Petkovic: „WM-Teilnahme wäre Bestätigung meiner Arbeit“
28. März 2005
von FIFAworldcup.com
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Vor dem wichtigen WM-Qualifikationsspiel gegen Spanien sprach Ilija Petkovic, Trainer von Serbien & Montenegro, mit FIFAworldcup.com über das bevorstehende Spiel, den bisherigen Verlauf der WM-Qualifikation, talentierte Nachwuchsspieler in seinem Land und die Zukunft des serbischen Fussballs.
Herr Petkovic, Sie hatten einen Traumstart in die WM-Qualifikation mit drei Siegen und einem Remis aus vier Spielen, ohne einen einzigen Gegentreffer hinnehmen zu müssen. Haben Sie eine derartige Leistung erwartet oder sind Sie ein bisschen überrascht?
Wenn ich an diese Art von Erfolg nicht glauben würde, dürfte ich nicht als Trainer der Nationalmannschaft von Serbien & Montenegro arbeiten. Ich habe gewusst und gehofft, dass das Team so gut spielt, ich kenne ja die Spieler, die für die Nationalmannschaft spielen. Aber wir sprechen über eine Nationalmannschaft und keine Vereinsmannschaft. Wir haben in den vergangenen Spielen sehr gut gespielt, aber nach dem Spiel gegen Belgien im November hatten wir eine Pause von drei Monaten, es gibt also ein großes Fragezeichen. Jetzt wartet auf uns ein schwerer Gegner, doch wir haben ein Heimspiel und wir hoffen das Beste.
Was ist der Schlüssel zum derzeitigen Erfolg?
Manchmal ist es eine ganz natürliche Sache, die sich aufgrund eines Generationenwechsels ergibt, so wie es glücklicherweise auch in diesem Fall passiert ist. Wir haben gute Ergebnisse erzielt, haben eine gute Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern und einige bringen auch in ihren Vereinen sehr gute Leistungen. Unser jetziges Team schafft es, sein Potential in Ergebnisse umzumünzen.
Spaniens Trainer Luis Aragones hält das bevorstehende Spiel gegen Serbien & Montenegro für das Wichtigste der gesamten WM-Qualifikation. Sehen Sie das genauso?
Das Spiel gegen Spanien ist sicherlich sehr wichtig und auch sehr schwierig, aber es ist definitiv nicht das wichtigste Spiel in der Qualifikation. Bis zum Ende sind noch viele Partien zu spielen und verschiedene Konstellationen denkbar. Für uns ist das Spiel gegen Spanien ein sehr interessantes Duell, da Spanien ein bedeutendes und großes Team mit bekannten Namen hat, das allgemein als sehr leistungsstark gilt. Unser Volk wäre natürlich sehr glücklich, wenn wir dieses Spiel gewinnen würden.
Auf was gilt es im spanischen Team besonders zu achten, mit welcher Taktik wollen Sie den Spaniern begegnen?
Es ist im Allgemeinen ein sehr gefährliches Team. Spanien hat gute Einzelspieler und darüber hinaus funktionieren sie auch als Team sehr gut. Ich denke, es gibt nichts Spezielles zu bedenken, wie man gegen ein starkes Team wie Spanien spielen muss. Aber natürlich haben wir gewisse Vorstellungen davon, wie unser Team zusammengesetzt sein muss, um gegen sie zu bestehen.
Was würde eine Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Deutschland 2006™ Ihnen, Ihren Spielern und dem gesamten serbischen Volk bedeuten?
Für mich persönlich wäre eine erfolgreiche Qualifikation vor allem eine Bestätigung meiner Arbeit, auch für den Verband wäre eine Teilnahme an der WM 2006 ein Beleg für sein erfolgreiches Schaffen. Für unser Volk wäre es natürlich großartig, denn das wäre für sie wohl die schönste Sache, die in den vergangenen 16 Jahren passiert ist. Unser Volk liebt den Fussball und die Qualifikation für die WM 2006 würde es sehr glücklich machen. Bei früheren Turnieren waren wir oft auf die Teilnehmerrolle beschränkt. Dieses Mal wäre es für uns wirklich ganz schlecht, wenn wir uns nicht qualifizieren würden.
Wie beurteilen Sie die Entwicklung solcher Spieler wie Kezman und Vukic?
Mateja Kezman ist unser bester Spieler, der jetzt schon eine ganze Zeit lang in der europäischen Szene zuhause ist. Er ist ein Torjäger und er beweist sich regelmäßig sowohl im Verein als auch in der Nationalmannschaft. Vukic ist auch ein guter Spieler, aber er spielt derzeit nicht und deswegen möchte ich über ihn auch gar nichts sagen. Wir werden versuchen, einen adäquaten Ersatz für ihn zu finden. Aber allgemein denke ich nur das Beste von meinen Spielern.
Worin liegen die Stärken Ihres Teams und woran gilt es vor allem zu arbeiten?
Ich kann über meine Nationalmannschaft nur Positives berichten. Wenn man über gute Spieler verfügt, die immer voll konzentriert zur Sache gehen, hat man es als Nationaltrainer leicht, eine Mannschaft zusammenzustellen. Wir haben natürlich auch Schwächen, aber darüber möchte ich gerade nicht reden. Wir werden natürlich unser Bestes tun, diese Defizite auszumerzen. Über konkrete Schwächen können wir gerne nach dem Spiel gegen Spanien noch einmal sprechen.
Ist es eines Ihrer Hauptprobleme, dass nicht alle Spieler in ihren Vereinen zum Stammpersonal gehören?
Es stimmt schon, dass wir einige Spieler in unseren Reihen haben, die in ihren Vereinen keine Stammspieler sind. Aber solange sie in der Nationalmannschaft ihre Leistung bringen, gibt es für uns keinen Grund, sie nicht zu nominieren. Und mit guten Leistungen in der Nationalmannschaft können sie ja dann auch wieder die Vereine auf sich aufmerksam machen.
Wie beurteilen Sie die Zukunft des Fussballs in Serbien & Montenegro?
Mir ist um die Zukunft unseres Fussballs nicht bange, denn unser Land ist eine unerschöpfliche Quelle für junge talentierte Spieler. Unsere U-21-Mannschaft war letztes Jahr Zweiter bei der EM und auch die U-19 und die U-17 spielen sehr gut. Das einzige Problem, das wir haben, ist die Tatsache, dass junge Spieler oft und sehr früh das Land verlassen, um im Ausland zu spielen, so dass wir keine starke nationale Meisterschaft haben. Aufgrund der finanziellen Situation in unserem Land ist es aber kaum möglich, sie länger hier zu halten, sie können im Ausland einfach mehr Geld verdienen. Aber im Allgemeinen bin ich nicht besorgt um die Zukunft.
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