"Das verflixte Jahr" beginnt damit, dass ein Komet 1914 über u.a. Albanien hinwegzieht, der von vielen Albanern als schlechtes Omen gesehen wird. Zu diesem Zeitpunkt macht sich eine vorerst kleine Gruppe ziemlich schrulliger Männer auf den Weg, für die Freiheit Albaniens zu kämpfen. Dabei treffen sie auf österreichische, türkische, italienische, französische und holländische Truppen, sowie andere albanische Gruppierungen. Die Komik der Truppenbewegungen, die sich immer wieder verpassen, die Dummheit der diversen (ausländischen) Truppenführer, sowie die taktische Unfähigkeit (dass das französische "voulez-vous" einem albanischen Schimpfwort ähnlich ist, ist nur ein kleines Beispiel der zum Teil peinlichen Missverständnisse) aller Beteiligten erinnern entfernt an die Monty Pythons. Ein Deutscher Prinz soll der Monarch werden, sich zum Gunsten des Friedens beschneiden lassen, eine betörende Kurtisane vertreibt den verschiedenen Diplomaten die Zeit, eine riesige Baklava wird zur Zerreißprobe. Es wird gemordet, gesungen, ganz im Stil einer opulenten und vor allem brutalen Bacchanale fließt dieser Roman dahin. Ein historischer Roman ist "Das verflixte Jahr" nicht geworden, da Ismail Kadare die überlieferten Fakten frei traktiert und auch die Chronologie der Ereignisse nach Belieben der Fiktion unterordnet. Einziger Minuspunkt ist meiner Meinung nach die Zahl der Mitwirkenden in diesem doch eher kurzen Roman (ca. 170 Seiten), da bleibt die Zeichnung einzelner Figuren (die des öfteren dann auch nur in einem Kapitel auftreten, z.B. die Mutter der betörend schönen Kurtisane) etwas auf der Strecke, weshalb ich mir einige Male eine etwas stärkere Konzentration des Materials (also der Charaktere/Figuren/Protagonisten) gewünscht hätte; eine Konzentration der Mittel, wie sie Ismail Kadare in anderen Romanen beeindruckend demonstriert hat. Nichtsdestotrotz ist "Das verflixte Jahr" ein beeindruckender Roman, der auch großartig übersetzt, ein absoluter Lesegenuss ist.