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Neues aus Saudi-Arabien

Die Revolution beginnt in der Wüste
Saudi-Arabien: Wenn Sie das hören, woran denken Sie dann? Ich tippe mal: bärtige Islamisten, vollverschleierte Frauen, Todesstrafe, Ölreichtum, Mekka und Medina, ganz viel Wüste und dazwischen ein paar kitschige Wolkenkratzer. Vielleicht erinnern Sie sich auch noch an den Journalisten Jamal Khashoggi, den der Kronprinz Mohammed bin Salman zersägen und in Säure auflösen ließ.

Und wissen Sie was? Sie haben recht! All das gab und gibt es in diesem düsteren Königreich. Saudi-Arabien ist einerseits eine mittelalterlich anmutende Diktatur, in der wenige Superreiche sich am Erdölreichtum laben, Männer die Frauen unterdrücken, Regimekritiker eingekerkert, ausgepeitscht oder ermordet werden und überhaupt vieles zum Schlechten bestellt ist. Daran ändert auch nichts, dass die Scheichs in jüngster Zeit versuchen, ihr Image mit astronomischen Gehältern für alternde Fußballer, geschmierten Weltmeisterschaften und überambitionierten Bauprojekten aufzubessern. In der internationalen Politik galt deshalb lange die einfache Regel: Nimm das Öl der Saudis und gib ihnen dafür ein paar Waffen, ansonsten halt dich fern von diesen Hinterwäldlern.

Doch die Dinge entwickeln sich, seit fünf Jahren sogar rasant, deshalb sollte man heute genauer hinschauen. Wenn Sie das getan und ganz genau hingeschaut haben, werden Sie bemerkt haben, dass ich oben "einerseits" geschrieben habe – ein Wort, das zwingend ein zweites nach sich zieht.

 
Mega-Bauprojekt soll schon 21.000 Tote gefordert haben
Saudi-Arabien baut auf einer Fläche so groß wie Belgien Wolkenkratzer in die Wüste. Das Projekt kostet enorm viele Menschenleben.

Einem aktuellen Bericht zufolge sind bei den Bauarbeiten im Zuge des futuristischen Projekts "Saudi Vision 2030" bereits 21.000 Arbeiter aus Nepal, Bangladesch und Indien ums Leben gekommen. Diese Zahl nennt eine Dokumentation des britischen Fernsehsenders ITV – und sie passt zu bereits zuvor erhobenen Daten. Wie der "Guardian" im Frühjahr berichtet hatte, zählte die Regierung von Bangladesch 1.502 Arbeiter, die allein im Jahr 2022 in Saudi-Arabien den Tod fanden.

 
Mega-Bauprojekt neben Großer Moschee in Mekka geplant
Geplant sind 50.000 Wohneinheiten, 16.000 Hotelzimmer und 900.000 Gebetsplätze sowie neue Einkaufsbezirke, Restaurants, Kultur- und Freizeitangebote

Riad/Mekka – In Saudi-Arabien soll neben der für Muslime heiligsten Stätte in Mekka ein riesiges Bauprojekt entstehen und Infrastruktur schaffen für Wohnen, Tourismus, Geschäfte und Kultur. "King Salman Gate" heißt das Projekt, das der Kronprinz und faktische Herrscher Mohammed bin Salman am Mittwoch ankündigte. Es soll eine Fläche von rund zwölf Quadratkilometern umfassen, was etwa der Dimension eines der größten Flughäfen weltweit, Heathrow in London, entspricht.

Geplant sind 50.000 Wohneinheiten, 16.000 Hotelzimmer und 900.000 Gebetsplätze in Innen- und Außenbereichen. In unmittelbare Nähe liegt die Große Moschee von Mekka mit der würfelförmigen Kaaba im Innenhof – die heiligste Stätte für Muslime. Dazu kommen neue Einkaufsbezirke, Restaurants, Kultur- und Freizeitangebote und Transportmittel mit direkter Verbindung in die Moschee. Erstmals sollen Muslime aus Ländern weltweit auch die Möglichkeit haben, Wohnimmobilien zu kaufen. Bisher ist das nur in seltenen Fällen erlaubt.

Unabhängiger vom Öl
Mekka war noch vor gut 100 Jahren eine überschaubare Stadt mit recht einfachen, meist einstöckigen Bauten. Nach Entdeckung des Öls in Saudi-Arabien im Jahr 1938 begannen Modernisierungen in mehreren Wellen, um für die wachsende Zahl an Pilgerinnen und Pilgern Platz zu schaffen. Auch die Große Moschee wurde mehrfach erweitert. Ziel ist, bis 2030 jedes Jahr 30 Millionen Pilger in Mekka zu empfangen.

 
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