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Neue Details aus den Mordanklagen gegen fünf US-Soldaten im Irak offenbaren das Ausmaß der Gräueltat an einem 14-jährigen Mädchen und seiner Familie.
In fünf Wochen hätte Abeer Qasim Hamsa el Janabi Geburtstag feiern wollen. 15 Jahre alt wäre das Mädchen aus Mahmudija, südlich von Bagdad, am 19. August geworden. Der Obduktionsbericht gibt „Schusswunden im Kopf mit Verbrennungen“ als Todesursache an. „Schusswunden mit Verbrennungen“ bedeutet: Abeer ist aus allernächster Nähe erschossen worden. Zuvor wurde sie von ihren Mördern noch brutal vergewaltigt.
Ziel: Vergewaltigung
Generalmajor William Caldwell, Sprecher der US-Streitkräfte im Irak, steht das Entsetzen ins Gesicht geschrieben, als er am Montag (Ortszeit) die Anklagen gegen vier seiner Soldaten verlesen muss: Sexueller Missbrauch einer Minderjährigen, Mord und Verschwörung zur Verschleierung eines Kapitalverbrechens werden den Männern aus dem ersten Bataillon des 502. Infanterieregiments vorgeworfen, die derzeit auf einer Militärbasis im Irak festgehalten werden.
Die jetzt veröffentlichten Details der Gräueltat haben auch in den USA Fassungslosigkeit ausgelöst. Laut Anklage sollen drei der beschuldigten GIs gemeinsam mit einem weiteren Soldaten, dem bereits Anfang Juli festgenommenen 21 Jahre alten Steven Green, am 11. März zum Teil als Zivilisten verkleidet in Abeers Haus eingedrungen sein mit dem Ziel, das Kind zu vergewaltigen. Green hatte sich ein T-Shirt übers Gesicht gezogen, um unerkannt zu bleiben.
Vor der Tat Mut angetrunken
Der Anklageschrift zufolge warf einer der Täter Abeer zunächst auf den Fußboden, worauf Green die Eltern der 14-Jährigen, Vater Qasim, 34, und Mutter Fakhriya, 43, sowie deren sechsjährige Schwester Hadeel mit einem AK-47-Gewehr durch mehrere Kopfschüsse tötete. Anschließend machten sich Green und ein weiterer Soldat über Abeer her, bevor sie ihr wehrloses Opfer ermordeten. Unmittelbar danach setzten sie das Haus in Brand, um ihre Spuren zu verwischen. Ihren Vorgesetzten erzählten sie später, Aufständische hätten die Familie umgebracht.
Vor der Tat sollen sich die Männer in ihrem nur 200 Meter entfernten Wachhaus noch Mut angetrunken haben. Ein fünfter GI blieb zurück, um Ausschau zu halten. Jetzt droht den Angeklagten die Todesstrafe. Fast verzweifelt klingt da Caldwells Appell an die Öffentlichkeit: „Die Angeklagten gelten als unschuldig, bis sie eines Verbrechens überführt wurden.“
Schock im Pentagon
Offenbar hatten sich Green die anderen Soldaten ihr Opfer genau ausgesucht und Abeer bereits vor der Tat immer wieder belästigt: „Sie hat sich sogar bei ihrer Mutter über die Amerikaner beschwert“, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters einen Familienangehörigen. Doch niemals habe das Mädchen die GIs in irgendeiner Weise animiert: „Wir sind eine konservative und respektierte Familie.“
Im Pentagon zeigt man sich schockiert: „Wenn diese Anschuldigungen stimmen, dann ist das noch schlimmer als Abu Ghoreib“, meint ein Mitarbeiter. Seit dem Folterskandal in dem berüchtigten Bagdader Gefängnis ist das Image des US-Militärs weltweit schwer beschädigt. Zusätzliche Mordvorwürfe gegen US-Soldaten, wie etwa in Haditha, haben diesen schlechten Ruf in den vergangenen Wochen und Monaten noch weiter ruiniert.
Geständnis beim Psychologen
Doch die Gräueltat von Mahmudija, so fürchtet man in Militärkreisen, könnte alles andere in den Schatten stellen. Ursprünglich hatte das Pentagon das Alter der 14-Jährigen mit 20 Jahren angegeben, das US-Justizministerium sogar mit 25 Jahren.
Das US-Kommando im Irak will erst am 23. Juni von dem Verbrechen erfahren haben, als sich ein Soldat während einer Therapiesitzung einem Psychologen anvertraute. Steven Green, der nach Militärangaben unter einer „Persönlichkeitsstörung“ litt, war bereits vor seiner Anklage „ehrenhaft“ aus der Armee entlassen worden. Der 21-Jährige hat sich vor einem Zivilgericht bereits für nicht schuldig erklärt. Die anderen GIs sollen in den nächsten Tagen vor einem Militärgericht angehört werden.
quelle:
http://focus.msn.de/politik/ausland/usa_nid_31720.html?DDI=3303