Gerne dürfen weitere Ergänzungen her.
Verbrechen an Serben
Kurz nach Kriegsausbruch, Mitte April 1992, geriet Srebrenica zunächst unter serbische Kontrolle. Die Stadt wurde allerdings schon im Mai 1992 von den moslemischen Truppen unter dem Kommando von Naser Oric erobert.
Diese vertrieben die serbischen Einwohner und starteten fortwährende Überfälle auf umliegende serbische Dörfer, bei denen sie grausame Verbrechen an der Zivilbevölkerung verübten.
Sie umstellten Dörfer und griffen diese dann von allen Seiten an, sodass den Bewohnern kein Fluchtweg blieb. Anschließend wurden diese getötet; zum Teil massakriert.
Den Mörderbanden folgten oft moslemische Zivilisten, welche die Häuser und Höfe der ermordeten Serben plünderten. Anschließend wurden sämtliche Häuser in Brand gesteckt und man zog sich mit den geraubten Gütern nach Srebrenica zurück. Die wenigen Serben, die man nicht gleich an Ort und Stelle umgebracht hatte, wurden nach Srebrenica verschleppt und in Folterkeller gepfercht.
Die VRS war zu jener Zeit relativ schwach vertreten, da die Region das erste Kriegsjahr über strategisch von vergleichsweise geringer Bedeutung war. Der Posavina-Korridor, die Kämpfe um Sarajevo und die westlich von Srebrenica gelegene Nord-Süd-Achse genossen Vorrang.
Daher gelang es den Oric-Truppen, die moslemisch kontrollierte Srebrenica-Enklave schrittweise auf ca. 900km2 zu vergrößern.
Im Februar 1993 begann dann eine großangelegte, serbische Gegenoffensive, die zur Verkleinerung der Enklave, zu moslemischen Flüchtlingsströmen und schließlich zur Errichtung der UN-Sicherheitszonen Srebrenica und Zepa führte. Die Überfälle auf die umliegenden serbischen Dörfer wurden weniger, fanden aber noch statt. Das lag unter Anderem daran, dass die VRS nie einen effektiven Belagerungsring um die relativ weitläufige Srebrenica-Enklave schließen konnte.
Der niederländische Blauhelmsoldat Marco Hees sagte:
„Ich habe mich immer gefragt, weshalb alle die Moslems beschützen, niemand aber die Serben…Unsere Stützpunkte befanden sich in zerstörten serbischen Dörfern, so z. B. in Zalazje. Wir konnten uns selbst davon überzeugen, welche bestialischen Verbrechen die Moslems an den Serben verübt haben…“ (Rest der Aussage s.u.)
Auf einen Überfall vom 06.Januar (Heiligabend) 1993 angesprochen sagte der (einer pro-serbischen Haltung unverdächtige) damalige UN-General Philippe Morillon 2004 in Den Haag:
„Ich traf Naser Oric erst viel später, im März, als ich direkt vor Ort intervenierte. Die Aktionen, auf die Sie verweisen, waren einer der Gründe für die Verschlechterung der Situation in diesem Gebiet, besonders im Monat Jänner. Naser Oric unternahm Überfälle während der orthodoxen Weihnachtsfeiertage und zerstörte Dörfer, wobei er alle Einwohner massakrierte. Das erzeugte ein ganz außerordentliches Ausmaß an Hass in der Region.“
Auf die Frage nach Gefangenen sagte Morillon: „…Nach meiner Erinnerung suchte er nicht einmal nach einer Ausrede. Es war einfach ein Statement: Man kann sich mit Gefangenen nicht belasten.“
Oric wurde im belagerten Srebrenica von den Journalisten John Pomfret (Washington Post) und Bill Schiller (Toronto Star) besucht, denen er voller Stolz seine selbstgedrehten Videos zeigte.
