Hunderte Menschen sind durch den Giftgasangriff im August nahe der syrischen Hauptstadt Damaskus gestorben. Bis heute ist nicht geklärt, wer verantwortlich ist. Doch im Netz sammeln sich Verschwörungstheoretiker, die glauben, die Täter bereits zu kennen. Für viele ist klar: Präsident Assad ist unschuldig, die Rebellen sind verantwortlich.
Als angebliche Beweise dienen fragwürdige Videos und Behauptungen ohne Belege. Und die werden nun sogar von einem Geographie-Professor weiter verbreitet. Ein Vertreter der unabhängigen Menschenrechtsorganisation "Human Rights Watch" hält das für hochproblematisch. In der Syrien-Krise werde bewusst Realität konstruiert und Desinformation betrieben.
21. August 2013. Giftgaseinsatz in Syrien – Hunderte Tote, Kinder sterben qualvoll. Bis heute ist nicht geklärt, wer verantwortlich ist.
Seit dem Angriff versammeln sich im Internet Verschwörungstheoretiker. Blogs und Foren sind voll von Kommentaren und Behauptungen.
Tenor: Die USA sind Lügner. Syriens Präsident Baschar Al-Assad ist unschuldig. Verantwortlich: eindeutig die Rebellen.
Beispiel 1: Die Opfer-Videos. Von Anfang an wird die Echtheit angezweifelt. Etwa vom russischen Außenminister Lawrow.
O-Ton, Sergej Lawrow, Außenminister Russland:
»In Blogs gibt es die Information, dass diese Videoclips Stunden vorher im Internet veröffentlicht wurden, bevor der Giftgasangriff von den Fernsehanstalten gemeldet wurde.«
Die Opfer-Videos eine Fälschung? Bei einem der Videos sehen wir: Als Veröffentlichungs-Datum bei Youtube wird der 20. August angegeben, also der Tag vor dem Giftgasangriff. Und die Seite "Medienlügen" meldet dazu: "Weitere Beweise für Giftgas-Fake der Rebellen".
Wir treffen in Genf Peter Bouckaert von der unabhängigen Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. Er hat den Giftsgaseinsatz vom August untersucht und beobachtet auch die vielen Verschwörungstheorien im Internet. Für die Zeitangabe in dem Video hat er eine einfache Erklärung.
O-Ton, Peter N. Bouckaert, Human Rights Watch:
»YouTube-Videos werden mit einem Datum kalifornischer Zeit versehen. Wenn der Angriff also um drei Uhr morgens in Syrien stattgefunden hat, und die Videos eine Stunde später hochgeladen wurden, ist klar, dass sie durch die Zeitverschiebung mit dem Datum des Vortages versehen wurden.«
Auch der Mutterkonzern von YouTube – Google – bestätigt uns, sämtliche Zeitangaben für hochgeladene Videos richten sich nach kalifornischer Zeit.
Beispiel 2: Ein Video soll Rebellen zeigen, wie sie Giftgas einsetzen. Auf den Bildern feuern sie Geschosse ab, die wie Gasflaschen aussehen. Auch dieser Beitrag wird im Netz verbreitet. Zum Beispiel auf einschlägigen Seiten wie „politically incorrect“. Doch nicht nur dort.
Wir sind verabredet mit Professor Günter Meyer. Der Geograf ein hoch angesehener Nahost-Experte. Auch er zeigt uns das Video. Für ihn ist klar, was hier abgefeuert wird.
O-Ton, Prof. Günter Meyer, Universität Mainz:
»Giftgas, ganz offensichtlich, ja «
Meyers Aussagen haben Gewicht, denn er ist ein viel gefragter Interviewpartner. Und für ihn steht bereits fest, wer die Verantwortlichen des Giftgasangriffs vom August sind.
O-Ton:
»Aus der logischen Überlegung her kann das Assad-Regime nicht verantwortlich sein, allein die Aufständischen dürften das Ganze inszeniert haben.«
Doch was hat es mit dem angeblichen Rebellen-Video auf sich? Für uns analysiert sie der Chemiewaffen-Experte Ralf Trapp.
