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Putin verspricht Schutz für verfolgte Christen im Ausland

warum lässt ihr sie nicht gehen?
Moin, Karl.

Schwieriges Thema und Gründe gibt es viele. Der Unabhängigkeitsbestrebungen unter Dudajew fielen in einen Zeitraum, wo die Russen arg mit dem Zerfall der SU zu knabbern hatten. Das bedeutete im Grunde Verlust von 1/3 "seines" Territoriums. Und dann stellt auch noch jemand die Integrität des Territoriums der Russischen Föderation in Frage. Das war vielleicht etwas zu viel. Im ersten Krieg haben auch russische Medien viel über Kriegsverbrechen und den Krieg an sich berichtet. Da ist bis nach dem Ersten Krieg sogar eine Stimmung gewesen "Lasst sie doch gehen!" Aber dann Bassajew, Ibn Al-Chattab und Konsorten in Dagestan, zweiter Krieg, Terroranschläge in Ossetien und Moskau, das hat die Stimmung auf russischer Seite sehr gekippt. Zumal dann die russische Öffentlichkeit beim Zweiten Krieg wiederum kaum etwas vom Krieg und all den Schrecken und Verbrechen mitbekam. Eine der wenigen mutigen Stimmen war Anna Politkowskaja.
Dann spielt aktuell noch hinein, dass jene, die zur Zeit für aktiven, bewaffneten Kampf stehen, tatsächlich eher fundamentalistischen Kreisen zuzuordnen sind. Siehe Doku Umarow. Er ist Tschetschene, auch einer der wenigen noch verbliebenen "Veteranen" sogar beider Tschetschenienkriege. Und er nennt sich "Emir von Nordkaukasus". Ihm geht es nicht mal "nur" um die Unabhängigkeit seines Landes, sondern um die Errichtung eines Art "Nordkaukasischen Emirats". Und das ist definitiv inakzeptabel für die Russische Föderation.

Und dann so allgemein: Man hat das Gebiet erobert, russisches Blut ist dafür geflossen. Man wird den Gebietsverlust sicher als einen großen Prestigeverlust ansehen. Und dabei hat man gerade wieder das Gefühl, als Russe seine "Würde" zurück bekommen zu haben. Befürchtungen eines Synergieeffekts mit anderen Regionen... Und natürlich geostrategische und -politische Überlegungen, dass man nicht völlig die Kontrolle in der Kaukasusregion aufgeben will. Rohstoffe, Pipelines usw.....

Nun ja...:-( Sorry, ist lang geworden
 
Heute in der Zeitung.

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Moin, Karl.

Schwieriges Thema und Gründe gibt es viele. Der Unabhängigkeitsbestrebungen unter Dudajew fielen in einen Zeitraum, wo die Russen arg mit dem Zerfall der SU zu knabbern hatten. Das bedeutete im Grunde Verlust von 1/3 "seines" Territoriums. Und dann stellt auch noch jemand die Integrität des Territoriums der Russischen Föderation in Frage. Das war vielleicht etwas zu viel. Im ersten Krieg haben auch russische Medien viel über Kriegsverbrechen und den Krieg an sich berichtet. Da ist bis nach dem Ersten Krieg sogar eine Stimmung gewesen "Lasst sie doch gehen!" Aber dann Bassajew, Ibn Al-Chattab und Konsorten in Dagestan, zweiter Krieg, Terroranschläge in Ossetien und Moskau, das hat die Stimmung auf russischer Seite sehr gekippt. Zumal dann die russische Öffentlichkeit beim Zweiten Krieg wiederum kaum etwas vom Krieg und all den Schrecken und Verbrechen mitbekam. Eine der wenigen mutigen Stimmen war Anna Politkowskaja.
Dann spielt aktuell noch hinein, dass jene, die zur Zeit für aktiven, bewaffneten Kampf stehen, tatsächlich eher fundamentalistischen Kreisen zuzuordnen sind. Siehe Doku Umarow. Er ist Tschetschene, auch einer der wenigen noch verbliebenen "Veteranen" sogar beider Tschetschenienkriege. Und er nennt sich "Emir von Nordkaukasus". Ihm geht es nicht mal "nur" um die Unabhängigkeit seines Landes, sondern um die Errichtung eines Art "Nordkaukasischen Emirats". Und das ist definitiv inakzeptabel für die Russische Föderation.

