[FONT=Geneva,Arial,sans-serif]LUDWIGSHAFEN Zeki Karakaplan trauert still vor dem ausgebrannten Haus in Ludwigshafen. Der 63-Jährige hat bei der Brandkatastrophe am Sonntag seine 22 Jahre alte Tochter verloren, sein eigenes Leben konnte er retten.
Von[/FONT]
[FONT=Geneva,Arial,sans-serif] Marc Strehler[/FONT]
[FONT=Geneva,Arial,sans-serif] Jetzt steht der kleingewachsene Mann neben dem türkischen Minister für die Angelegenheiten der im Ausland lebenden Türken, Mustafa Said Yazicioglu, und wischt sich die Tränen aus den Augen. Drei Tage nach dem verheerenden Brand mit neun Toten in dem von türkischen Familien bewohnten Haus in Ludwigshafen bleibt die Katastrophe allgegenwärtig.[/FONT]
[FONT=Geneva,Arial,sans-serif] Auch Minister Yazicioglu zeigt sich bei seinem Besuch tief betroffen und betont das Interesse der Türkei an einer Aufklärung der Hintergründe. Die Ermittlungen müssten nun abgewartet werden. Er hat vier türkische Experten mitgebracht, die sich an der Arbeit der 50-köpfigen Sonderkommission beteiligen werden. Ein Misstrauen der Türkei gegenüber den deutschen Behörden? "Wir empfinden das nicht so", sagt der Chef der Staatskanzlei in Mainz, Martin Stadelmaier.[/FONT]
[FONT=Geneva,Arial,sans-serif] Auch gestern bleibt unklar, was die Tragödie am Sonntag ausgelöst hatte. Brandstiftung oder technischer Defekt? Das ist die entscheidende Frage, die die Menschen bewegt. Erstmals können gestern Ermittler das weitgehend zerstörte viergeschossige Gebäude in der Ludwigshafener Innenstadt betreten. Außerdem werden Brandmittelspürhunde in das Haus geschickt, wenn auch vorerst ohne greifbares Ergebnis.[/FONT]
[FONT=Geneva,Arial,sans-serif] Die Hunde können nur in einige Bereiche des Hauses vordringen, an vielen Stellen liegt noch zu viel Schutt. Die Tiere sollen mit ihren feinen Nasen erschnüffeln, ob jemand Benzin oder einen anderen Brandbeschleuniger in das Haus gebracht hatte. Zwei Mädchen hatten dem Verdacht Nahrung gegeben, dass es sich um einen Brandanschlag gehandelt haben könnte. Sie wollen einen Mann gesehen haben, der Feuer gelegt habe.[/FONT]
[FONT=Geneva,Arial,sans-serif] Die Ermittler halten sich bei der Bewertung dieser Aussagen noch zurück. Die Mädchen sollen erneut befragt werden. Der Leiter der Staatsanwaltschaft Frankenthal, Lothar Liebig, betont immer wieder, dass dies nur ein Baustein von mehreren in den Ermittlungen sei. Maria Böhmer (CDU), die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, warnt vor "zu voreiligen Schlüssen". Aber die Gerüchteküche brodelt: Es ist von Drohungen gegen eine Familie die Rede, im Erdgeschoss des Hauses soll früher ein Neonazi-Treff gewesen sein - fast jeder weiß eine andere Geschichte zu erzählen. Fakt ist: An den Eingang hat jemand das Wort "Hass" geschmiert - mit SS-Runen.[/FONT]
[FONT=Geneva,Arial,sans-serif] Hinter den Absperrgittern um den Brandort warten vor allem türkische Männer und Frauen auf Nachrichten, die ihnen Gewissheit über die Ursache bringen. An den Gittern zeugen viele Blumen von der Trauer. Jemand hat eine kleine türkische Flagge aufgehängt. Vor dem Haus sind viele Kränze ausgelegt.[/FONT]
[FONT=Geneva,Arial,sans-serif] Der Ludwigshafener Feuerwehrchef Peter Friedrich muss sich immer wieder Vorwürfen vor allem türkischer Medien stellen, seine Leute seien nicht schnell genug am Brandort gewesen. Am Mittwoch ist es dann auch für ihn zuviel. Friedrich bricht in Tränen aus. Inzwischen wird bereits über Personenschutz für die Feuerwehr diskutiert. "Hier werden Retter zu Mördern gemacht", beklagt der Ludwigshafener Polizeipräsident Wolfgang Fromm. [/FONT]