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Gelöschtes Mitglied 11254
Guest
Gern geschehen, würde ich vielleicht ähnlich machen wenn ich mich so blamiert hätte wie du
...du verwechselst uns beide gerade aber das ist nicht so schlimm ...
Gern geschehen, würde ich vielleicht ähnlich machen wenn ich mich so blamiert hätte wie du
Bin ich nicht, aber es gibt auch kritisches zur SPÖ von mir und diese Partei ist weit davon entfernt perfekt zu sein. Ich hinterlasse Kritik gerne bei jenen die ich kritisiere, auf Facebook ist es so, dass ich bei fast jeder FPÖ-Seite gesperrt bin, bei SPÖ und ÖVP nicht, nicht einmal bei seiner Kürzlichkeit, was ich ihm auch positiv anrechne.Seids dem Piefke net bös, aber ich hab den Eindruck ihr nehmt euch beide beim "Whataboutism" wenig. Kann mich nicht erinnern mal was kritisches zur SPÖ von Ivo (ausser vielleicht: "ich sage nicht die SPÖ sei perfekt, aber....") oder zur FPÖ von Vuko gelesen zu haben.
GedankenIch habe lange darüber nachgedacht ob ich etwas zum Thema Diskriminierung schreibe.
Auch, weil es ein persönliches Thema ist, dass mir sehr nahe geht.
Nur bei den Entwicklungen, die in komplett Europa sichtbar sind und zuletzt auch in Thüringen muss ich mich dazu äußern.
Wer mich persönlich kennt weiß, dass ich ein Freund davon bin viele Meinungen zuzulassen und darüber zu diskutieren.
Demokratie und Freiheit lebt von Kompromiss und Reibung.
Nur gibt es Dinge, über die ich nicht mehr diskutieren kann und will.
Vor allem nicht mit Menschen, die noch nie in ihrem Leben diskriminiert wurden.
Ich lebe in einem der reichsten Länder der Welt, hatte das Glück eine gute Bildung zu erfahren, ich weiß sehr zu schätzen wie gut es uns eigentlich im “Goldenen Westen“ geht.
Aber das war nicht immer so.
Und um diese Menschen die keine Ahnung davon haben, aber mitdiskutieren ein wenig zu sensibilisieren schreibe ich diesen kleinen Text.
Ich bin in einem Land aufgewachsen, das heute nicht mehr existiert.
Es war Krieg.
Also ging es nach Österreich wo ich lebte und in Deutschland ging Ich zur Schule.
Ich weiß genau welches Privileg wir alle hier leben.
Und ich weiß genau wie Krieg funktioniert und wohin Hass und Nationalismus führen.
Es war normal für mich, dass wir jedes Jahr die Wohnung wechselten,
weil wir nicht wussten, ob wir noch ein Jahr in Österreich bleiben durften.
Es war normal für mich, dass meine Eltern,
trotz sehr guter Schuldbildung sich in Jobs abrackerten,
damit wir es mal besser haben.
Es war normal für mich mit 10 jede Nacht zu beten,
damit nicht wieder der Krieg ausbricht.
Gott hat mir da nicht zugehört, es war wieder Krieg in „meinem“ Land.
Als man in der dritten Klasse das erste Mal „Scheiß Ausländer“ zu mir sagte,
konnte ich noch gar nicht so gut Deutsch.
Ich verstand aber genau was da zu mir gesagt wurde.
Also schlug ich zu.
Das war meine erste und letzte Prügelei.
Wir machten einen Stuhlkreis und man erklärte mir wieso mein Verhalten falsch war.
Als ich dank Grenzgebiet ins deutsche Schulsystem wechseln musste,
musste ich jeden Tag meinen Pass dabei haben.
Ich wurde als Jugendlicher mindestens 2x jeden Monat von der Polizei kontrolliert.
Und jedes Mal gab man meine Daten durch.
Erst als sie sahen, dass ich eine weiße Weste hatte wurden die Polizisten freundlich zu mir.
Einmal habe ich meinen Pass vergessen.
Ich war da 16 und auf dem Weg zur Schule.
Die Polizei nahm mich mit auf die Wache.
Nahm meine Fingerabdrücke und hielt mich 2 Stunden lang fest,
bis mein Pass vorbeigebracht wurde.
Zur Schule kam ich so 3 Stunden zu spät.
Mit 13 entdeckte ich meine Liebe zum Schreiben.
Bei meiner mittleren Reife bekam Ich von meinem Deutschlehrer eine 4 für meine Abschlussarbeit.
Als Ich nach dem Grund fragte, sagte er:
Man merkt dir eben noch sehr an, dass es nicht deine Muttersprache ist.
Damals hatte ich schon 2 Preise für Texte von mir gewonnen.
Er hat mich vor 4 Monaten zufällig getroffen und meinte:
„Bei dir hat man schon damals gesehen, dass du irgendwann etwas mit Sprache machen wirst.“
Ich wuchs am Dorf auf.
Wo in Kneipen bis heute über Ausländer immer geschimpft wird.
Ich habe lange diskutiert.
Dann kam immer: Wir meinen ja nicht welche wie dich.
