[h=1]Das Ende der ruhigen Front[/h] Angeblich beschießt Israel Ziele beim Nachbarn – Eiserne Kuppel in den Norden verlegt
[h=4]05.05.2013 – von
Sabine Brandes
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Videostill vom offenbar israelischen Angriff am Sonntagmorgen
[h=4]© dpa[/h]
Noch sind es Spekulationen. Die jedoch mittlerweile von einigen anonymen Quellen bestätigt werden und selbst von der Regierung in Jerusalem nur noch halbherzig geleugnet werden: Angeblich hat Israel in den vergangenen Tagen verschiedene Ziele in Syrien beschossen. Am frühen Sonntagmorgen soll es in der Hauptstadt Damaskus heftige Explosionen gegeben haben. Die syrische Nachrichtenagentur erklärte: »Israel hat angegriffen«. Jerusalem verlegt zwei seiner Raketenabwehrsysteme Eiserne Kuppel in den Norden.
In den israelischen Medien überschlagen sich die Nachrichten in diesen Stunden. Die linksliberale Haaretz richtet einen Live-Blog ein, in dem Reporter stündlich von den Geschehnissen berichten. Fast alle machen auf ihren Homepages mit dem vermeintlichen Beschuss auf: Jediot Acharonot, Times of Israel und die Jerusalem Post. Der frühere Militär-Geheimdienstchef Amos Yadlin sagt im Armeeradio: »Das, was wir in Syrien sehen – sollte es tatsächlich stattgefunden haben –, zeugt von großen Fähigkeiten des Geheimdienstes und Militärs«.
Fateh 100-Raketen Am Freitag bereits vermelden die Medien Gerüchte über einen ersten Beschuss eines Waffenkonvois, der für die libanesische Terrororganisation Hisbollah bestimmt gewesen sein soll. Westliche Geheimdienste erklären, es habe sich dabei um hochentwickelte und zielgenaue »Fateh 110-Raketen« gehandelt. Am Sonntagfrüh dann soll das militärische Forschungszentrum Jamraya in der Nähe von Damaskus von der israelischen Luftwaffe (IAF) ins Visier genommen worden sein.
In der regierungsnahen Tageszeitung Israel Hayom findet sich kein einziger Artikel zu einem etwaigen Angriff, das Pressebüro der Regierung verschickt Informationen über Benjamins Netanjahus Anwesenheit bei einer Straßeneinweihung. Auch der Abflug zu seiner geplanten fünftägige Reise nach China am Sonntagabend wird erwähnt. Bei der wöchentlichen Kabinettssitzung sagt er, dass er Israels Sicherheit verpflichtet sei. Zu Syrien kein Wort.
Die Armee gibt ebenfalls bislang keinen Kommentar ab. Erklärt nur kurz zu den Verschiebungen der zwei Raketenabwehrsysteme in die Nähe von Haifa und Safed, »dass die Einheiten von Zeit zu Zeit an anderen Plätzen eingesetzt werden und sich nun im Norden befinden«.
Luftraum Allerdings wird eine geplante nationale Übung des Heimatfront-Kommandos verschoben, der Luftraum im Norden des Landes gesperrt. Kommentatoren sind sich sicher, es ist wegen der Front im Norden, die »nun nicht mehr ruhig bleiben wird«. US-Präsident Barack Obama gibt am Samstag zudem Anlass zu Spekulationen, als er sagt, Israel habe das Recht, Waffentransporte an die Hisbollah zu vereiteln.
Zum ersten Mal äußert sich ein Regierungsmitglied am frühen Abend. Es ist der stellvertretende Verteidigungsminister Danny Danon. »Der Staat Israel schützt seine Interessen und wird dies auch weiterhin tun. Weder bestätige ich noch widerlege ich hiermit die Berichte.«
Natürlich verurteilt der Iran »eine israelische Attacke gegen Syrien« und fordert die Länder in der Region auf, gegen die Aktion aufzustehen. Auch Ägyptens Präsident Mohammed Morsi sagt, er verurteile den Angriff. Der noch-regierende Präsident Syriens, Bashar Al-Assad lässt vermelden: »Dieser neue israelische Angriff ist ein Versuch, die Moral der Rebellen zu stärken, die von unserer noblen Armee hart getroffen wurden«. Die lassen durch ihren Sprecher erklären, dass sie den israelischen Anschlag ablehnen und nichts damit zu tun haben.
UN Am Sonntagnachmittag legt Syriens Regierung Beschwerde beim Sicherheitsrat der Vereinten Nationen mit der Begründung ein: »Israels Aggression hat mehrere Tote und Verletzte gefordert und großflächige Zerstörung angerichtet«.
Auf die Frage, ob es wahrscheinlich ist, dass Damaskus zurückschlagen und Israel attackieren wird, antwortete Sicherheitsexperte Yadlin mit »Nein«. Das syrische Regime stünde durch die Gefechte mit den Rebellen unter einem extremen Druck. »Ein Angriff auf uns würde die Gefahr für Assad erhöhen. Und die Aufständischen hassen ihn viel mehr als sie Israel hassen.«
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