Pomfret schrieb später: „Naser Orics Kriegstrophäen säumen nicht die Wand seiner komfortablen Wohnung. Sie sind auf Videoband: niedergebrannte serbische Häuser und geköpfte serbische Männer ... "In der Nacht mussten wir es mit kalten Waffen machen", erklärt Oric Szenen mit toten Männern, die mit Messern zerstückelt worden waren.Gemütlich auf seiner Couch zurückgelehnt, mit einem Sticker der US-Armee auf der Brust, bietet er ganz das Bild eines Löwen in seiner Höhle. Kein Zweifel: Dieser Muslim-Kommandant ist der zäheste Kerl in der vom UN-Sicherheitsrat zur UN-Schutzzone erklärten Stadt. Solange ich in Srebrenica bin, erklärt Oric, wird es niemals serbisch sein.“ (Washington Post, 16.12.1994)
Schiller schrieb: „An einem kalten, schneereichen Tag saß ich in seinem Zimmer und betrachtete die schockierende Videoversion von dem, was man als Naser Orics größte Hits bezeichnen könnte. Oric grinste die ganze Zeit voller Bewunderung für seine persönlichen Leistungen. 'Wir erwischten sie in einem Hinterhalt', erklärte er.
Die nächste Folge von Leichen war das Werk von Sprengstoff. 'Wir schickten diese Burschen auf den Mond', prahlte er. Als eine von Einschüssen gezeichnete Geisterstadt ohne erkennbare Leichen zu sehen war, beeilte sich Oric zu verkünden, 'wir haben dort 114 Serben getötet'. Danach sah man Siegesfeiern mit Sängern mit wackeligen Stimmen, die sein Lob anstimmten.“ (Toronto Star, 16. Juli 1995)
Während des Krieges wurden in diesem Teil Bosniens nachweislich 3.287 Serben getötet („vermisste“ Personen nicht mitgerechnet).
Bei ca. 30% davon handelt es sich um Soldaten der VRS. Natürlich muss man bei den übrigen 70% berücksichtigen, dass sich viele „zivile“ Männer in den überfallenen serbischen Dörfern spontan bewaffnet haben dürften, um den angreifenden Todesschwadronen (vergeblichen) Widerstand zu leisten. Insofern ist es schwer zu sagen, wie viele der Toten Gefechtstote, Kolateralverluste oder Mordopfer sind. (Kolateralverluste dürften meiner Ansicht nach aber vergleichsweise gering sein, da die Moslems in der Region fast gänzlich ohne Panzer oder Artillerie vorgegangen sind.)
„Die bosnische Armee greift die Serben von einer Sicherheitszone aus an, die Serben schlagen zurück, hauptsächlich an der Frontlinie, und die bosnische Präsidentschaft beschuldigt UNPROFOR, sie nicht gegen die serbische Aggression zu schützen, und ruft nach Luftschlägen gegen die serbischen Feuerstellungen.“
(The Guardian, 7. Februar 1994)
Seinen Posten als UNPROFOR-Chef räumte Briquemont übrigens vorzeitig; wahrscheinlich, weil er mit solchen Sichtweisen nicht die gewünschte Linie vertrat, welche vom UNO-Funktionär Cedric Thornberry folgender Maßen beschrieben wurde:
„Gegen das Jahr 1993 entwickelte sich ein Konsens - speziell in den Vereinigten Staaten, aber auch in einigen westeuropäischen Ländern und hervorstechend in Teilen der internationalen liberalen Medien -, dass die Serben die einzigen Schurken waren, in ganz Jugoslawien, und dass die Opfer überwiegend oder sogar ausschließlich Kroaten und Moslems waren. Diese Ansicht entsprach nicht den Wahrnehmungen verschiedener aufeinander folgender hochrangiger UN-Beamter, die mit den täglichen Ereignissen in der ganzen Region in Berührung waren.