Du bist ja einer von den Guten.
Nein, ihr meint nicht mich.
Ihr meint meine Familie, ihr meint meine Cousins,
ihr meint die Menschen, die für euch die „Drecksjobs“ machen,
ihr meint uns alle.
Wenn ich in meinem Dorf etwas gutes vollbracht habe,
zum Beispiel früher im Ehrenamt bei der Jugendarbeit oder heute als Poet,
war Ich immer einer von Ihnen.
Wenn Ich einmal Scheiße gebaut habe (und auch dass ist passiert),
war ich immer der Jugo.
Als Jugendlicher organisierte ich jahrelang ehrenamtlich als Obmann den Jugendtreff.
Als eine Party (an der ich nicht anwesend war) eskalierte und ein Nachbar sich gestört fühlte,
rief die Polizei mich am nächsten Tag an.
Sie warnten mich, der Nachbar sei Jäger und er habe angekündigt diesem „Tschick“ eine Lektion zu erteilen, wenn er ihn sieht.
Man riet mir am besten ein paar Wochen den Jugendtreff zu meiden.
Als Ich mit 19 vor einer Disco in Sonthofen beobachtete, wie zwei „besorgte Bürger“ eine junge Frau verbal belästigten, griff Ich ein.
Und wurde diesen Tag von Ihnen ins Krankenhaus geprügelt.
Als ich in der Lehre war, meinte mein Vorgesetzter zu mir:
Red mal mit der Putzfrau und sag sie soll gescheit putzen,
du verstehst doch sicher ihre Sprache.
Ich kann viele Sprachen, aber rumänisch (was sie sprach) ist kein serbokroatisch.
Als ich mein Abitur auf der Berufsoberschule nachholte,
bekam jeder Schüler der die Mindestanforderungen erfüllte BaFög.
Ich erfüllte die Mindestanforderungen.
Bekam es aber Nicht.
Als ich mir dann einen Nebenjob suchte,
klappte es gut, bis die Behörden davon Wind bekamen.
Und wissen wollten, wieso ein österreichischer „Ausländer“ einen Nebenjob in Deutschland hat.
Meine Chefin musste sich sehr dafür einsetzten, dass ich den Job behalten durfte.
Als ich meinen Führerschein machen wollte, musste ich ihn 90 Kilometer weit wegmachen.
Weil ich im Grenzgebiet lebe und mein Tal keine Fahrschule hatte.
Als ich vor 5 Jahren während eines Poetry Slams einen Text zum Thema Asylanten brachte,
dessen Message ein „Mensch ist ein Mensch und Papier ist nur Papier“ ist,
und ich vor 500 Menschen meine Gage verbrannte bekam ich viel Unterstützung.
Aber auch 4 Drohungen der körperlichen Gewalt an mich, einige davon wussten sogar, wo ich wohne.
Ich postete die Nachrichten auf Facebook. Und hörte nie wieder etwas von Ihnen.
Als ich letzten November meinen ersten Landesmeister Titel gewann,
kam ein Zuschauer zu mir und gratulierte mir.
Es ist sehr beeindruckt, dass „einer wie Ich“ sowas schafft.
Das waren ein paar Momente aus meinem Leben.
Bei weitem nicht alle.
Und Ich weiß, dass es mir noch gut geht.
Ich konnte mich immer wehren.
Außerdem bin ich männlich, weiß, heterosexuell, christlich geprägt.
Mir „sieht“ man es nicht an.
Aber wie müssen sich diejenigen mit einem anderen Geschlecht fühlen?
Aber wie müssen sich diejenigen mit einem anderen Hautfarbe fühlen?
Aber wie müssen sich diejenigen mit einer anderen sexuellen Gesinnung fühlen?
Aber wie müssen sich diejenigen mit einem anderen Glauben fühlen?
Ich kann nur eine Ahnung haben, wie sie sich fühlen.
Und genau deshalb will ich ein und für alle Mal für mich klarstellen:
Wenn du weiß, privilegiert, männlich und nie diskriminiert wurdest,
spare dir einfach deine "besorgte" Meinung dazu.
Weil du keine Ahnung hast, wie sich das anfühlt.
Ich stehe 80x pro Jahr auf Bühnen vor Hunderten von Menschen.
Deshalb ist es für mich wichtig etwas zu sagen,
da viele die diese Diskriminierung erleben leider keine Stimme haben.
Jede Form der Diskriminierung ist scheiße.
Und wir haben lang genug über die Sorgen der „besorgten Bürger“ geredet.
Reden wir endlich über die Sorgen von denjenigen, gegen die gehetzt wird.
Ich habe schon zweimal erlebt, was Krieg anrichtet.
Und es fing mit Lügen, Populismus, Hetze und Nationalismus an.
Ich will das nicht wieder erleben.
Che Guevara hat nicht alles in seinem Leben richtig gemacht.
Aber in seinem Abschiedsbrief an seine Kinder hat er einen sehr wahren Satz gesagt:
„Seid vor allem immer fähig, jede Ungerechtigkeit gegen jeden Menschen an jedem Ort der Welt im Innersten zu fühlen.“
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