Man meint, dass im Moment Vieles aus dem Ruder läuft in Mazedonien. Ist wohl wirklich so, aber ich denke, dass der Grossteil der negativen Stimmung durch die Medien verursacht wird. Wie dem auch sei, Fakt ist, dass es ein Riesenfehler war, dass die Albanerparteien ihre Agenda in Tirana gemacht haben. Innenpolitische Dinge werden nicht im Ausland diskutiert, auch wenn es die Albaner betrifft. Albanien soll für sich schauen. Die haben im Moment mit den Demokraten und der Korruption genug eigene Probleme und auch wenn sie keine Probleme hätten, haben sie sich nicht in Mazedonien einzumischen, solange die Menschenrechte der Albaner nicht bedroht werden. Und das werden sie mit Bestimmtheit nicht. Auch wenn das einzelne Albaner hier denken, vor allem die aus dem Kosovo. Und an die gleiche Adresse: Die Albanerparteien wollen keine Teilung Mazedoniens. Das ist noch nie seit 2001 ernsthaft zur Debatte gestanden.
Wieso sich der albanische Staatspräsident überhaupt meldet, verstehe ich nicht. Ablenkung von eigenen innenpolitischen Problemen?
Die negative Stimmung ist zu einem beträchtlichen Teil auch durch die VMRO-DPMNE bzw. deren Sympathisanten verursacht. Mittlerweile gibt es täglich Zwischenfälle, wo Journalisten bedroht und beleidigt werden. Mazedonische Lehrkräfte, die Mitglieder der VMRO-DPMNE sind, terrorisieren ihre Schulen, allen voran Schüler, deren Eltern nicht bei der VMRO-DPMNE sind. Es gibt mittlerweile auch fast täglich gewalttätige Zwischenfälle, wo Menschen wegen ihrer Ethnie oder ihrer Parteizugehörigkeit zusammengeschlagen werden.
VMRO-DPMNE-Mitglieder verteilen in Städten unwahre Behauptungen, von wegen es gebe in Zukunft eine Geldstrafe, wenn man nicht Albanisch kann. 
Aber ich schätze, dass bei all diesen Fällen Nationalisten am Werk waren. Von daher sind sie nicht wirklich ernst zu nehmen.
Das wahre Problem ist im Moment der Machtdurst der VMRO-DPMNE, die nicht von ihrer Vormachtstellung im Land wegrücken will. Sie sind es, welche aktuell die Demokratie bedrohen. Und sie werden nie vergessen, was die BDI gemacht hat. Die wählerstärkste Albanerpartei hat sich 2017 plötzlich entschieden, grundlegend die Stellung der Albaner zu verändern. Wo waren sie die letzten 10 Jahre? Sie sind zwar die Königsmacher für eine eventuelle Regierungskoalition, weswegen die anderen Albanerparteien auf sie angewiesen sind, aber eine unehrlichere Partei als die BDI gibt es im Moment nicht. Sie ist eine Hure. Anders kann man das nicht beschreiben.
Ich sehe nur bei folgendem Szenario eine erfolgreiche kurzfristige Zukunft für Mazedonien:
– Die Albanerparteien treffen sich ein zweites Mal und handeln ein Abkommen mit Reformen aus, das nicht soweit geht wie die Agenda von Tirana, aber doch die patriotischen Gemüter beruhigen sollte.
– Die VMRO-DPMNE hört mit ihrer Propaganda auf und gesteht sich ein, die Verliererin der Wahlen und der aktuellen Politik zu sein.