Grobar schrieb:
Wieviele Einheimische und Amerikaner sind seither eigentlich insgesamt gestorben?
Ausland – Mittwoch, 11. Oktober 2006
16:34 -- Tages-Anzeiger Online
655’000 starben im Irak-Krieg
Bislang forderte der Irak-Krieg etliche Opfer.
Eine Studie von amerikanischen und irakischen Ärzten zeigt: Im Irak starben viel mehr Menschen durch Gewalt, als die offiziellen Statistiken sagen.
Die Studie wurde heute vom britischen Medizin-Journal «The Lancet» online veröffentlicht.
Damit sind seit Beginn der US-Invasion vor drei Jahren und der folgenden Gewalteskalation zweieinhalb Prozent der irakischen Bevölkerung ausgelöscht worden. Die Todesrate habe sich seit Kriegsbeginn verdoppelt. Der US-Forscher Gilbert Burnham sprach vom bislang «tödlichsten internationalen Konflikt des 21. Jahrhunderts».
Häufigste Todesursache: Schussverletzungen
Die meisten Menschen, die Kriegsfolgen zum Opfer fielen, kamen den Erkenntnissen der Forscher zufolge gewaltsam um. Als häufigste Todesursache führten die Experten Schussverletzungen an. Auch die Todesfälle durch Herzkrankheiten, Krebs und chronische Erkrankungen seien seit Kriegsbeginn gestiegen.
Die Zahlen beruhen auf einer gemeinsamen, regierungsunabhängigen Umfrage der Johns Hopkins Bloomberg School für Gesundheitswesen mit Forschern der Bagdader Al-Mustansirija-Universität, die zwischen Mai und Juni rund 13’000 zufällig ausgewählte Personen im ganzen Land befragt hatten.
Die direkte Befragung vor Ort ergab eine deutlich höhere Todesrate als die offizielle irakische Todesstatistik: Nach deren Berechnungen wurden seit Beginn der US-Invasion bis zu 48’700 Zivilisten getötet.
Gewalt geht weiter
Auch die Angaben des Uno-Hilfskoordinators Jan Egeland sind ernüchternd. Die Gewalt sei völlig ausser Kontrolle geraten. In einem dringenden Appell forderte er die Verantwortlichen von Politik und Religion auf, dieser Spirale sofort ein Ende zu bereiten.
«Für die Zivilbevölkerung hat sich die Lage in den vergangenen sieben bis acht Monaten beängstigend verschlechtert», erklärte Egeland vor Journalisten in Genf. Rund 100 Menschen würden jeden Tag getötet, mindestens 1000 täglich aus ihrer Häusern vertrieben. «Gewalt zwischen den Religionsgruppen, bewaffnete Milizen und Todesschwadronen haben eine Lage geschaffen, in der Tötungen aus Rache nun völlig ausser Kontrolle zu geraten scheinen», erläuterte Egeland.
Viele Menschen kämen entweder durch Gewehrkugeln oder durch Folter zu Tode. 1,2 bis 1,5 Millionen Iraker suchten bereits Schutz in benachbarten Staaten - was auch die Abwanderung qualifizierter Arbeitskräfte bedeute. (fwü/sda)
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