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Gesperrt
Wütender Mob will Ferguson brennen sehen
Politik US-Staat Missouri
Von Ansgar Graw, Washington
vor 1 Stunde
Der Polizist, der den schwarzen Jugendlichen Michael Brown erschoss, wird nicht angeklagt – und in Ferguson spielen sich erneut Szenen wie aus einem Bürgerkrieg ab. Ein Polizist wurde angeschossen.
"Unsere Untersuchung ist abgeschlossen", sagte Staatsanwalt Robert P. McCulloch am Abend um 20.32 Uhr Ortszeit in Ferguson (US-Staat Missouri). Die Jury habe entschieden, es gebe "keinen hinreichenden Grund", Darren Wilson anzuklagen. Der weiße Polizist, der am 8. August den unbewaffneten Afroamerikaner Michael Brown, 18, mit sieben Schüssen getötet hat, wird sich nicht vor Gericht verantworten müssen. Nicht wegen Mordes, nicht wegen Totschlags, nicht wegen fahrlässiger Tötung.
"Viele werden diese Entscheidung nicht akzeptieren und enttäuscht sein", gestand McCulloch ein. Und wie zum Beweis der Richtigkeit dieser Worte flogen zu diesem Zeitpunkt draußen, vor den Türen des massiv gesicherten Buzz Westfall Justice Center in Clayton, bereits die ersten Gegenstände.
Tweets sagten eine Nacht der Gewalt voraus. "Ferguson wird brennen wie Los Angeles 1993, Detroit 1968. Unsere Leute haben nie wahre Gerechtigkeit erfahren", prophezeite Twitter-Nutzerin Cat B. unter Anspielungen auf verheerende Rassenunruhen in den USA. Ferguson ist zu knapp 70 Prozent schwarz, während in der Jury neun Weiße und nur drei Schwarze saßen. Das entspricht gleichwohl der Demografie im St. Louis County, zu dem Ferguson gehört.
Wenige Meilen entfernt, auf der West Florissant Avenue, in deren unmittelbarer Nähe Michael Brown starb, spielten sich tatsächlich Szenen wie aus einem Bürgerkrieg ab: Chaoten setzten Polizeiwagen und weitere Autos in Brand. Bis Mitternacht kamen mindestens drei Gebäude hinzu, aus denen die Flammen schlugen. Steine und Flaschen flogen, Geschäfte wurden geplündert. Schüsse waren zu hören, ohne dass zunächst klar wurde, wer sie abgefeuert hatte. Damit wiederholten sich Bilder, wie sie bereits in den ersten Tagen nach Browns Tod weltweit ausgestrahlt worden waren.
Ferguson versinkt wieder im Chaos
Demonstranten blockierten zudem die Interstate 44, den wichtigsten Highway in Richtung St. Louis. Der Sender CNN berichtete, dass Demonstranten die Scheiben eines Restaurants einschlugen. Ein Kameramann sei von einem Steinewerfer bedroht worden. Die Polizei antwortete mit Tränengas. Es kam zu Festnahmen. Ein Demonstrant soll einen Herz- oder Schwächeanfall erlitten haben.
Die Polizei meldete zudem, dass ein Beamter in den Arm geschossen worden sei. Sein Zustand sei unklar, die Suche nach dem Verdächtigen laufe. Noch sei unklar, ob der Vorfall im Zusammenhang mit der Jury-Entscheidung stehe.
"Wir sind eine Nation, die auf der Herrschaft des Rechts aufbaut", sagte im fernen Washington Barack Obama, der kurz nach der Verkündung der Jury-Entscheidung kurzfristig eine Pressekonferenz angesetzt hatte. Darum "müssen wir die Entscheidung der Grand Jury akzeptieren. Für Gewalt gibt es niemals eine Rechtfertigung."
Der Präsident gestand zugleich ein, dass es "in zu vielen Teilen dieses Landes ein tiefes Misstrauen gibt zwischen Polizeikräften und Nicht-Weißen". Er sei dennoch ganz bei den Eltern von Michael Brown, die in den Tagen zuvor dazu aufgerufen hatten, auch im Falle einer Jury-Entscheidung gegen eine Anklage ausschließlich friedlich zu demonstrieren. Die Eltern, Lesley McSpadden und Michael Brown Senior, meldeten sich am Montagabend nach der Jury-Entscheidung erneut zu Wort. Sie seien "tief enttäuscht", dass Wilson nicht vor Gericht gestellt werde.
Michael Browns Mutter Lesley McSpadden vor dem Polizeirevier in Ferguson Foto: AFP
McCulloch hatte in seinem Statement Mitgefühl für die Eltern des getöteten Teenagers geäußert. Er versicherte, dass die zwölf Geschworenen seit dem 20. August sehr penibel alle Indizien gewichtet und sämtliche Zeugenaussagen geprüft hätten. Protokolle der Sitzungen und weitere Unterlagen wurden nach McCullochs Erläuterungen an die Presse gegeben.
Ob Brown "Nicht schießen!" rief, bleibt unklar
An jenem Tag habe Wilson Brown und dessen Freund Dorian Johnson zunächst aus seinem Auto heraus aufgefordert, nicht auf der Straße zu laufen, sondern den Bürgersteig zu nutzen, erläuterte der Staatsanwalt nochmals die tödliche Konfrontation zwischen Wilson und Brown. Das führte zu einem Wortgefecht.
