Du hast einen individualistischen Blick auf dieses Thema aber es ist nun einmal so, dass Nationen und Kulturräume aus Individuen bestehen, die in einem Kollektiv leben und in einem Kollektiv lebt nicht jeder für sich sondern ebenso für die Gemeinschaft. Die Ausgestaltung des eigenen Lebens steht nicht grundsätzlich im Widerspruch mit dem gemeinschaftlichen Gedanken. Ich zum Beispiel fühle mich sowohl hochindividualistisch, als auch hoch kollektivistisch. Ich fühle mich auch verpflichtet, über Ansichten und Angewohnheiten nachzudenken wenn sie der Allgemeinheit schaden. Um jetzt ein unpersönlicheres Beispiel zu bringen, und weil es auch viel Empirie auf dem Gebiet gibt, ist in lateinamerkanischen Ländern ein hoher Grad an gefühltem Individualismus und ein hoher Grad an Gemeinschaftsdenken festgestellt worden. Dass diese Dinge hier als unvereinbar gelten, liegt hier ebenfalls an der Entwicklung von Schwarz-Weiß-Szenarien, in denen es entweder das eine (totalen Kommunismus) oder das andere (totalen Kapitalismus) gibt. Dabei wird nicht anerkannt, dass sich 1. die Welt nicht in zwei Teile teilen lässt, und 2. es noch vollkommen andere Ansätze neben diesen geben kann, die also weder das eine noch das andere sind sondern irgendwelche Mischformen oder komplett verschieden.
Also ehrlich... ich finde deine Kommentare sehr widersprüchlich.
z.B. ist dein Satz unten genau das was ich meine und genau deswegen rede ich nie von "Wir" und versuche es bewusst zu meiden. Es gibt nicht den Europäer und eben auch nicht die Eine und die Andere Meinung sondern, wie du selber sagst, mehrere Meinungen und verschiedenste Mischformen.
Die Individualisierung der Gesellschaft ist in meinen Augen also das Problem und es ist primär ein kausales Problem des kapitalistischen Systems. Die Grundannahmen des Kapitalismus basieren auf abnormalen und unmenschlichen Vorstellungen vom Individuum und diese Annahme zieht sich durch die komplette europäische Aufklärung, die in Anbetracht dieser Tatsachen eher als Verdunkelung betrachtet werden kann.
Ich sehe als Individualisierung genau das was du z.B. oben selber auch meinst, die Möglichkeit sich nicht für vorgegebene Meinungen/Ansichten entscheiden zu müssen sondern aus allen den selber eine eigene Weltanschauung zu entwickeln.
Ich sehe da die Möglichkeiten im "westlichen" Europa ziemlich gut gegeben. Und ich sehe da auch keinen "ideologischen" Grund, sondern schlicht den Wohlstand der einem eine größere Entfaltung erlaubt, weil man sich eben mehr informieren und mehr mit verschiedensren Sachen beschäftigen, schon seinen job eher wählen kann, als in Ländern wo man täglich für wesentliches kämpft.
Ich denke, dass es mein Recht ist, mich gegen diese Gesellschaftsvorstellungen zu stellen, die aus dem Westen diktiert werden und als das Maß aller Dinge verkauft werden, und ich denke dass es meine Pficht ist, mein Land und wenn möglich auch andere davor zu bewahren. Dass ich das alles tun und denken kann liegt alleine an der Tatsache, dass ich Europa, das ideologische und auch das politische, insgesamt ablehne und ich werde dafür ja auch angefeindet.
Oben sprichst du davon dass eben nicht alles schwarz-weiß ist aber trotzdem lehnst du Europa "insgesamt" ab?
Und zum ersten Satz: Ja! Das ist dein Recht und dieses Recht hat jeder und muss sich nicht gefallen lassen das jemand in seinem Namen spricht weil er meine seine Lebensweise wäre die Richtige für ihn und andere.
