Hallo liebe Community,
vorab ein Dankeschön für eure Geduld! Hiermit präsentiere ich das türkische Drohnenprogramm, welches die asymmetrische Kriegsführung der Republik Türkei zu ihrer Grenze zum Nahen-Osten grundlegend verändert hat.
Kapitel 1. "Die Anfänge, Ursprung der bestärkten türkischen Interesse an Drohnen"
In mitten der 90er Jahre, genauer datiert 1994, setzte die israelische IAI Heron Drohne zu ihrem Jungfernflug an. Der ursprüngliche Gedanke hinter diesem Program war folgendes, die IDF und der Inlandsgeheimdienst wollten die Grenzen zu den Autonomie Gebieten der Palästinenser, gegenüber den aufkeimenden Angriffsplänen der dortigen Gruppierungen zielgerichtet einsetzen. Eine präventive Abwehrmaßnahme, ohne bewaffneter Drohnen sondern mit einer Kamera-Optik-Schwenkkopf-Einheit, die damals einen Wert von fast zwei fabrikneuen Mercedes S-Klassen aufweisen konnte. Drohnen waren konzipiert worden, den Bodeneinheiten einen genauen Überblick des Kampfgebietes zu geben. Z.B. damit die eigenen Soldaten auf schwierigem Terrain (Gebirge, Sumpf- und Schneelandschaften), die Verfolgung von flüchtigen Guerilla-Einheiten besser aufnehmen konnten.
Die Israelis haben diesem System durch ihr Heron Projekt einige weitere Aspekte hinzugegeben, die Überwachung von dringenden Tatverdächtigen, Routenplanung auf gefährlichen Gefechtsgebieten für Panzerfahrzeuge/Rettungsfahrzeuge, Vorwarnung des Bodenpersonals gegenüber zukommenden gegnerischen Einheiten und die Absicherung von Logistikstraßen.
Das Interesse der Türkei wurde darin bestärkt, weil die Terroreinheit PKK oftmals mit 300-800 Mannstärke, türkische Militärposten, sowie Gendarmeriebasen oder auch Polizeireviere attackiert haben. Unzumutbare Umstände, für die Wahrung staatlicher Autorität in den Grenzgebieten, die zunehmenden fehlenden sozialen Kontakte in den abgelegenen Ortschaften, führten zu einem hohen Anwerbedrang der Menschen zur PKK, aus Gründen derer ambivalenten Propaganda. Weil sich die türkischen Staatlichkeit dort sich oftmals mangels monetären Gründen sowie personellen Strapazen (zb. Morde und Entführungen von und an türkischen Beamten und Lehrern) strategisch zurückgezogen hatte. Verlor es an Zugriff und Kontrolle, dadurch stieg die Gewaltspirale ins unermessliche. Das Militär war stets präsent, jedoch beklagte sie viele Tote. Aufgrund der Tatsache, dass auf dem gebirgigem Terrain, die PKK leichter fallen setzen konnte und sich sehr gut im Gebiet auskannte. Aus diesen Gründen heraus entschied sich die Türkei und ihre Militärführung für eine Anschaffung von 2 Drohnen. Die USA war stets dagegen und pochte darauf, der Türkei niemals eine Drohne zu verkaufen. Die Israelis hingegen waren stets bereit, weil sie Devisen brauchten und weitere Projekte zu finanzieren. Aufgrund der Tatsache, dass das frühere 80er Projekt von der Firma IAI mit dem Programmnamen Lavi, ein finanzielles Fiasko wurde, als sich die USA aus der Gemeinschaftsarbeit zurückgezogen hatten. Um ihre F-16 Exporte nicht zu gefährden.
Kapitel 2. "Schlechte Nachbarn, veranlassen einen zum Besitz von Eigentum!"
Die von der Türkei angeschafften Heron Drohnen waren mit verschiedensten Auflagen überspickt. Die Drohne durfte nur von einem israelischen Operator, der nicht einmal ein Militär war, bedient werden. Reparaturen erfolgten nur in Israel in den Werkshallen von IAI und zum Leidwesen der Türkei haben die israelischen Nachrichtendienste auch den Operationsweg der türkischen Herons überschauen können. Durch die unausgereifte Technologie, hatte das unbemannte Fluggerät vielerlei Schäden und musste häufig zur Reparatur, während ihrem Dienst entflohen ihrem Überwachungssystem verdächtig oft die PKK Terroristen. Was die türkischen Funktionäre natürlich stutzig gemacht hat. Aus dieser sehr unfruchtbaren und fürchterlichen Zusammenarbeit und der sehr stark fehlenden Qualität der Heron Drohne, entschied die Türkei mit dem AR-GE Finanzierungshilfe-Programm ein eigenes Drohnenprogramm ins leben zu rufen.
