Estlands Botschafterin bedrängt
Gerangel in Moskau
Wegen der Verlegung des sowjetischen Kriegerdenkmals in Estland ist es in Moskau erneut zu Protestaktionen gekommen. Überwiegend jugendliche Demonstranten verhinderten den Beginn einer Pressekonferenz der estnischen Botschafterin. Eine zweite Gruppe von Demonstranten blockierte die Zufahrt zum Botschaftsgebäude des baltischen Staates.
Das Außenministerium in Tallinn erklärte, die Familien der Diplomaten seien in Sicherheit gebracht worden. Die Übergriffe seien "beispiellos und nicht zu rechtfertigen".
Die Europäische Union (EU) äußerte sich besorgt über die Ausschreitungen und forderte Russland nachdrücklich zum Schutz der Botschaft und der dort tätigen Diplomaten auf.
Mit Rufen wie "Schande über Estland" und "Faschismus wird nicht erlaubt" stürmten etwa 25 Demonstranten kurz vor Beginn der Pressekonferenz mit Botschafterin Marina Kaljurand den Raum. "Wir können ihr nicht gestatten, hier zu sein, solange sich ihre Regierung und ihr Präsident, der unsere Großväter als Gangster bezeichnet hat, nicht entschuldigen", sagte Maxim Mischtschenko, einer der Organisatoren von der Gruppe "Junges Russland". Die Leibwächter der Botschafterin setzten Reizgas ein, um die Demonstranten zu vertreiben.
Schwedischer Botschafter attackiert
Auch der schwedische Botschafter geriet in dem Handgemenge zwischen die Fronten. Er wurde angegriffen, als er von einem Besuch bei seiner estnischen Kollegin kam. Wie eine Sprecherin der schwedischen Vertretung im Rundfunk angab, traten junge Leute auf das Auto des Diplomaten ein und rissen die schwedische Flagge ab. Schweden wolle wegen des als verspätet und zögerlich eingestuften Eingreifens der Polizei protestieren, hieß es weiter.
Die Proteste richten sich gegen die Verlegung eines Denkmals der sowjetischen Roten Armee aus der Innenstadt von Tallinn auf einen Militärfriedhof. In der estnischen Hauptstadt war es bereits in den vergangenen Tagen zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen der Polizei und der russisch-sprechenden Bevölkerung gekommen. Diese sehen in der Verlegung eine Beleidigung des Angedenkens an die sowjetischen Soldaten, die im Zweiten Weltkrieg ihr Leben ließen. Die estnische Regierung sieht in dem Denkmal die öffentliche Ordnung gefährdet, da es zu einem Streitobjekt zwischen russischen und estnischen Nationalisten geworden sei.
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