Und dann so allgemein: Man hat das Gebiet erobert, russisches Blut ist dafür geflossen. Man wird den Gebietsverlust sicher als einen großen Prestigeverlust ansehen. Und dabei hat man gerade wieder das Gefühl, als Russe seine "Würde" zurück bekommen zu haben. Befürchtungen eines Synergieeffekts mit anderen Regionen... Und natürlich geostrategische und -politische Überlegungen, dass man nicht völlig die Kontrolle in der Kaukasusregion aufgeben will. Rohstoffe, Pipelines usw.....

Nun ja...:-( Sorry, ist lang geworden

Eben diese Frau stellt den tschetschenischen Widerstand etwa so da:

Sie teilt die Tschetschenen in drei Kräfte. Einmal die pro-westlich,eigentlich
legitimierte Vertretung des tschetschenischen Volkes unter Maschadow (ich weiß nciht wie das jetzt nach seinem Tod aussieht)

Dann die von dir genannten Wahabiten unter Umarow.

Von beiden sagt Frau P. dass von ihnen bewaffneter Widerstand mehr ausgehe.

Es ist die dritte Kraft in Tschetschenien ,die heute noch kämpft. Es sind
in 10-50 Männern organisierte Widerstandskämpfer deren Motiv oft
persönliche Rache ist.
 
Und genau ten teil verstehe ich nicht, können die tschetschen was dafür, schließlich ist es ihr land und nicht eures. Freinkreich, GB haben auch ihre kolonien gehen lassen.
Und wie haben sie ihre Kolonien gehen lassen? Teilweise sehr sehr blutig. So wie fast jedes Imperium bislang ziemlich blutig zerfallen ist, da war die SU sogar noch relativ friedlich untergegangen.

Ich hatte das Privileg, mir einen Eindruck vor Ort verschaffen zu können. Ich persönlich würde und muss nicht auf Biegen und Brechen an ihnen festhalten. Zumal die größten Unheil in der Geschichte des tschetschenischen Volkes leider leider in großem Maße mit dem russischen Volk verbunden sind. Aber wie gesagt, das nicht so leicht aufzugeben was man sich einmal erkämpft hat ist nicht nur eine russische "Eigenart". Ich persönlich wäre nicht gegen ein Referendum. Wenn einigermaßen "Ehrlichkeit" dabei garantiert wird, wäre ich dafür den Willen dieser Menschen insbesondere nach allem was war zu respektieren. Aber versteh auch, dass ich mein Land nicht zerfallen sehen möchte und es mir wie jedem Russen aus vielen Gründen auch das Thema Tschetschenien wie auch insbesondere Unabhängigkeit/Abspaltung nicht leicht fällt. Zumal wir immer noch etwas am postimperialistischen Trauma leiden. Du musst es nicht nachvollziehen und erst recht nicht mir da zustimmen.
 
Und wie haben sie ihre Kolonien gehen lassen? Teilweise sehr sehr blutig. So wie fast jedes Imperium bislang ziemlich blutig zerfallen ist, da war die SU sogar noch relativ friedlich untergegangen.

Ich hatte das Privileg, mir einen Eindruck vor Ort verschaffen zu können. Ich persönlich würde und muss nicht auf Biegen und Brechen an ihnen festhalten. Zumal die größten Unheil in der Geschichte des tschetschenischen Volkes leider leider in großem Maße mit dem russischen Volk verbunden sind. Aber wie gesagt, das nicht so leicht aufzugeben was man sich einmal erkämpft hat ist nicht nur eine russische "Eigenart". Ich persönlich wäre nicht gegen ein Referendum. Wenn einigermaßen "Ehrlichkeit" dabei garantiert wird, wäre ich dafür den Willen dieser Menschen insbesondere nach allem was war zu respektieren. Aber versteh auch, dass ich mein Land nicht zerfallen sehen möchte und es mir wie jedem Russen aus vielen Gründen auch das Thema Tschetschenien wie auch insbesondere Unabhängigkeit/Abspaltung nicht leicht fällt. Zumal wir immer noch etwas am postimperialistischen Trauma leiden. Du musst es nicht nachvollziehen und erst recht nicht mir da zustimmen.