Die Firma Baykar (Maschinenbaufirma), Vestel (türkischer Elektroriese) und TAI standen nun bereit die ersten türkischen MALE-Klasse Drohnen zu entwickeln. MALE bedeutet Medium Altitude Long Endurance, was soviel heißt wie, mittlere Höhe und lange Ausdauer.
° Baykar Bayraktar TB2 (Tactical Block 2): Ist eine Aufklärungsdrohne optional mit taktischer Bewaffnung. Mit Roketsan MAM-L und MAM-C. Autonomes starten und landen, sowie eine autarke Erkennung von feindlichen Elementen auf dem Operationsterrain. Die Navigation erfolgt per INS-GNSS, dass ist eine GPS-Navigation mit aufgereihter Folge von Algorithmen, sowie Differenzial und Paar-Integralen zur autonomen Bestimmung der eigenen Aufenthaltsorts. In diesem PDF Medium wird es sehr trefflich erklärt.
LINK:
https://www.ucalgary.ca/engo_webdocs/other/Angrisano_PhD Thesis_ENG2.pdf
Erster Einsatz erfolgte im August 2016, kann bis zu 24 Std in der Luft verweilen und ist bis zu 97% heimische Produktion. Die Optik-Einheit sollte zu allererst aus den USA eingekauft werden, als diese die Verwendungsabsichten erfuhren, wurden dem Verkauf der Einheiten einen Riegel vorgeschoben. Daraufhin wurde von Aselsan eine eigene Version entwickelt und diese hatte die bessere Qualität. Sofort kam ein Vertreter der amerikanischen Rüstungsindustrie und bot das Produkt nochmals an. Es wurde dankend abgelehnt.
Die Feuertaufe erhielt die Drohne während der Militäroperation -Schutzschild Euphrat-. TB2 operierte vor Ort als Aufklärer, sowie als Waffenträger gegen feindliche Stellungen.
° Vestel Karayel : Diese Drohne aus dem Hause des türkischen Elektroriesen, ist eine reine Überwachungsdrohne, die angewandte Hardware sowie Software sind im Besitz von Vestel.
Die Drohne operiert mit einer Bodenstation mit Personal und per Server Kontrollzentrum, dessen Zeilencodes und Algorithmen können den Karayel ebenso autark bedienen. Das Muster wurde 2015 an die Türkei geliefert und verichtet zuverlässig ihren Dienst. Vestel konzipierte die Drohne nach den gegebenen STANAG NATO Standards und somit wurde sie auch in das NATO-Verteidigungsbund integriert. Eine besondere Fähigkeit ist neben Ihrer sehr robusten Konzeption, die Mechanik zur Selbstenteisung.
° TAI ANKA (Phoenix): Das ist der Stolz der türkischen UAV-Luftfahrt. Eine vollautonome, Satellitengestützte Aselsan SATCOM (ANKA-S), stark bewaffnete und höchst Präzise Drohne. Mit verschiedenen Varianten. Eine Standard Variante für die herkömmliche Bewachung eines Areals, eine EloKa Version für die Radar-und Funkstörung des Gegners. Schliesslich haben wir da noch die ANKA-S, die bewaffnete Ausführung. Alle Versionen sind im Stande, den Funkverkehr der feindlichen Einheiten abzuhören, auf den Millimeter genau zu lokalisieren und daraufhin ein ersichtlich klares Bild an die verschiedenen Kommandozentren sowie Entscheidungsträger zu senden.
Die Drohne ist in der Lage mit den Fluglotsen und den befreundeten Luftfahrzeugen durch ein integriertes Funksystem zu kommunizieren. Darüber hinaus wird mit verschiedensten Units, die absolute autonome Navigation des Musters gewährleistet, sprich, Luftdatensensoren zur Stabilität bei Turbulenzen und Ortsbestimmungen, GPS INS-GNSS und ein installiertes redundantes Flight Control System. Es kann ebenso mit einem Aselsan SAR System ein 2D Bild einer Erdbodenfläche per Radarwellensignatur erstellen, um feindliche Fahrzeuge oder Stellungswaffen wie Haubitzen oder Mörser ausfindig zu machen. Aselsan hat hierfür das AselFLIR 300T entworfen und diese kann aus ungemeinen Höhen gestochen scharfe Bilder generieren und die feindlichen Elemente mit einem Laser pointieren. Damit aufsteigende F-16 oder selbst in der Version des ANKA-S die Feinde erfolgreich bekämpfen kann.
