Vom Fußballstadion bis zum Kreißsaal: Juden und Araber gehen immer weiter auf Abstand zueinander. Der Rassismus im Land nimmt zu.
„Töchter Israels dem Volk Israels“ und „Tod den Linken“ steht auf den Plakaten von ein paar hundert Extremisten, die trotzdem kommen. „Wir wollen nichts anderes, als friedlich zusammenleben“, kommentierte der Bräutigam.
Die „Lahava“ ist nur eine von mehreren offen rassistischen Organisationen in Israel, die den arabischen Staatsbürgern signalisieren, dass sie unerwünscht sind. Die Fans des Jerusalemer Fußballclubs Beitar singen fröhlich „Tod den Arabern“, wenn ihr Verein gegen das arabische Team aus Sachnin antritt.
Einer im März von der Nichtregierungsorganisation „Koalition gegen Rassismus“ veröffentlichten Umfrage zufolge setzt sich mehrheitlich das Gefühl durch, dass Israel heute rassistischer ist als noch vor zwei Jahren. 79 Prozent der Befragten glauben, dass arabische Staatsbürger Opfer der Ressentiments sind, aber dass auch afrikanische Flüchtlinge und Juden mit äthiopischer Herkunft unter Fremdenfeindlichkeit leiden. Gut zwei Drittel sähen die sozialen Netzwerke als Hauptgrund für die Radikalisierung.
Eine via Twitter verbreitete Nachricht spitzte jüngst die inner-israelische Debatte über wachsenden Rassismus zu: Der Abgeordnete Bezalel Smotrich von der Siedlerpartei HaBayit Hajehudi rief zur Trennung von arabischen und jüdischen Müttern in Kreißsaal und Krankenzimmern auf. „Meine Frau ist bestimmt keine Rassistin“, betonte Smotrich, „aber nach einer Entbindung will sie lieber ihre Ruhe als eine ‚Chafla‘ (arabisch für: Fest), wie die Araber sie nach ihren Geburten feiern.“
Seine Ehefrau Revital Smotrich äußerte sich in einem Fernsehinterview noch ungenierter und gab zu, dass sie einst einem arabischen Geburtshelfer die Tür wies. „Ich will, dass nur jüdische Hände mein Baby anfassen.“
Rassismus in Israel: Israels Töchter dem Volk Israels - taz.de