07.03.2006
General soll an Attentat beteiligt gewesen sein
Bombenexplosion vor einem Buchladen in Semdinli, bei dem ein Mensch starb, sollte Kurden in die Schuhe geschoben werden
General Yasar Büyükanit soll versucht haben, die Justiz zu Gunsten eines Unteroffiziers, der unter Terrorverdaacht steht, zu beeinflussen.
Bei dem Anschlag auf eine Buchhandlung im südosttürkischen Semdinli kam ein Mensch ums Leben, bei den darauffolgenden Kämpfen zwischen Armee und aufgebrachten Ortsbewohnern gab es mehre Todesopfer.Link
Turkish Daily News: Büyükanıt probe rattles Ankara
Ankara - Gegen den Kommandanten der türkischen Bodentruppen ist laut Presseberichten eine Untersuchung wegen Beteiligung an einem Anschlag im türkischen Kurdengebiet eingeleitet worden. General Yasar Büyükanit und mehrere Männer unter seinem Befehl würden von der Staatsanwaltschaft in der osttürkischen Stadt Van wegen Machtmissbrauchs und Gründung einer kriminellen Untergrundorganisation verdächtigt, berichteten die türkischen Zeitungen "Hürriyet" und "Sabah" am Montag.
Bombe in Buchladen
Bei einer Bombenexplosion in einem Buchladen in der Stadt Semdinli nahe der Grenze zum Irak waren bei einer Bombenexplosion im November ein Mensch getötet und sechs weitere verletzt worden. Am Tatort wurden drei Agenten des Gendarmerie-Geheimdienstes verhaftet, die in ihrem Auto Material zum Bombenbau transportierten. Die Gendarmerie untersteht der türkischen Armee. General Büyükanit soll die Justizbehörden zu Gunsten eines Unteroffiziers beeinflusst haben, dem die Anstiftung zu dem Attentat zur Last gelegt wurde.
Büyükanit war zur Zeit des Anschlags im mehrheitlich von Kurden bewohnten Südosten des Landes stationiert. Außer dem General sollten laut Staatsanwaltschaft auch zwei Unteroffiziere und ein ehemaliges Mitglied der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) an dem Gewaltverbrechen beteiligt gewesen sein, berichteten die Zeitungen weiter. Nach dem Attentat, das von der kurdischen Bevölkerung als Provokation unkontrollierter Elemente in der Armee bewertet wurde, hatte eine Welle der Gewalt die Region erschüttert.
Zustimmung der Armee erforderlich
Für die Eröffnung einer Untersuchung gegen Büyükanit ist die Zustimmung der Armeeführung erforderlich. Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan sollte am Montag Armeechef Hilmi Özkök empfangen. Die Armee warf Staatsanwalt Ferhat Sarikaya den Zeitungsberichten zufolge vor, seine Befugnisse missbraucht zu haben. Möglicherweise werde beim Justizministerium eine Beschwerde gegen ihn eingelegt.
Karriere in Gefahr?
General Büyükanit ist die Nummer zwei der türkischen Armee und sollte in diesem Jahr zum Armeechef ernannt werden. Er gilt als Hardliner innerhalb des Militärs und versteht sich als Hüter der Trennung von Kirche und Staat in der Türkei. Im Krieg zwischen der Armee und der PKK im türkischen Kurdengebiet von 1984 bis 1999 starben rund 37.000 Menschen.
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