Und weil die anderen das nicht korrekt genug hinbekommen haben, soll es Russland jetzt genauso tun?
Du willst dein Russland nicht zerfallen sehen, Tschetschenien ist aber gerade einmal 0,5% des russischen Staatsgebietes. Der einzige Grund, weshalb Russland Tschetschenien bei sich behalten will, sind die Ressourcen.
 
Und weil die anderen das nicht korrekt genug hinbekommen haben, soll es Russland jetzt genauso tun?
Du willst dein Russland nicht zerfallen sehen, Tschetschenien ist aber gerade einmal 0,5% des russischen Staatsgebietes. Der einzige Grund, weshalb Russland Tschetschenien bei sich behalten will, sind die Ressourcen.
Ich habe die Kriege und damit einhergehenden Verbrechen nie befürwortet oder gerechtfertigt. Sicher spielen Ressourcen und geostrategische Interessen eine Rolle. Das hatte ich selbst geschrieben und auch nicht bestritten. Aber auch eine Angst vor einem gewissen Dominoeffekt. Mit Tschetschenien fängt es an und was weiter? Insbesondere mit den Nachbarregionen? Es sind Gedanken, die auch ich mir mache. Weswegen ich gerade gegenüber den Tschetschenen ja trotzdem nicht auf Biegen und Brechen an einen Verbleib festhalten würde, sollte sich etwa in einem Referendum dafür ausgesprochen werden. Das hatte ich ja ebenfalls geschrieben.
 
Ich habe die Kriege und damit einhergehenden Verbrechen nie befürwortet oder gerechtfertigt. Sicher spielen Ressourcen und geostrategische Interessen eine Rolle. Das hatte ich selbst geschrieben und auch nicht bestritten. Aber auch eine Angst vor einem gewissen Dominoeffekt. Mit Tschetschenien fängt es an und was weiter? Insbesondere mit den Nachbarregionen? Es sind Gedanken, die auch ich mir mache. Weswegen ich gerade gegenüber den Tschetschenen ja trotzdem nicht auf Biegen und Brechen an einen Verbleib festhalten würde, sollte sich etwa in einem Referendum dafür ausgesprochen werden. Das hatte ich ja ebenfalls geschrieben.

Der Dominoeffekt ist berechtigt und muss kommen. Ich könnte es ja verstehen, wenn die Tschetschenen sich ihr Land wie die Serben in Bosnien angeeignet hätten, aber es war eben genau umgekehrt. Wenn man schon von Menschenrechten redet, dann soll man diese auch wahren, und nicht auf ihnen herumtreten und Menschen gegen ihren Willen festhalten, nur weil es die eigene Tasche füllt.

Ist ja schön das du nichts gegen ein Referendum einzuwenden hättest, leider denkt Russlands Elite nicht so. Ich denke sie wissen ganz gut, wie das Ergebnis aussehen würde.
 
Der Dominoeffekt ist berechtigt und muss kommen. Ich könnte es ja verstehen, wenn die Tschetschenen sich ihr Land wie die Serben in Bosnien angeeignet hätten, aber es war eben genau umgekehrt. Wenn man schon von Menschenrechten redet, dann soll man diese auch wahren, und nicht auf ihnen herumtreten und Menschen gegen ihren Willen festhalten, nur weil es die eigene Tasche füllt.

Ist ja schön das du nichts gegen ein Referendum einzuwenden hättest, leider denkt Russlands Elite nicht so. Ich denke sie wissen ganz gut, wie das Ergebnis aussehen würde.
Wenn nicht das eigene Land betroffen ist, da lässt sich natürlich leichter reden.

Außerdem, du kannst wirklich nicht für ALLE Tschetschenen sprechen und was sie wollten. Ich habe mit vielen Diaspora-Tschetschenen zu tun und ich war vor Ort. Es ist nicht alles nur schwarz weiß.
Keine Regierung würde sich leicht damit tun. Ein Umdenken, auch schärferes Bewusstsein für die Belange und Hintergründe dieser Völker allgemein in den Köpfen ist nötig. Dass dort ein gewisser Nachholbedarf besteht, bestreite ich nicht.
 
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