Hier gibt es einige gute Quellen, vor allem auch Audioaufzeichnungen von Zeugen bzw. Betroffenen
Ihr größtes Ausmaß erreichten die „ethnischen Säuberungen“ und Vertreibungen in Bosnien-Herzegowina, wo ab dem Frühjahr 1992 ebenfalls ein Bürgerkrieg ausbrach. Begingen zunächst vor allem bosnische Serben diese Kriegsverbrechen zumeist in den Gebieten, die an Serbien und die Republik Serbische Krajina grenzten, gingen im Laufe des Krieges auch kroatische und bosnische militärische Einheiten dazu über, Angehörige der gegnerischen Ethnien aus den eroberten Gebieten zu vertreiben oder zu ermorden.
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Auch die bosnischen Regierungstruppen begingen im Zeitraum von 1993–1995 während des Kampfes mit der HVO sowie bei der Rückeroberung serbisch besetzter Gebiete zahlreiche Kriegsverbrechen, wie Vergewaltigung, Folter und Massenexekutionen, was aber von der medialen Berichterstattung nur wenig beachtet wurde. Dies lässt die Schlussfolgerung zu, dass die muslimischen Bosnier von Politik und Medien viktimisiert und weniger als kriegsführende Partei wahrgenommen wurden. Dass jedoch auch muslimisch-bosnische politische Entscheidungsträger klare Vorstellungen von einem Zusammenleben von Serben und Kroaten hatten, zeigt ein O‑Ton des Verwaltungspräsidenten von Hrasnica, einer Gemeinde am Rande Sarajewos, Husein Mahmutović, im Gespräch mit den Journalisten im am 27. August 1992 ausgestrahlten Abendjournal: Er verwendet das Wort „reinigen“ im Zusammenhang mit der Eroberung der Stadt, bei der viele schwere Waffen durch die bosnischen Muslime erbeutet wurden (Audioquelle 62, Abendjournal vom 27. August 1992: Beitrag 11). Die 3.000 Serben aus Hrasnica sind zum Großteil geflohen, wurden vertrieben oder interniert. Im Keller des örtlichen Polizeireviers befindet sich ein provisorisches Gefangenenlager, wo auch Zivilisten unter unklaren Umständen festgehalten werden.
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