Der_Buchhalter
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[h1]"Wir bitten um Entschuldigung" [/h1]
[h2]Türkische Intellektuelle haben sich für das Massaker an Armeniern im Ersten Weltkrieg entschuldigt - Jeder Türke kann sich der Aktion im Internet anschließen[/h2]
6500 haben das bereits am Dienstag getan.
Der mit Spannung erwartete Beginn der Kampagne hat gleich am ersten Tag alle Erwartungen übertroffen. Schon in den ersten Stunden trugen sich mehr als 2000 Menschen ein und machten damit auch deutlich, dass den meisten türkischen Intellektuellen die offizielle Position der Regierung gegenüber dem Genozid an den Armeniern schon lange peinlich ist. Bis Dienstagnachmittag waren es bereits 6500 Unterzeichner.
Wut der Nationalisten
Initiiert wurde der Aufruf von vier Intellektuellen, den Professoren Baskin Oran, Ahmet Insel, Cengiz Aktar und dem Journalisten Ali Bayramoglu. Unterzeichnet haben 200 der bekanntesten Personen aus dem linken und dem liberalen Lager. Ahmet Insel erklärte zu der Kampagne: „Unabhängig von der offiziellen Politik haben wir als türkische Bürger das Recht, unsere Meinung über unsere eigene Geschichte kundzutun. Wir hoffen, dass die Kampagne nicht für andere politische Zwecke missbraucht wird." Cengiz Aktar ergänzte: „Uns geht es um die individuelle Stimme. Wer will, entschuldigt sich, wer nicht, eben nicht."
Doch auch das schützte die Verfasser nicht vor der Wut der Nationalisten. Devlet Bahceli, Chef der rechtsextremen Partei MHP, sagte: „Wir Türken brauchen uns für nichts zu entschuldigen, im Gegenteil, die Armenier haben damals ihre türkischen Mitbürger massakriert und später türkische Diplomaten weltweit getötet." Am Dienstag wurde eine Gegenkampagne gestartet, die den Initiatoren des Aufrufs im Internet „Verrat" vorwirft und eine Entschuldigung Armeniens für die Rachebrigade fordert, die türkische Auslandsvertretungen angegriffen hatten.
Doch diese seit Jahrzehnten propagierte Selbstgerechtigkeit ist erkennbar auf dem Rückzug. Denn der Aufruf der Intellektuellen ist Teil einer Debatte, in der seit Jahren die Tabuisierung des Genozids Schritt für Schritt aufgeweicht wird. (Jürgen Gottschlich aus Istanbul, DER STANDARD, Printausgabe, 17.12.2008)
derstandard.at
Finde ich gut.
[h2]Türkische Intellektuelle haben sich für das Massaker an Armeniern im Ersten Weltkrieg entschuldigt - Jeder Türke kann sich der Aktion im Internet anschließen[/h2]
6500 haben das bereits am Dienstag getan.
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Was der türkische Staat den Opfern und den Nachfahren der 1915 im Osmanischen Reich massakrierten und vertriebenen Armeniern immer noch verweigert, machen Intellektuelle jetzt für jeden Staatsbürger möglich: sich bei seinen armenischen Mitbürgern und den Armeniern weltweit öffentlich zu entschuldigen und um Verzeihung zu bitten. Unter dem Titel, „Ich bitte um Entschuldigung", haben sie am Montag eine Website mit folgendem Aufruf ins Internet gestellt: „Ich kann es mit meinem Gewissen nicht vereinbaren, dass man der großen Katastrophe, die 1915 den osmanischen Armeniern widerfuhr, bisher so teilnahmslos gegenüberstand, ja dass diese gar geleugnet wird. Ich lehne diese Ungerechtigkeit ab und teile die Gefühle und das Leid meiner armenischen Mitmenschen und bitte sie um Verzeihung."Der mit Spannung erwartete Beginn der Kampagne hat gleich am ersten Tag alle Erwartungen übertroffen. Schon in den ersten Stunden trugen sich mehr als 2000 Menschen ein und machten damit auch deutlich, dass den meisten türkischen Intellektuellen die offizielle Position der Regierung gegenüber dem Genozid an den Armeniern schon lange peinlich ist. Bis Dienstagnachmittag waren es bereits 6500 Unterzeichner.
Wut der Nationalisten
Initiiert wurde der Aufruf von vier Intellektuellen, den Professoren Baskin Oran, Ahmet Insel, Cengiz Aktar und dem Journalisten Ali Bayramoglu. Unterzeichnet haben 200 der bekanntesten Personen aus dem linken und dem liberalen Lager. Ahmet Insel erklärte zu der Kampagne: „Unabhängig von der offiziellen Politik haben wir als türkische Bürger das Recht, unsere Meinung über unsere eigene Geschichte kundzutun. Wir hoffen, dass die Kampagne nicht für andere politische Zwecke missbraucht wird." Cengiz Aktar ergänzte: „Uns geht es um die individuelle Stimme. Wer will, entschuldigt sich, wer nicht, eben nicht."
Doch auch das schützte die Verfasser nicht vor der Wut der Nationalisten. Devlet Bahceli, Chef der rechtsextremen Partei MHP, sagte: „Wir Türken brauchen uns für nichts zu entschuldigen, im Gegenteil, die Armenier haben damals ihre türkischen Mitbürger massakriert und später türkische Diplomaten weltweit getötet." Am Dienstag wurde eine Gegenkampagne gestartet, die den Initiatoren des Aufrufs im Internet „Verrat" vorwirft und eine Entschuldigung Armeniens für die Rachebrigade fordert, die türkische Auslandsvertretungen angegriffen hatten.
Doch diese seit Jahrzehnten propagierte Selbstgerechtigkeit ist erkennbar auf dem Rückzug. Denn der Aufruf der Intellektuellen ist Teil einer Debatte, in der seit Jahren die Tabuisierung des Genozids Schritt für Schritt aufgeweicht wird. (Jürgen Gottschlich aus Istanbul, DER STANDARD, Printausgabe, 17.12.2008)
derstandard.at
Finde ich gut.