QAnon, AfD und die gefährliche Normalisierung von Verschwörungsmythen
Noch vor wenigen Jahren hätte man Menschen, die behaupteten, eine globale Elite würde Kinder foltern, um aus ihrem Blut eine Verjüngungsdroge zu gewinnen, für völlig unzurechnungsfähig gehalten. Heute sind diese grotesken Erzählungen unter dem Namen QAnon zu einem der bekanntesten Verschwörungsmythen der Welt geworden – und ihre Anhänger finden sich nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland und Österreich.
Eine Studie des Center für Monitoring, Analyse und Strategie (CeMAS) zeigt, dass besonders Wähler der AfD in Deutschland und der FPÖ in Österreich eine hohe Affinität zu QAnon-Legenden haben. Bereits vor zwei Jahren, als die Studie veröffentlicht wurde, stimmten 44 Prozent der AfD-Wähler und 46,1 Prozent der FPÖ-Anhänger solchen Erzählungen zu. Bei der impfkritischen MFG-Partei in Österreich waren es 32 Prozent. Im Vergleich dazu lehnten Wähler der Grünen und der Linkspartei solche Theorien mit überwältigender Mehrheit ab.
Doch diese Zahlen stammen aus einer Zeit, als die Corona-Pandemie noch das dominante Thema war. Seitdem hat sich die Szene weiterentwickelt – und es ist davon auszugehen, dass der Einfluss von QAnon und ähnlichen Verschwörungserzählungen heute noch größer ist.
Vom Pandemie-Wahn zur geopolitischen Instrumentalisierung
QAnon-Anhänger glauben nicht nur an satanistische Eliten und eine geheime Weltregierung, sondern passen ihre Theorien flexibel an aktuelle Ereignisse an. Als die Pandemie in den Hintergrund rückte, suchte sich die Szene neue Feindbilder und Verbündete.
Besonders auffällig ist die plötzliche pro-russische und pro-chinesische Haltung vieler QAnon-Netzwerke. Während viele „Querdenker“ anfingen, russische Propaganda über den Ukraine-Krieg zu verbreiten, zeigte sich die QAnon-Community in letzter Zeit ungewöhnlich wohlgesonnen gegenüber China.