04.02.2007
Orhan Pamuk überraschend in die USA abgereist
Nobelpreisträger hatte Reisen nach Deutschland und Belgien kurzfristig abgesagt- Drohungen als möglicher Grund
Istanbul - Kurz nach der Absage seiner Reisen nach Deutschland und Belgien ist der türkische Literatur-Nobelpreisträger Orhan Pamuk am Donnerstag überraschend in die USA geflogen. Pamuk sei mit einer Linienmaschine der Fluggesellschaft Turkish Airlines von Istanbul nach New York geflogen, berichtete die türkische Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi.
Pamuk habe einen "kulturellen Besuch" in den Vereinigten Staaten angekündigt und gesagt, er werde an der New Yorker Columbia-Universität und anderen US-Hochschulen Vorträge halten. Pamuk hatte bereits im vergangenen Jahr mehrere Monate als Gastprofessor in den USA verbracht.
Am Mittwoch hatte Pamuk Reisen nach Deutschland und nach Belgien kurzfristig abgesagt. Presseberichten zufolge verzichtete Pamuk auf die Reisen, weil er um seine Sicherheit fürchtet. Dabei ging es offenbar um die Befürchtung, während seiner Reisen in Deutschland und Belgien zur Armenierfrage und zum Mord an dem Journalisten Hrant Dink befragt zu werden. Neue Äußerungen des Schriftstellers zu diesen heiklen Themen könnten dann zu neuen Anfeindungen gegen ihn in der Türkei führen.
Neun Bücher
Der 54-jährige hat sich vor allem mit historischen Romanen weltweit einen Namen gemacht. In seinen Werken geht es immer wieder um das heute hoch aktuelle Thema Identitätsverlust in einer Kultur, die zwischen Orient und Okzident zerrissen ist. Seine bisher neun Bücher, unter denen "Die Weiße Festung" (1995), "Mein Name ist Rot" (1998) und "Schnee" (2002) die bekanntesten sind, wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt und mit internationalen Preisen ausgezeichnet. Im Jahr 2006 erhielt Pamuk den Literaturnobelpreis.
2005 bekam Pamuk den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels mit der Begründung, er gehe wie kein anderer Dichter den historischen Spuren des Westens im Osten und des Ostens im Westen nach. Zu brisanten politischen Themen und Problemen seines Landes, wie dem Kurden-Konflikt oder dem EU-Beitritt, hat Pamuk stets offen Stellung bezogen. Er solidarisierte sich auch als einer der Ersten mit dem 1995 angeklagten kurdischen Schriftsteller Yasar Kemal und verteidigte Salman Rushdies "Satanische Verse".
Für einen Einschnitt in sein Leben sorgte sein vielbeachteter Roman "Schnee" - "mein erster und letzter politischer Roman", wie der Autor betonte. Pamuk wurde von türkischen Nationalisten angegriffen und wegen "Herabwürdigung des Türkentums" vor Gericht gestellt, weil er in einem Interview davon gesprochen hatte, dass in der Türkei "eine Million Armenier und 30.000 Kurden umgebracht" worden seien. Das Verfahren wurde Anfang des Jahres eingestellt.
Der am 7. Juni 1952 in Istanbul geborene Schriftsteller wuchs in einer gutbürgerlichen Familie auf und wollte ursprünglich Maler werden. Er studierte Architektur und Journalismus, bevor er mit 24 Jahren unter dem Einfluss der Geschichte des modernen europäischen Romans mit dem Schreiben begann.
Seinen eigenen Stil, wie er vor allen in seinen historischen Romanen zum Ausdruck kommt, fand Pamuk mit dem Rückgriff auf die an Bildern reiche islamisch-orientalische Erzähltradition. Drei Jahre lebte Pamuk mit seiner Frau in den USA, kehrte aber dann wieder in seine Heimatstadt zurück, "weil ich mir ein Leben woanders als in Istanbul nicht vorstellen kann". Das geschiedene Paar hat eine Tochter.
