Was nach der Implosion des Assad-Regimes kommt
Der Zusammenbruch des Assad-Regimes kam überraschend. Die Freude über den Sturz des Regimes verdrängt bei den meisten Syrern die Sorge über den terroristischen Hintergrund der neuen Machthaber
Syrien erwartet eine "glänzende" Zukunft, in der Recht und Gerechtigkeit regieren werden. Dessen sind sich die Verfasser des Statements sicher: "Der 8. Dezember 2024 war ein historischer Wendepunkt im Leben aller Syrer, sie haben ihren Willen kundgetan, und der steht über dem Willen aller anderen."
Nein, das ist keine Erklärung der am Wochenende in Damaskus eingezogenen Rebellen. So jubelt das syrische Parlament: jene handverlesen ausgesuchten Volksvertreter und -vertreterinnen, die am 15. Juli 2024, einem Dekret ihres Präsidenten Bashar al-Assad folgend, gewählt wurden. Zumindest in jenen Gebieten, die unter Kontrolle des Regimes standen – also zum Beispiel nicht in Idlib, woher die Rebellen Ende November ihren Vormarsch begannen.
Wendehälse
Viele Syrer und Syrerinnen, die sich den Fall des Assad-Regimes lange sehnlichst gewünscht haben, reagieren zwischen amüsiert und abgestoßen, wenn etwa der syrische Botschafter in Moskau nun der "korrupten Mafia" nachspuckt, die Syrien zerstört und das "Volk in Verzweiflung und Demütigung" gestürzt habe. Ja, da hat er völlig recht, aber es spricht Bashar al-Jaafari, jahrelang Hardcore-Vertreter Syriens bei der Uno in New York. Vor drei Jahren gab er der Presse ein Interview, darin bezeichnete er europäische Kritik an den Präsidentschaftswahlen in Syrien – sein Dienstherr bekam 95,1 Prozent der Stimmen – als "hysterisch".
Der Zusammenbruch des Assad-Regimes kam überraschend. Die Freude über den Sturz des Regimes verdrängt bei den meisten Syrern die Sorge über den terroristischen Hintergrund der neuen Machthaber
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