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Nachrichten aus der Türkei

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Austro-Firmen in der Türkei: „Es ist widersprüchlich“
Printausgabe der Tiroler Tageszeitung vom Mo, 02.01.2017
Georg Karabaczek, österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Istanbul, berichtet von Schikanen bei Ausschreibungen. Dennoch sieht er Potenzial.

Interview:
Hat der Putschversuch in der Türkei die österreichischen Exporte in das Land beeinträchtigt?

Georg Karabaczek: Der Putschversuch hat sich natürlich negativ auf die Wirtschaft ausgewirkt. Das türkische Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im dritten Quartal 2016 um 1,8 Prozent geschrumpft. Wir nehmen an, dass die österreichischen Exporte, die im Vergleich zu 2015 generell schwächer waren, wahrscheinlich gegen Ende des Jahres sich nochmals verlangsamt haben. Jetzt muss man dazu sagen, dass 2015 ein sehr gutes Jahr war — in den ersten drei Monaten sind unsere Exporte um ca. 15 Prozent gestiegen. In den ersten neun Monaten 2016 gab es allerdings ein Minus von 5,4 Prozent. Das ist jetzt noch nicht dramatisch. Wir werden sehen, was das ganze Jahr gebracht hat.

Welche Konsequenzen hatte der politische Schlagabtausch zwischen Wien und Ankara für die Austro-Firmen in der Türkei?

Karabaczek: Die österreichischen Firmen spüren hier Gegenwind. Das erzählen sie uns auch und sie haben auch sicher einige Aufträge verloren. Ich glaube aber nicht, dass das in die Millionen geht. Die Stimmung, die Atmosphäre bei den Unternehmen ist ungut. Bei öffentlichen Ausschreibungen spüren sie, dass sie etwas mehr schikaniert werden als üblich.

Wie sehen diese Schikanen aus?


Karabaczek: Die Türkei legt die Zoll- und Ausschreibebestimmungen sehr genau aus. Das kann man ganz genau auslegen oder „nur" genau auslegen. Jeder Beistrich wird da hinterfragt.

Werden heimische Unternehmer auf die Türkei-Politik angesprochen?

Karabaczek: Ja. Sie verstehen nicht ganz, warum Österreich sich jetzt so verhält. Ihre türkischen Geschäftspartner wundern sich, was in Österreich los ist und warum Österreich denn jetzt plötzlich so türkeifeindlich gesinnt ist. Ich habe eben auch schon von einigen Fällen gehört, wo gesagt wurde: Im Moment möchten wir von euch nichts kaufen. Aber noch sind die meisten Geschäftspartner eher aufs Geschäft ausgerichtet und im Moment gibt es sicher noch keinen Boykott österreichischer Produkte.

Würde die Visa-Liberalisierung mehr türkische Investoren nach Österreich bringen?

Karabaczek: Natürlich hilft die Visa-Liberalisierung für den Reiseverkehr, ich denke da aber an den Tourismus — also türkische Touristen in Österreich. Die Zahlen nahmen in letzter Zeit stark zu. Ein Visum würde aber keinen Geschäftsmann davon abhalten, in Österreich zu investieren.

Österreich war in den letzten Jahren unter den führenden Investoren in der Türkei. Ist das noch so?

Karabaczek: Es ist etwas widersprüchlich. Einerseits war Österreich in der ersten Jahreshälfte wieder einer der Top-Investoren. Ich weiß konkret von vier österreichischen Firmen, die nach dem Putschversuch noch entschieden haben, zu investieren. Also die, die schon in der Türkei tätig sind, sehen das Ganze etwas nüchterner und sehen durchaus Chancen, die hier mittel- und langfristig weiterhin gegeben sind. Andererseits sind viele Geschäftsleute zurückhaltend: Wir sehen, dass kaum Delegationen kommen.

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