Orhan Pamuk überraschend in die USA abgereist
Nobelpreisträger hatte Reisen nach Deutschland und Belgien kurzfristig abgesagt- Drohungen als möglicher Grund
Istanbul - Kurz nach der Absage seiner Reisen nach Deutschland und Belgien ist der türkische Literatur-Nobelpreisträger Orhan Pamuk am Donnerstag überraschend in die USA geflogen. Pamuk sei mit einer Linienmaschine der Fluggesellschaft Turkish Airlines von Istanbul nach New York geflogen, berichtete die türkische Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi.
Pamuk habe einen "kulturellen Besuch" in den Vereinigten Staaten angekündigt und gesagt, er werde an der New Yorker Columbia-Universität und anderen US-Hochschulen Vorträge halten. Pamuk hatte bereits im vergangenen Jahr mehrere Monate als Gastprofessor in den USA verbracht.
Am Mittwoch hatte Pamuk Reisen nach Deutschland und nach Belgien kurzfristig abgesagt. Presseberichten zufolge verzichtete Pamuk auf die Reisen, weil er um seine Sicherheit fürchtet. Dabei ging es offenbar um die Befürchtung, während seiner Reisen in Deutschland und Belgien zur Armenierfrage und zum Mord an dem Journalisten Hrant Dink befragt zu werden. Neue Äußerungen des Schriftstellers zu diesen heiklen Themen könnten dann zu neuen Anfeindungen gegen ihn in der Türkei führen.
Neun Bücher
Der 54-jährige hat sich vor allem mit historischen Romanen weltweit einen Namen gemacht. In seinen Werken geht es immer wieder um das heute hoch aktuelle Thema Identitätsverlust in einer Kultur, die zwischen Orient und Okzident zerrissen ist. Seine bisher neun Bücher, unter denen "Die Weiße Festung" (1995), "Mein Name ist Rot" (1998) und "Schnee" (2002) die bekanntesten sind, wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt und mit internationalen Preisen ausgezeichnet. Im Jahr 2006 erhielt Pamuk den Literaturnobelpreis.
2005 bekam Pamuk den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels mit der Begründung, er gehe wie kein anderer Dichter den historischen Spuren des Westens im Osten und des Ostens im Westen nach. Zu brisanten politischen Themen und Problemen seines Landes, wie dem Kurden-Konflikt oder dem EU-Beitritt, hat Pamuk stets offen Stellung bezogen. Er solidarisierte sich auch als einer der Ersten mit dem 1995 angeklagten kurdischen Schriftsteller Yasar Kemal und verteidigte Salman Rushdies "Satanische Verse".
Für einen Einschnitt in sein Leben sorgte sein vielbeachteter Roman "Schnee" - "mein erster und letzter politischer Roman", wie der Autor betonte. Pamuk wurde von türkischen Nationalisten angegriffen und wegen "Herabwürdigung des Türkentums" vor Gericht gestellt, weil er in einem Interview davon gesprochen hatte, dass in der Türkei "eine Million Armenier und 30.000 Kurden umgebracht" worden seien. Das Verfahren wurde Anfang des Jahres eingestellt.
Der am 7. Juni 1952 in Istanbul geborene Schriftsteller wuchs in einer gutbürgerlichen Familie auf und wollte ursprünglich Maler werden. Er studierte Architektur und Journalismus, bevor er mit 24 Jahren unter dem Einfluss der Geschichte des modernen europäischen Romans mit dem Schreiben begann.
Seinen eigenen Stil, wie er vor allen in seinen historischen Romanen zum Ausdruck kommt, fand Pamuk mit dem Rückgriff auf die an Bildern reiche islamisch-orientalische Erzähltradition. Drei Jahre lebte Pamuk mit seiner Frau in den USA, kehrte aber dann wieder in seine Heimatstadt zurück, "weil ich mir ein Leben woanders als in Istanbul nicht vorstellen kann". Das geschiedene Paar hat eine Tochter.