Türkische Satelliten-Planer lassen Israel abblitzen
Istanbul (dpa) - Beim Aufbau einer eigenen türkischen Satellitenüberwachung will Ankara dem bisherigen Verbündeten Israel keine Sonderrechte gewähren. Die türkische Regierung habe israelische Unterhändler abblitzen lassen, die eine Verbreitung hochauflösender Aufnahmen des israelischen Gebiets verhindern wollten, wie die türkische Tageszeitung «Zaman» am Freitag berichtete. Die israelische Regierung versuche nun, italienische und französische Hersteller davon abzubringen, an dem türkischen Satellitenprojekt Göktürk mitzuarbeiten.
«Seit Jahren macht Israel selbst von unserem Boden Bilder. Wechselseitigkeit ist in internationalen Beziehungen eine grundlegende Regel», zitierte die Zeitung einen namentlich nicht genannten ranghohen türkischen Beamten. «Wenn sie den türkischen Boden überwachen, hat auch die Türkei das gleiche Recht.»
Die Türkei will 270 Millionen Euro in das Satellitenprojekt Göktürk stecken. Mit dem System will die Türkei Informationen für Militär und Geheimdienst beschaffen, aber auch Daten für zivile Anwendungen, etwa für die Landwirtschaft und den Naturschutz. Israel war schon 2007 aus dem Kreis der möglichen Zulieferer ausgeschlossen worden, weil es türkischen Berichten zufolge eine militärische Verwendung hochauflösender Aufnahmen des eigenen Landes ausschließen wollte.
Seit dem Krieg im Gazastreifen vor zwei Jahren haben sich die Beziehungen zwischen Israel und der Türkei erheblich verschlechtert. Die Türkei wirft Israel den Einsatz übertriebener Gewalt gegen die Palästinenser vor. Ein Tiefpunkt erreichten die Beziehungen, als ein israelisches Spezialkommando im vergangenen Jahr im Mittelmeer das türkische Passagierschiff «Mavi Marmara» mit mehr als 500 pro- palästinensischen Aktivisten an Bord stürmte. Soldaten töteten 9 türkische Aktivisten.
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