12.01.2005
Dämpfer für Friedenshoffnungen
Zivilist bei Anschlag im Gaza-Streifen getötet - Ramallah: Zwei Hamas-Mitglieder erschossen - Hamas: Werden Waffen nicht niederlegen
Nachlese
"Abbas: "Wir beten für die Märtyrer
Link
Haaretz: "Roadside blast in Gaza kills one Israeli, wounds four"
Haaretz: "Security forces complete plans for pullout"
Gaza - Drei Tage nach der Wahl des neuen palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas (Abu Mazen), dessen Amtseinführung auf Samstag verschoben wurde, haben die Hoffnungen auf einen Neuanfang im Nahost-Friedensprozess einen Dämpfer erlitten. Bei einem Bombenanschlag militanter Palästinenser wurden am Mittwoch im Gaza-Streifen ein israelischer Zivilist getötet und drei Soldaten verletzt. israelischen Streitkräfte erstmals seit der Wahl wieder zu Einsätzen im Gaza-Streifen und im Westjordanland ausgerückt. Erstmals seit der Wahl sind die israelischen Streitkräfte wieder zu Einsätzen im Gaza-Streifen und im Westjordanland ausgerückt.
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bezahlte EinschaltungZu dem Bombenanschlag nahe der jüdischen Siedlung Morag im Süden des Gaza-Streifen, der sich gegen ein Militärfahrzeug richtete, bekannte sich die radikale Organisation "Islamischer Heiliger Krieg" (Jihad Islami). Bei einem Feuergefecht im Anschluss an die Explosion seien zwei ihrer Mitglieder getötet worden, teilte die Gruppe mit. Die israelischen Streitkräfte bestätigten lediglich, bei dem Anschlag seien ein Zivilist getötet und drei Soldaten verletzt worden.
Gazastreifen: Vier Extremisten festgenommen
Bei einem Einsatz im Gaza-Streifen hat die israelische Armee am Mittwochmorgen vier Palästinenser festgenommen. Nach palästinensischen Angaben hatten die Israelis erfahren, dass Mitglieder der radikalen Terrororganisation Hamas Angriffe mit selbst gebauten Granaten auf die jüdische Siedlung Nezarim in Gazastreifen geplant hatten.
Nach Militärangaben drang ein israelisches Kommando kurzzeitig in einen Vorort von Gaza-Stadt ein und nahm dort ein Hamas-Mitglied sowie drei weitere gesuchte Palästinenser fest. Die Luftwaffe habe in dieser Zeit Schüsse auf unbewohntes Gebiet abgefeuert, um dem Kommando Rückendeckung zu geben. Nach der erfolgreichen Festnahme sei das Kommando wieder abgerückt, hieß es.
Hamas: Werden Waffen nicht niederlegen
Ein führender Hamas-Vertreter im Gaza-Streifen machte deutlich, dass seine Organisation die Waffen nicht niederlegen werde, auch wenn der neue Präsident dies verlangen sollte. Mahmud Sahar erklärte auf einer Website der Gruppe, Anordnungen von Abbas seien weder für die Hamas noch für das palästinensische Volk bindend. Die von der Hamas boykottierte Wahl habe nur dazu gedient, "einen Präsidenten zu bestimmen, um interne Angelegenheiten zu regeln". Zur Begründung führte Sahar an, dass die in den arabischen Nachbarstaaten lebenden palästinensischen Flüchtlinge nicht an der Wahl teilnehmen konnten.
Ramallah: Zwei Hamas-Mitglieder erschossen
Israelische Soldaten haben am Mittwochmorgen in Ramallah im besetzten Westjordanland zwei Palästinenser erschossen. Nach Armeeangaben handelte es sich bei den Toten um zwei Mitglieder der militanten islamischen Terrorogansiation Hamas. Die Soldaten hätten das Haus, in welchem sich die beiden aufhielten, umstellt und sie zum Verlassen des Gebäudes aufgefordert. Bei einem anschließenden Schusswechsel seien die beiden Palästinenser getötet worden.
Powell: Werden verstörende Bemerkungen von Abbas besprechen
US-Außenminister Colin Powell telefonierte am Dienstagabend mit Abbas und gratulierte ihm zu seinem Wahlsieg. Zuvor führte er nach Angaben seines Sprechers Richard Boucher auch Telefongespräche mit dem israelischen Außenminister Silvan Shalom und dem neuen stellvertretenden Ministerpräsidenten Shimon Peres.
"Wir werden damit fortfahren, den Prozess zwischen den beiden Parteien zu unterstützen", sagte Boucher. Dazu gehöre auch die Stärkung der palästinensischen Sicherheitskräfte im Westjordanland und im Gazastreifen, um die militanten Kräfte unter Kontrolle zu bringen.
Powell sagte in einem Interview des Fernsehsenders Fox, einige Bemerkungen von Abbas im Wahlkampf seien besorgniserregend und verstörend gewesen. "Das werden wir direkt mit Herrn Abbas ansprechen", sagte Powell. Der PLO-Chef hatte vor der Wahl am vergangenen Sonntag Israel als "zionistischen Feind" bezeichnet.
Israels Militär und Polizei über gemeinsamen Plan für Abzug einig
Das israelische Militär und die Polizei haben sich auf einen gemeinsamen Plan für den von Ministerpräsident Ariel Sharon angekündigten Abzug aus dem Gaza-Streifen geeinigt. Wie der israelische Rundfunk am Mittwoch berichtete, sollen mehr als 5000 Polizisten und Soldaten eingesetzt werden, um sämtliche Siedlungen im Gaza-Streifen und vier Siedlungsblöcke im Westjordanland zu räumen. Der Einsatz mit dem Codenamen "Brüderliche Eintracht" soll im Juli mit der Auflösung einer Siedlung im Gaza-Streifen beginnen.
Die israelischen Streitkräfte rechnen bei der geplanten Räumung des Gaza-Streifens offenbar mit erheblichem Widerstand. Bis zu 90 Prozent der 8.800 Siedler könnten sich mit Gewalt dagegen wehren, verlautete am Mittwoch aus Militärkreisen. Zum Testfall werde die Siedlung Nezarim, die als Erste aufgelöst werden solle.
Israels Koalition nimmt wichtige Hürde
Die neue israelische Koalitionsregierung hat inzwischen eine wichtige Hürde genommen. Das Parlament (Knesset) billigte die Haushaltsvorlage von Ministerpräsident Sharon in erster Lesung mit 64 gegen 53 Stimmen. Die 13 Abweichler in Sharons Likud-Block stimmten entgegen ihrer ursprünglichen Boykottankündigung mit der Regierung. Sie drohten allerdings damit, ihre Unterstützung bei den beiden künftigen Lesungen zu verweigern, falls Sharon kein Referendum über seinen Gaza-Abzugsplan anberaumt. Sollte der Staatshaushalt bis 31. März nicht verabschiedet sein, würde dies die neue Regierung aus Likud, Arbeiterpartei und ultraorthodoxem Vereinigten Thora-Judentum zu Fall bringen - und damit womöglich auch den Rückzugsplan. (APA/AP/dpa/red)