Hört sich ziemlich hilflos und chaotisch an, was man in diesem Zusammenhang tun will.
Man wollte/musste verkaufen, hergeben will man es aber nicht. Der griechische Weg eben...
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Die EU hat die ganen Griechischen Neubaustrecken mit viel Kohle finanziert. Wie lange wird daran "gebaut"?
Das hast du jetzt aber ein wenig oberflächlich dargestellt...
Von Neubaustrecken in Griechenland ist mir gerade nichts in Erinnerung.
Der Spiegel schrieb am 24.08.2015:
Die Zukunft endet bei Kilometer 231. Am Bahnhof in Domokos spannen Arbeiter eine Diesellok vor den Intercity 55 aus Thessaloniki. Sie zieht den Zug auf die Strecke Richtung Athen, die die nächsten 122 Kilometer lang eingleisig und nicht elektrifiziert ist. Noch immer fehlt auf der Neubaustrecke zwischen den beiden größten Städten Griechenlands der Lückenschluss. Eigentlich sollte er längst fertig sein. Stattdessen zuckeln die Intercitys weiterhin mit 60 Stundenkilometern durch die Berge. Bis in die Hauptstadt sind es noch vier Stunden.
In Domokos, wo die Zukunft der griechischen Eisenbahn vorläufig endet, beginnen die Probleme des deutschen Finanzministers Wolfgang Schäuble (CDU).
Die Syriza-Regierung von Premierminister Alexis Tsipras soll Milliarden mit der Privatisierung von staatlichen Betrieben einnehmen. Regionale Flughäfen sollen verkauft werden, Energieunternehmen - und auch die Eisenbahngesellschaft Trainose. Es ist der zweite Anlauf. Der erste Versuch, das staatliche Bahnunternehmen loszuschlagen, war vor zwei Jahren gescheitert. Kann es jetzt klappen?
(Anm. Jezersko: Schon 2015 war Trenitalia der einzige Bieter – damals ca. 50 Mio. €)
Wer mit der maroden Staatsbahn unterwegs ist, dem wird klar: Viel Geld wird für diese Eisenbahn niemand bezahlen wollen. Die griechischen Züge sind langsam, alt und unpünktlich. Das Streckennetz ist ein Flickenteppich - und der Ruf ruiniert.
Nach sechs Stunden Fahrzeit, und um 46 Minuten verspätet, erreicht Intercity 55 an diesem Tag im August Athen. Die Fahrgäste murren nicht, sie sind solche Verspätungen gewohnt. Selten kommt hier ein Intercity pünktlich an. Die meisten Griechen sind lieber mit dem Auto oder Bus unterwegs. Sie legen nur 0,7 Prozent ihrer Reisekilometer mit der Bahn zurück. In Deutschland sind es 8,4 Prozent.
Trainose war 2005 als Tochter der staatlichen Eisenbahngesellschaft Organismós Sidirodrómon Elládos (OSE) gegründet worden. Trainose betreibt die Güter- und Personenzüge als Monopolist,
die Mutterfirma OSE stellt als Betreiber der Infrastruktur die Gleise und Bahnhöfe bereit.
OSE steht beispielhaft für das griechische Staatsversagen der vergangenen Jahre. Die Liste der Fehlplanungen ist grotesk:
Auf der Halbinsel Peloponnes sind Strecken mit EU-Geld saniert und kurz darauf eingestellt worden. Im Athener Hauptbahnhof wurden drei neue Bahnsteige gebaut, die niemand benötigt. Der Stationsvorsteher schüttelt bloß den Kopf, als er darauf angesprochen wird. Es habe Probleme beim Bau gegeben, sagt er.
Auf vielen Nebenstrecken fuhren die Bahnen fast ohne Fahrgäste
Als die Politiker sich zu Beginn der Finanzkrise OSE genauer anschauten, offenbarten sich finanzielle Abgründe.
Das Unternehmen machte im Jahr 2009 mehr als zwei Millionen Euro Miese - pro Tag. Hinzu kamen die Verluste des Zugbetreibers Trainose: allein im Jahr 2009 etwa 230 Millionen Euro.
Auf vielen Nebenstrecken fuhren die Bahnen fast ohne Fahrgäste, dafür aber mit mehreren Zugführern. Lokführer verdienten bis zu 3500 Euro netto; die starken Gewerkschaften hatten teils horrende Zuschläge herausgehandelt.
Die Regierung unter dem damaligen Premierminister Georgios Papandreou verordnete der Bahn daraufhin ein Reformprogramm. Der Verkehr auf einigen unrentablen Strecken wurde eingestellt. Hunderte Bedienstete verloren ihren Job, manche fingen in anderen Staatsunternehmen an. Die Gehälter der verbliebenen Beamten wurden gekürzt, die Verbindungen ins Ausland gekappt. Mittlerweile rollt nach Belgrad und Sofia wieder ein Nachtzug.
2012 wies Trainose erstmals einen Gewinn nach Steuern aus, der im folgenden Jahr laut Bilanz auf fast zwei Millionen Euro kletterte. Unklar ist, wie viel Kosmetik hinter diesen Zahlen steckt.Die EU-Kommission hatte Athen zuvor vorgeworfen, den Zugbetreiber Trainose staatlich zu subventionieren.
Dem griechischen Privatisierungsfonds Taiped kamen die schwarzen Zahlen gelegen. Er begann im Jahr 2013 mit der Privatisierung von Trainose. Damals war unter anderem die russische Eisenbahn an einer Übernahme interessiert. Doch zu einem Deal kam es nicht. Laut der griechischen Zeitung "Kathimerini" konnte man sich nicht einigen, was bei einer Übernahme mit den angehäuften Schulden des Unternehmens passieren soll.
Die starke Eisenbahngewerkschaft ist gegen die Privatisierung
Jetzt will Athen einen weiteren Versuch starten. Die Österreichische Bundesbahn (ÖBB) hat zwar ihr Interesse bekundet, ÖBB-Chef Christian Kern schloss aber in einem Interview mit dem Magazin "Trend" jüngst aus, einen positiven Kaufpreis zu bezahlen. Mit anderen Worten: Er will die griechischen Bahnen zum Nulltarif haben oder rechnet sogar noch mit einer Entschädigung für die anstehenden Sanierungsmühen.
Das Problem: Ein Käufer von
Trainose (
EVU = Eisenbahn Verkehrsunternehmen) muss sich weiter mit der maroden Infrastruktur herumplagen, die OSE zur Verfügung stellt. Unter dieser Bedingung wird es kaum möglich sein, mit Bussen und Pkw zu konkurrieren. Nur 17 Prozent des Bahnnetzes sind bisher elektrifiziert, im Vergleich zu fast 60 Prozent in Deutschland. Zudem stemmt sich die starke Eisenbahngewerkschaft gegen die Privatisierung.
Als einzige rentable Strecke gilt die Verbindung von Thessaloniki nach Athen. Bis zum Frühling 2017 soll der Lückenschluss auf der Schnellstrecke in Zentralgriechenland stehen. Die Intercitys von Athen nach Thessaloniki sollen dann nur noch dreieinhalb Stunden brauchen. Die Strecke werde durchgängig elektrifiziert sein, das aufwendige Umspannen auf Dieselloks in Domokos würde entfallen.
Auf der gleichen Seite teilt Ergose jedoch mit:
Auf einem bereits fertigen Streckenstück vor Athen hätten Metalldiebe und Vandalen große Teile der Oberleitung geklaut und zerstört. Dort müssten die Bauarbeiten nun wieder von vorne beginnen.