@R25-300:
Eines der größten Dramen des Zerfalls des sowjetischen Imperiums, wenn, ist dass tatsächlich rund 20 Millionen ethnische Russen sich nun sozusagen im Ausland wieder fanden. Ausland, was teils nur darauf wartete sich an denen zu rächen. Ist ja so.
Aber mich würde mal interessieren, wie genau du dir idealerweise vorstellst, wie man hätte die Russen in der Ukraine schützen sollen. Das ist ein von allen möglichen internationalen Akteuren gepushter Staatsstreich. Es gibt eine Vereinbarung, die u.a. die Deutschen mit unterzeichnet haben, wo sich Janukowitsch sogar schon auf vorgezogene Neuwahlen einlässt. Am nächsten Tag fallen auf dem Maidan Schüsse und alles eskaliert. statt sich an seine eigenen vertraglichen Verpflichtungen zu halten machen auch diesselben Deutschen sofort mit Janukowitsch verantwortlich, Sanktionen usw.
Da werden russische Menschen in Odessa bei lebendigem Leib verbrannt, jene, die aus dem Feuer kommen, werden erschossen oder tot getreten unter "Slava Ukraini"-Gebrüll. Und nicht nur das. Sieh mal die Reaktion der ukrainischen Medien und Politik darauf. Hat das irgendjemanden gejuckt? Nein.
Auch nicht nur in der Phase der Beitrittsverhandlungen, sondern dann schon in der EU-Mitgliedschaft der Balten. Da werden die Rechte russischer Menschen mit Füßen getreten. Hat das irgendjemanden interessiert. Siehst doch auf den Einwand zum Thema Menschenrechte und Demokratie, Schwule in Russland doch schon hier im Forum die Reaktionen. Und unter Politikern läuft es doch nicht anders. Ich bin sicher, über diverseste Kanäle, von unserer Vertretung bei der EU angefangen, wurde das jahrelang ganz sicher immer wieder zur Sprache gebracht. Auch von wenigen russischsprachigen Abgeordneten des EU-Parlaments. Interessiert das irgendjemanden? Nein.
In Bezug auf "soft skills" scheint also der Handlungsradius der RF diesbezüglich sehr eng. Oder vielleicht sehe ich da einfach nicht die unbegrenzten Möglichkeiten dafür? Denn einen Scheiß geht es auch den Europäern oder Amerikanern um Werte und Menschenrechte. Das ist einfach nur eine politische Keule, die hervor geholt wird, wenn sie gebraucht wird. Traurig aber wahr. Im Übrigen auch in Bezug auf die Etablierung entsprechender Strukturen bei uns. Weil die Russen von berechtigten Defiziten dann natürlich leicht ablenken können von wegen doppelte Standards etc. Irgendwie leider auch nicht ganz grundlos...
Russophobie, auch oft genug mit rassistischer Komponente. Oder auch Antirussismus, wie auch immmer. Warum gibt es nicht "Antirussismus" eigentlich? Das wird es auch gut treffen als politischer Termin...
gibt es seit Jahrhunderten. Hey, schon als in Europa die große Furcht vor den Türken umging und entsprechendes Feindbild, wir waren denen fast gleich gestellt. Aber diese antirussische Stimmung und Politik, dieses mindestens mal Desinteresse, auch russischen Menschen mal irgendwie helfen zu wollen, ist definitiv auch eine Folge des Erbes des Imperiums Sowjetunion. Das müssen wir annehmen, damit muss sich auch russische Öffentlichkeit und Politik auch viel mehr selbstkritisch auseinander setzen als ständig nur z.B. darauf zu pochen, dass man dem Gorbi doch aber versprochen hätte, dass Deutschland nicht in die NATO geht und es es keine NATO-Osterweiterung geben wird usw. Wenn russische Politik und Gesellschaft da wirklich versuchen wollen, per soft skills die Interessen dieser Russen verteilt auf dem postsowjetischem Raum, ihre auch Interessen allgemein dort wahrzunehmen, dann sehe ich darin einen kleinen Schlüssel, sich etwas bessere Möglichkeiten auch zu verschaffen. Abgesehen davon, wie es uns selbst, ich weiß nicht wie formulieren, wahrscheinlich ganz gut tun würde. Für die politische Bühne mag es naiv sein, aber darin läge die Stärke, die Russland braucht um im postsowjetischen Raum klar zu kommen.
Ansonsten wie denn sonst? Einsetzen militärischer Gewalt im Sinn einer wirklichen vollumfänglichen Kriegsbeteiligung im Donbass zum Durchsetzen seiner interessen in der Ukraine etc.? Ausgeschlossen. Und was ist passiert? Ich kann mich erinnern, als Ende März 2014 diese Kundgebungen in Donezk usw. waren. Rossija, Rossija. Ich habe damals gesagt, das gibt Krieg. Als völlig normaler "Beobachter". Die Verantwortlichen in der Poilitik bei uns haben doch auch gesehen, dass das dort in den Gebieten eskalieren wird. Verwaltungsgebäude stürmen etc. Sie wären die einzigen gewesen, die da diese Eskalation in den Städten usw. des Donbass hätten verhindern können. Und dafür hätte wahrscheinlich sogar niemand was dagegen gehabt, hätte man da die grünen höflichen Männer geschickt. Die ukrainischen Medien hatten und haben viel Propaganda betrieben, Unsere doch aber nicht minder. Wenn man sich damals vor allem russisches TV angeschaut hatte, musste ja praktisch jeder russische Mensch um sein Leben fürchten. Man hat die Leute doch auch auf diese Art in Angst versetzt und sie gegen die Ukrainer aufgestachelt. Und sie damit doch auch sehenden Auges in den Krieg getrieben. Mit allen Folgen unmittelbarer Kriegsleiden sowie dem, was für die Zeit nach dem krieg dann an Umgang miteinander, Behandlung der Menschen dort zu erwarten ist. Ich glaube zwar auch nicht, dass quasi großumfänglich die russische Armee da kämpft. Aber da kommen auch regelmäßig Waffen und auch Leute "rüber" von russischer Seite. Bin ich sicher. Anders könnten die sich nicht halten.Ob nun Freiwillige oder doch aus Armeeeinheiten von uns. Und ich glaube auch, dass da bis heute viel mehr Särge auch russischer Armeeangehöriger zurück kommen, als man sich auch nur vorstellen kann. Was man damit geschaffen hat ist eine Art Dauerpatt. Mit dem mittlerweile Beteiligte auf beiden Seiten der Frontlinie scheinbar ganz gut leben.
Und so. Solange die Russen ihre atomare Abschreckung bewahren, ihre Zweitschlagkraft. Und auch trotz aller Herausforderungen wie das Raketenabwehrsystem. Und nicht nur die Sachen in Rumänien und Polen sind gemeint. Solange sehe ich gute Chancen, dass auch keiner wirklich an unmittelbarer militärischer Eskalation interessiert ist. Das ist das, was die Russen am effektivsten für ihre unmittelbaren Sicherheitsinteressen v.a. tun können und auch müssen.