So warnte mich denn auch eine freundliche Seele im UN-Hauptquartier in New York, die das Ohr an der diplomatischen Gerüchteküche hatte, geh in Deckung – die Sache ist entschieden.“ (Foreign Policy, 22. September 1996)
Der niederländische Blauhelmsoldat Arnold Blom sagte zu Srebrenica: „Als wir in der Enklave patrouillierten, wurde von den Moslems serbisches Feuer provoziert. Sie schossen über uns drüber und wollten damit erreichen, dass die Serben einen von uns treffen, damit man ihnen für die Außenwelt wieder den schwarzen Peter zuschieben kann". (NCR Handelsblad, 24.07.1995)
UN-General Lewis MecKenzie sah das ähnlich und sagte:
„Als die bosnischen muslimischen Kämpfer besser ausgerüstet und trainiert waren, begannen sie außerhalb Srebrenicas zu operieren, sie brannten serbische Dörfer nieder, töteten deren Bewohner und zogen sich dann schnellsten wieder zurück in die Sicherheit, die ihnen der sichere Hafen der UN bot.
Diese Angriffe erreichten ein Crescendo (Höhepunkt) im Jahr 1994 und zogen sich hin bis ins Frühjahr 1995, nachdem die kanadische Infanterie, die dort drei Jahre lang stationiert gewesen war durch ein größeres holländisches Kontingent ersetzt wurde.
Die bosnischen Serben mögen zwar die schwereren Waffen gehabt haben, aber die bosnischen Muslime machten dies durch ihre Infanteriekünste wett, die man in dem felsigen Gebiet rund um Srebrenica so sehr benötigte.“ (The Globe and Mail, 14. Juli 2005)
Auch MecKenzie schien mit solchen Statements nicht die gewünschte Linie vertreten zu haben, denn gegen ihn startete man später eine Verleumdungskampagne und behauptete, er sei von der serbischen Lobby in den USA mit 15.000 $ geschmiert worden. Unabhängig davon, ob das stimmt oder erfunden wurde (ich persönlich halte letzteres für wahrscheinlicher):
Er kann mit seiner Einschätzung nicht soweit daneben gelegen haben. Denn selbst der damalige Oberbefehlshaber der ArmijaBIH, General Sefer Halilovic, räumte am 05. April 2001 im Prozess gegen Radislav Krstic in Den Haag ein, dass es „in jenen Tagen eine große Zahl von Befehlen für Sabotageoperationen von den Sicherheitszonen aus“ gab. (010405it)
Dass die Verantwortlichen auf diese Weise eine serbische Reaktion provozieren wollten bzw. die spätere Einnahme Srebrenicas durch die Serben billigend in Kauf nahmen, bestätigte auch der SDA-Funktionär Ibran Mustafic indirekt in seiner Einschätzung, die er nach Kriegsende machte (weiter unten in Gänze zitiert):
„….Wenn ich den Befehl erhalten hätte, die serbische Armee aus der demilitarisierten Zone heraus anzugreifen, hätte ich den Befehl bedenkenlos verweigert, und ich hätte von der Person, die den Befehl erteilt hat, verlangt, dass diese ihre Familie nach Srebrenica bringen soll und dann hätte ich ihr ein Gewehr in die Hand gedrückt, damit diese Angriffe aus der demilitarisierten Zone heraus durchführen kann. Ich wusste, dass es verächtlich war, denn diese eiskalt kalkulierten Maßnahmen haben mein Volk in eine Katastrophe gestürzt. Die Befehle kamen aus Sarajevo und Kakanj.“ (Slobodna Bosna, 17.06.96)
Die gleichen Schlüsse zieht auch der vom Niederländischen Institut für Kriegsdokumentation (Nederlands Instituut voor Oorlogsdocumentatie, kurz „NIOD“) erarbeiteten Srebrenica-Bericht (auch bekannt als „NIOD-Report“) – mit 3.496 Seiten und über 900 befragten Zeugen die bislang umfassendste Analyse zu Srebrenica. Den gibt es hier auf Englisch:
https://www.niod.nl/en/srebrenica-report