Du verurteilst Europa...find ich schon komisch einer Region die vielfalt abzusprechen, es selber aber immer verlangen das Griechenland und sonst andere Regionen ja nicht gleichgestellt werden sollen... aber weiter, du verurteilst im Grunde das was du selber sagst dass du machen möchtest, nur dass du nicht sagst dass du den anderen was "diktieren" möchtest", sondern sprichst davon die anderen "bewahren" zu wollen.
Es ist außerdem eine Realität, guten Morgen(!), dass der einzelne Mensch in einem System nichts ist. Aus diesem Grund bin ich sehr wohl abhängig von Gesellschaft und die Gesellschaft abhängig von mir, genauso wie sie abhängig ist von jedem einzelnen Teilhaber dieser Gesellschaft. Das ist die Realität, meraklija, die Menschen leben nicht nur für sich in ihren Wohnungen und ihrem kleinen Paradies, sondern haben Verpflichtungen gegenüber Familie und Gesellschaft, die den eigenen, egoistischen Interessen übergeordnet sind.
Was heißt übergeordnet?
Es ist klar das eben das was ich selber Verlange ich anderen auch geben/bieten muss und dass eben das System eben dass mir eben bestimmte freiheiten gewährt eben auch etwas von mir verlangt, daher ist Steuern zahlen, Soziales verhalten (also nicht kriminell sein usw.), Rechte und Gesetze einhalten und befolgen und eben auch nutzen, eben auch sehr wichtig!
Ich sehe da keine Überordnung sondern eine Abhängigkeit und eben einen starken Zusammenhang.
Ich habe mich oft genug in Ländern neben Griechenland bewegt, in denen Kollektivismus extrem hoch ausgeprägt war und trotzdem ein viel höheres Maß an Individualismus geherrscht hat als hier, wo die Menschen in ihrem Umfeld noch viel freier waren als hier, und dass obwohl sie entweder in Diktaturen lebten oder in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Jetzt hier also anzukommen, und irgendwelche Freiheiten, die dir und anderen nur als Freiheit im Konsum zugestanden werden, denn von keiner anderen Art der Freiheit ist im Kapitalismus und in allen anderen Gesellschaftsvorstellungen die Rede, Europa zuzuschreiben, dass es irgendetwas vorzuweisen hätte dass es sonst nirgends auf der Welt gäbe, geht einfach vorbei an der Realität.
Kannst du mal bitte Beispiele nennen? Welche Freiheiten herschen da welche ich und andere hier nicht haben?
Ich bin in Bosnien geboren und habe in Ex-Yu haufen Verwandte... ich, und jeder in meiner Familie wird dir eben doch bestätigen das hier eher "Selbstverwirklichung" möglich ist. Ist der Hauptgrund weswegen keiner zurück möchte.
Ach und man soll nicht behaupten das Europa was hätte was andere nicht haben, du aber kannst einfach mal Behaupten Europa hätte... im Grunde nichts richtiges vorzuweisen? (so liest sich da bei dir, siehe unten den Satz)
Wieso machst du immer alles das, wo du aber selber wieder verlangst dass es andere nicht tun sollen?
Aus genau diesem Grund rede ich von unserem "wahren Selbst", weil das in der westlichen Welt verkaufte "Selbst" nichts ist, dass mit unseren geschichtlichen und gesellschaftlichen Selbstverständnis vereinbar wäre. Westliche Gesellschafts-, Politik- und Wirtschaftsmodelle haben keinen Universalwert und sie haben nicht die Wahrheit für sich gepachtet und wer trotzdem versucht, uns das weiszumachen oder uns dazu zu zwingen, den erwartet eben kollektiver Widerstand gegen prinzipiell alles, was aus dem Westen kommt.
Ja... ebanfalls zeigen viele in den verschiedensten Ländern, wie gerade wieder zu beobachten, dass viele eben doch Werte die in Europa hochgehalten werden ebenfalls für ihre Länder verlangen.
Natürlich hat Europa kein Recht ihnen dass aufzuzwingen aber die Leute auf den Straßen in Syrien, Ägypten, der Türkei usw. sind doch keine Westeuropäer.
Machst es dir echt einfach so vieles der westlichen Welt (die bestimmt nicht Perfekt ist und schon gar nicht so "eintönig" ist) in die Schuhe zu schieben.