Also ich bin zwar nicht direkt in Deutschland aber in Oberösterreich, und das zähl ich zu Süddeutschland. Und ich habe beobachtet das Tradition sehr lebendig ist. Zum Beispiel werden traditionelle Trachten überall verkauft, ganz normal, und die meisten die Sonntags in die Kirche gehen tragen Trachten, oder viele, nicht die meisten aber es ist ein herkömmliches Bild in der Kirche die Leute in Tracht. Auch bei Taufen, Hochzeiten und Erstkommunionen usw. tragen viele Tracht. Haben Norddeutsche überhaupt ein Gegenstück zur Bayerischen/Österreichischen/Süddeutschen Tracht? Und tragen sie es auch oder nur Jeans und T-Shirt oder so?
Ich war vor zwei Wochen am Pöstlingberg, und zum Spaß, oder weil ich es mal ausprobieren wollte, hab ich Tracht getragen. War auch in der Barocken Wallfahrtskirche.
In Österreich ist das ganz normal.
Meinungen? Beobachtungen?
1. Oberösterreich ist noch immer Österreich und war nur wenige Jahre an Deutschland angeschlossen. Es waren nicht die besten Jahre. Das solltest du wissen. Wozu hast du denn studiert?
2. Das was du als "traditionelle Tracht" bezeichnest, sind in Wahrheit billige Fetzen, gefertigt in Bangladesh oder China und wird sehr oft in diesen Billig-Ramsch Läden wie diese unsägliche "Zillertaler Trachtenwelt" verkauft. Mit Tracht, oder gar Tradition hat das nichts zu tun. Im Normalfall ist da nur peinlich.
Die Tracht, das Dirndl oder das Gewand wie es auch genannt wird, bezieht sich häufig auf eine bestimmte Region. Früher spielte sich das Leben innerhalb eines Dorfes ab. Die Globalisierung war kein Thema. An der Kleidung konnte man erkennen, aus welcher Gegend einer Person stammt, ob man verheiratet war, Hochzeit oder Trauer trug. Auch so manche Redensarten, die von der Kleidung abstammen, sind heute noch gebräuchlich. Zum Beispiel: „Der Bursch bandelt beim Dirndl an“ – damit ist das Schürzenband gemeint.
Auch die Materialien der Tracht haben oft Bezug auf die Region: z. B. Mühlviertel.
Grundmaterial für ein Dirndl war unter anderem auch Leinen. Leinen besteht aus Flachs. Das beste Anbaugebiet für Flachs war das Mühlviertel. Daher wurden in dieser Gegend viele Webereien gegründet. Gegenwärtig hat man diese Tradition wieder aufgegriffen und nimmt sich diesem Thema mit der Gründung einer Weberstraße an.
Die Produktionspalette reichte früher von Stoffen für Bettzeug, Haushaltswäsche bis hin zur Bekleidung.
Auch die Färberei war eine wichtige Handwerkssparte. Entweder wurde der einzelne Faden oder der gewebte Stoff gefärbt. Weber und Färber kooperierten produktionsbedingt und siedelten sich deshalb in der Nähe an. Eine hohe Kunst der Färber war und ist der Blaudruck. In der Fachsprache heißt der Druck „Reservedruck“. Es wird nicht blau gedruckt, sondern mit einem Holzmodl wird ein sogenannter „Bap“ gedruckt und am Montag blau gefärbt. Aus dieser Zeit stammt der Ausdruck „der blaue Montag oder man macht blau“, das so viel heißt, als dass am Montag nicht gearbeitet wird, weil der Stoff in der Farbe liegt.
Bei der Entwicklung der beiden Handwerkssparten lässt sich eine Verschmelzung von Handwerk und Kunst ableiten, die weiter fortgesetzt zum Kunsthandwerk bis hin zur modernen Kunst führt.
Alleine in Oberösterreich kann man die Tracht auf 5 Regionen einteilen: Mühlviertel, Traunviertel, Hausruckviertel, Innviertel und Salzkammergut.
Dein Wohnort liegt im Hausruckviertel. Kennst du dessen (wirkliche) "traditionelle" Tracht?
Würdest du nicht immer wieder irgend ein Thema oberflächlich streifen, dann wüsstest du, dass Oberösterreich (und alle anderen Regionen - mit ausnahme kleinerer Gebiete in Salzburg) so überhaupt nichts mit dem Süddeutschen Raum zu tun haben.
Aber ja, wenn zwei Leute in einer Kirche sind, und einer davon läuft mit pseudo-Lederhosen rum, dann tragen natürlich in deinen Augen "die meisten Leute" Tracht.
Im übrigen ist es in katholischen Kirchen bis heute verpönt, so respektlos in kurzen Hosen herum zu laufen. Zum Kirchgang zog man immer schon die beste Kleidung an, die man hatte. In der Regel die Sonntags-Tracht oder das "Sonntags-Gewand".
Vielleicht ist das aber auch der Grund, warum heute sowenig Leute in der Kirche sind, weil niemand mehr ordentliche Kleidung hat.