Zurzeit wird von TEI ein neuer Motor mit angesetztem Ziel von 170 PS entwickelt. Link:
https://www.tei.com.tr/dosyalar/kitap/1454/dosya-1454-6036.pdf
Die Türkei gehört hiermit, zu den 6 einzigen Nationen die eine eigene Drohnen-Produktion aufweisen können. Mit der Ukraine wurde auf der Luftfahrtmesse und gleich darauf die Planung einer Drohnenfabrik besprochen und in Auftrag gegeben. Durch den Schabernack den Israel mit der Türkei betrieb, packte die Funktionäre der Ehrgeiz sowie die Erkenntnis wie wichtig solch ein Drohnenprogramm ist.
Kapitel 3. "Kandilberge, Schutzengel MIKAIL und Todesengel CIBRAIL"
In den letzten Wochen in diesem Jahr, begann verstärkt die Kandil-Offensive der türkischen Streitkräfte gegen die PKK Terroreinheiten, die dem Land bis zu 40.000 Tode beschert haben. Knapp 150 Km entfernt von der türkischen Grenze entfernt und mit der Absprache des Iraks sowie des Irans. Für die Sicherung der Logistik werden überwiegend TB2 genutzt und weisen eine hohe Erfolgsquote auf. Die PKK Terroristen befinden sich auf dem Rückzug und es geschehen kaum noch mehr ernstzunehmende Schusswechselgefechte. Die Drohnen setzen dem aufkeimenden Angriff gleich von Beginn an mit MAM-L oder MAM-C Waffen von Roketsan zu. Sodass der Feind sich nicht mehr zu größeren Gruppierungen aufrappeln kann. Zu asymmetrischen Kriegsführung gehört die "aufgesplittet-sein" zu den wichtigsten Kampftaktiken, sodass die türkischen Soldaten es schwer haben bei der Verfolgung mitzuhalten, auf schwierigem Terrain. Die ANKAs führen mit der Aselsan SAR Systemen eine Bodenscann durch, sodass genaue Kartografin des Kandilgebirges entworfen werden können. Viele hochrangige PKK-Terroristen wurden liqudiert und laut dem türkischen MIT Geheimdienstes sind in Sirnak die Zahl derer, die sich der PKK angeschlossen haben auf Null gesunken. In der Grenze der Türkei zum Nahen-Osten beginnt wieder das soziale Engagement der Türkei und die Staatlichkeit Einzug zuhalten. Türkische Soldaten treffen sich mit den an der Grenze ansässigen Dörfern zur Diskussionen und Brotbrechen. Diese Drohnen sind für die türkischen Soldaten Schutzengel für die PKK Terroristen Todesengel. Das wichtigste ist, dass viele türkische Leben von Soldaten und Zivilisten durch diese Entwicklung geschützt werden konnten und das stellt für die jungen begabten türkischen Ingenieure einen großen Motivationsschub dar.
Kapitel 4. "Akinci, die letzte Vorstufe für das unbemannte Kampfjet"
Das Familien-Unternehmen Baykar hat sich, beflügelt durch den Erfolg des TB2, als erster vorgenommen eine große Drohne zu entwickeln. Um die Türkei auf Platz 3 der Drohnenhersteller zu befördern. Die Planungen sind soweit abgeschlossen, dass nun in kürze die Vorserien-Prototypen Produktion anlaufen wird. Der Mock-Up wurde zuerst ohne Flügeln dargestellt, weil diese in der Planung die eigentlichen Fragen aufwarf. Welsche Spannweite ist dazu geeignet, wie stellt man sich die Dimensionierung und das Validieren vor. Spannweite wurde für Veröffentlichungszwecken auf ungefähr 20 Meter angesetzt, das würde eine Zusatzlast von knapp 1,3 Tonnen gewährleisten. Somit wäre der Akinci geeignet Waffensysteme des Typs MK-81 und MK-82 zu verwenden, die wiederum würden dem F-16 die Arbeit abnehmen und die Türkei müsste keine teuren F-16 Block 50+ in die lüfte aufsteigen lassen, um COIN Mission durchzuführen. Die Kostenbilanz für derartige COIN Missionen eines F-16 tragen den Wert von knapp 25.000 US-Dollar. Eine ganze Einsatzdauer (ca.22 Std) von Drohnen liegt unter 400 US-Dollar. Nach der Verkündung des Akinci, wurde verlautbart, dass daraufhin die UAV Kampfjet der Türkei entwickelt werden soll. Aus diesem Grund wird dem Hürjet speziell ein eigenes Triebwerk aus dem Hause TEI spendiert. Der Hürjet dient als Testplattform für das zukünftige Großprojekt. Neben dem TF-X!
Das Drohnenprojekt war der vorteilhafte Gamechanger für die Sicherstellung des Friedens in der Türkei.