Sonst alles in Ordnung bei dir? Antisemitismus ist keine Erscheinung, die erst mit der Hitlerzeit entstanden ist. Er hat eine lange Geschichte – von religiösem Antijudaismus im Mittelalter über wirtschaftliche und gesellschaftliche Feindbilder bis hin zum rassistisch motivierten Antisemitismus des 19. und 20. Jahrhunderts. Hitler hat das alles nur extremisiert und zur Grundlage seines Vernichtungskriegs gemacht.
Kritik an einzelnen Personen jüdischen Glaubens oder an bestimmten politischen Entscheidungen – etwa der israelischen Regierung – ist nicht per se antisemitisch. Es kommt darauf an, wie diese Kritik formuliert ist: Wird sie sachlich begründet, oder werden dabei antisemitische Klischees oder Stereotype bedient?
Jesus als "Antisemit" zu bezeichnen, ist nicht nur historisch falsch, sondern auch irreführend. Er war selbst Jude, bewegte sich innerhalb der jüdischen Tradition und hat sich – wie viele jüdische Denker seiner Zeit – kritisch mit den religiösen Autoritäten auseinandergesetzt. Das ist kein Antisemitismus, sondern innerjüdische Debatte.
Wahre Selbstkritik bedeutet auch, sensibel mit Sprache und Geschichte umzugehen – und nicht strukturelle Diskriminierung zu relativieren oder umzudeuten.