O-Ton, Ralf Trapp, Chemiewaffen-Experte:
»Es ist klar zu sehen, dass es sich um eine zusammengeschweißte Waffe handelt. Eine Schweißnaht so hinzukriegen, dass sie luftdicht ist oder gasdicht ist, ist ein Kunstwerk. Das sieht nicht wie ein Kunstwerk aus. Das heißt, man müsste damit rechnen, wenn da eine Nervenkampfstoffmischung drin wäre, dass die Waffe Leckagen hätte. Und die Leute würden sich jetzt vergiften.«
Und was Professor Meyer nicht erwähnt: Es gibt ein zweites Video, das zeigt, wie solche Geschosse befüllt werden.
O-Ton, Ralf Trapp, Chemiewaffen-Experte:
»Hier wird was angemischt, weißes Pulver, wenn sie genau hinschauen, sehen Sie, es sagt da unten: Nitrat, Ammoniumnitrat. Das ist ein Düngemittel, aber auch hochexplosiv und wird oft improvisiert als Explosivstoff verwendet. Völlig anders als eine chemische Waffe.«
Wir berichten Professor Meyer von der Analyse. Und er räumt ein, das Video sei sein schwächstes Argument.
Frage: Haben Sie sich mal näher damit beschäftigt?
O-Ton, Prof. Günter Meyer, Universität Mainz:
»Ich bin kein Techniker, ich bin kein Chemiewaffenexperte, um das beurteilen zu können.«
Frage: Aber alle anderen Belege halten Sie für seriös, die Sie bislang angeführt haben?
O-Ton, Prof. Günter Meyer, Universität Mainz:
»Die anderen Belege halte ich für seriös.«
Beispiel 3: Prof. Meyer zeigt uns einen Artikel der britischen Zeitung „Daily Mail“ vom Januar. Darin wird beschrieben, dass Katar eine britische Sicherheitsfirma beauftragen wollte, einen Giftgasanschlag in Syrien zu inszenieren, um ihn dem Assad-Regime in die Schuhe schieben zu können. Eine Email des Unternehmens über den angeblich angedachten Deal soll der Beweis sein.
O-Ton, Prof. Günter Meyer, Universität Mainz:
»Es ist ein klarer Beleg dafür, dass die Rebellen dafür verantwortlich sind, nur die Rebellen können ein Interesse daran haben, hier Giftgas einzusetzen.«
Ein klarer Beleg? Die Zeitung jedenfalls hat den Artikel längst zurückgezogen, sich entschuldigt, die Email sei eine Fälschung.
Professor Meyer kennt die Entschuldigung nicht, hat aber sofort eine Erklärung.
O-Ton, Prof. Günter Meyer, Universität Mainz:
»Dieser Rückzug der Daily Mail ist zu sehen vor dem massiven Druck, der mit Sicherheit von der britischen Regierung ausgeübt worden ist.«
Belege führt Professor Meyer dafür nicht an. Peter Bouckaert von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch kritisiert das. Die vielen Behauptungen ohne Belege hält er für hochproblematisch.
O-Ton, Peter Bouckaert, Human Rights Watch:
»Das funktioniert ziemlich gut. Es sorgt für Verwirrung im Krieg, wo nichts klar ist und alles diskutiert wird. Und das ist genau das Ziel dieser Desinformations-Kampagnen.«
Fazit: Zur Syrien-Krise kursieren im Netz viele Verschwörungstheorien, Behauptungen ohne Belege, verbreitet sogar von einem Wissenschaftler. Desinformation während eines Konflikts, bei dem nicht nur mit Waffen gekämpft wird.
Stand: 18.9.2013, 10.53 Uhr
, gestern war noch die Rede von das zurückgefeuert wird woher die Raketen herkommen, heut also nur noch abfangen und wenn es dann soweit ist heißt es dann das russische Radar ausgefallen ist und man konnte dadurch keine Raketen abfangen. Ich glaub das dämmert grad auch dem Assad das er vogelfrei ist und keine Hilfe von den Russen zu erwarten ist. Ich glaub heut ist es dann soweit das Assad sein blaues Wunder erleben wird, Trump wollte ja nur noch warten bis GB auch sein Kriegsmaterial nahe Syrien verlegt, die Verlegung wäre dann heute abend abgeschlossen.