kommt zur Wiedervereinigung und aufgrund des einsetzenden nationalen Taumels wird das ganze wieder zum Thema gemacht.
Individuelle Schicksale ändern nicht die Tatsachen im historischen Gesamtkontext. In jedem Krieg gab und gibt es Übergriffe auf die Zivilbevölkerung, wurden Frauen vergewaltigt usw. Hier geht es um den Gesamtkontext. Insgesamt (!) war Deutschland der Täter und eben nicht dass Opfer. Und wenn man bedenkt das die Deutschen in ihrer Gesamtheit einige Jahre nach dem Krieg in der BRD besser lebten als die meisten Bürger der "Siegernationen" aber auch die DDR-Bürger besser als die Bürger in anderen Ost-Block-Staaten, so kann ich bei bestem Willen nicht annähernd eine Relation feststellen.
Wieso? Statt endlich einmal einzusehen dass passiert ist was passiert ist, für Versöhnung einzutreten und Verantwortung dafür zu tragen dass sich soetwas niemals wieder widerholt soll ein Opferkult legitimiert werden nach dem Motto: "Die anderen waren aber auch böse!".
- - - Aktualisiert - - -
Im Februar 1945 stand die bedingslose Kapitulation nicht kurz bevor, weshalb ich es für unwahrscheinlich halte dass die Bombardierung Dresdens (übrigens auch eine zulässige Operation) dieses Ziel verfolgte. Vielmehr war es so das die Sowjets zwar an der Oder standen aber etwas zögerlich reagierten u.a. weil die Deutschen immer noch mit überlegenen Kriegsschiffen die Seewege an der Ostsee kontrollierten. Desweiteren standen südöstlich und nordöstlich von Ihnen deutsche Grossverbände und es bestand Gefahr nocheinmal soviel Stoßkraft wie einige Wochen zuvor in den Ardennen zu forcieren und von beiden Seiten in den Rücken der Sowjetischen Kräfte vorstoßen zu können. Zu dieser Zeit lagen die US-Truppen an der Westfront fest. Dresden wurde (als Infrastruktur-Zentrum) hinter der aktuellen Ostfront u.a. bombardiert um den Kampfgeist der Sowjets zu "motivieren" - sowie den Krieg keinefalls unnötig zu verlängern. Dresden war kein "willkürliches Opfer" sondern strategisch bewusst angegriffen worden um die Infrastruktur zu schwächen und den Krieg möglichst schnell zugunsten der Allierten zu beenden.
Mein von dir unterstellter "Logikbruch" besteht darin dass es einigen Usern hier garnicht in erster Linie um Dresden geht sondern um die Inszenierung der Deutschen als "Auch-Opfer" insgesamt.