J
Jezersko
Guest
Du hast ein sehr wichtiges Thema angesprochen: Eines der größten Probleme dieses EX-Ju, war eben gerade nicht der unterschwellige Nationalismus, sondern das Unvermögen die große Kluft zwischen dem reichen bzw. reicheren Norden (insb Slowenien, Kroatien und Nordserbien) und dem "armen" Süden zu schließen. In Bosnien hingegen gab es eine rege Waffenindustrie, sodass es dort nicht so schlimm war, wie in Südserbien, Kosova, Teilen von Montenegro etc.
Es sind ja nicht unbedingt Bürger von Belgrad, Zagreb oder Laibach ausgewandert, sondern in erster Linie die Landbevölkerung, die keine Perspektive sah. Aber aufgrund ihrer guten Ausbildung waren sie im damaligen Europa sehr willkommen. Viele hatten bloß vor, im Ausland eine finanzielle Basis zu schaffen, um damit ein Haus in ihrer Heimat zu bauen und dann zurückzukehren....
Leider war es so, dass die Armut im EX-Ju durch das Nord-Süd-Gefälle auch bestimmten Gebieten, auf welchen bestimmte Völker lebten, zugeordnet werden konnte. So kam es dazu, dass beispielsweise manche Slowenen sagten, wieso sollen wir so hart für die Kosovaren, Montenegriner etc. arbeiten, während sie auf ihrer faulen Haut liegen können. Die gleiche Diskussion auf genau dem gleichen "Niveau" hast du jetzt auch innerhalb der EU in Zusammenhang mit den Griechen. Es wird behauptet 1 Deutscher arbeitet für 100 Griechen.
Es stimmt tatsächlich, dass die Leute damals wesentlich besser gelebt haben als jetzt. Es gab ein viel besseres Sozialsystem. Auch die medizinische Versorgung war besser.
Tito war ein großer Faktor auf der weltpolitischen Bühne, ein gern gesehener Gast. Er hat nicht nur mit den USA und (nach Stalin ) auch gute Kontakte zur UDSSR gehabt, den in letztere gingen viele Exporte, sondern auch zur Dritten Welt. Früher haben viele Afrikaner in Beograd studiert. Aber genau das ist gleichzeitig auch ein schwarzes Kapitel, denn in die Dritte Welt gingen insbesondere die in Bosnien produzierten Waffen. Mit diesen Waffenexporten sind insbesondere in den 70igern viele Überschüsse produziert worden. Anfang der 80iger kam die erste Krise und mit der Krise die ersten Kredite des IWF, IMF (wie auch immer diese Gebilde heißen), die entsprechende Bedingungen an die Vergabe dieser Kredite knüpften. Von da an ging es stetig bergab - die Leute nannten diese Phase "stabilizacija". Es kam zur Inflation. Und 1989 ist für EX-Ju mit dem Zusammenbruch der UDSSR ein wichtiger Exportmarkt von heute auf morgen zusammengebrochen. Aber dennoch ist es ihnen noch kurz vor dem Krieg gelungen, dieses EX-JU in wirtschaftlicher Hinsicht doch noch zu stabilisieren. Aber andere hatten "besseres" vor....
Du siehst leider alles bloß durch diese Kriegsbrille.
Ich will Dir nicht zu nahe treten, Babyblue, aber kennst Du Jugoslawien noch aus eigener Erfahrung oder nur von Erzählungen (von wem auch immer)?
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Wir hätten Alle eine blühende Zukunft gehabt!
Doch man hat uns Krieg, Zerstörung und Armut nach Jugoslawien gebracht!
Genau. Die ganze Welt war Schuld und hat den Krieg nach Jugoslawien gebracht! Falsch. Nicht die ganze Welt. Der Westen, die EU, die NATO, die USA. So wie heute in die Ukraine.