Dabei habe Wilson registriert, dass Browns Kleidung der über den Polizeifunk vermeldeten Beschreibung eines Diebes entsprach, der kurz zuvor in einem nahen Geschäft Zigarillos geklaut hatte. Auch habe er die Tüte mit den Zigarillos in Browns Hand entdeckt. Wilson forderte einen weiteren Einsatzwagen an und blockierte mit seinem quergestellten Fahrzeug Brown und Johnson den Weg. Daraufhin kam es zu einem Handgemenge durchs Fahrerfenster zwischen dem noch hinter dem Steuer sitzenden Wilson und dem draußen stehenden Brown.
In seiner Aussage vor der Jury am 20. August schildert der 26-jährige Polizist den jungen Mann als extrem aggressiv. Der Jury wurden Beweisfotos präsentiert, die Verletzungen am Kopf und Nacken von Wilson zeigen. In dieser Situation habe der Polizist die beiden ersten Schüsse abgegeben. Der von einer Kugel getroffene Brown, der Blutspuren im Auto hinterlassen habe, floh zunächst. Wilson lief ihm nach. Brown drehte sich um und kam auf Wilson zu. In dieser Situation feuerte Wilson weitere Schüsse ab. Insgesamt wurde Brown sieben Mal getroffen, unter anderem in Arme, Brust und Kopf.
Unklar bleibt nach der Untersuchung der Jury, ob Brown die Händen erhoben und gerufen hatte: "Nicht schießen!" Dies hatten mehrere Zeugen zunächst ausgesagt. Staatsanwalt McCulloch sagte jedoch, verschiedene Aussagen hätten sich durch die insgesamt drei Autopsien des Leichnams als falsch erwiesen. Dazu gehörte die Behauptung, Wilson habe dem fliehenden Brown in den Rücken oder auf ihn geschossen, als er vor ihm auf dem Boden lag.
Justizminister könnte Strafverfahren einleiten
"Ich denke, viele Informationen fehlen noch in der Darlegung des Staatsanwalts", sagte die frühere stellvertretende US-Staatsanwältin Lori Lightfoot der "Welt". "Die wichtigste Frage wurde in dieser Zusammenfassung nicht erläutert", sagte die renommierte Rechtsanwältin, die im vergangenen Jahr auf der Favoritenliste des Weißen Hauses bei der Suche nach einem neuen Bundesanwalt für Chicago stand.
"Die Menschen fragen sich, ob Michael Brown noch eine Gefahr für Darren Wilson dargestellt haben kann, nachdem er schon getroffen war, viele, viele Fuß entfernt und zudem unbewaffnet war", erklärte Lightfoot. Laut McCulloch lag die Leiche Browns rund 40 Meter vom Polizeifahrzeug entfernt.
Nach dem Verzicht der Grand Jury auf eine Anklage könnte Bundesjustizminister Eric Holder ein Strafverfahren gegen den Polizisten einleiten. "Ich denke, das Justizministerium wird seine eigenen Ermittlungen fortsetzen", sagte die Anwältin, die heute für die weltweit tätige Kanzlei Mayer Brown LLP arbeitet und viele Polizisten in Verfahren vertreten hat. Allerdings würden die Washingtoner Ermittler nach ganz anderen Kriterien vorgehen. "Sie müssen prüfen, ob Wilson vor den tödlichen Schüssen die Bürgerrechte von Brown verletzte. Das könnte sich möglicherweise schwer beweisen lassen."
Rund um die West Florissant Avenue in Ferguson gehen die Gewalt, das Brandschatzen und Plündern derweil weiter. Das, was die Chaoten als Rache für Michael Brown ausgeben, trifft die Besitzer kleiner Läden in einem Ort, der seit nunmehr über drei Monate den Ausnahmezustand erlebt.
Missouri: Gewalt in Ferguson nach Jury-Entscheidung - NachrichtenPolitik - Ausland - DIE WELT
Diese kriminellen sollte man alle einsperren, da sieht man wieder welche Gefahr von Wildtieren in vielen Städten ausgeht.
Politik US-Staat Missouri
Von Ansgar Graw, Washington
vor 1 Stunde
Der Polizist, der den schwarzen Jugendlichen Michael Brown erschoss, wird nicht angeklagt – und in Ferguson spielen sich erneut Szenen wie aus einem Bürgerkrieg ab. Ein Polizist wurde angeschossen.
"Unsere Untersuchung ist abgeschlossen", sagte Staatsanwalt Robert P. McCulloch am Abend um 20.32 Uhr Ortszeit in Ferguson (US-Staat Missouri). Die Jury habe entschieden, es gebe "keinen hinreichenden Grund", Darren Wilson anzuklagen. Der weiße Polizist, der am 8. August den unbewaffneten Afroamerikaner Michael Brown, 18, mit sieben Schüssen getötet hat, wird sich nicht vor Gericht verantworten müssen. Nicht wegen Mordes, nicht wegen Totschlags, nicht wegen fahrlässiger Tötung.
"Viele werden diese Entscheidung nicht akzeptieren und enttäuscht sein", gestand McCulloch ein. Und wie zum Beweis der Richtigkeit dieser Worte flogen zu diesem Zeitpunkt draußen, vor den Türen des massiv gesicherten Buzz Westfall Justice Center in Clayton, bereits die ersten Gegenstände.
Tweets sagten eine Nacht der Gewalt voraus. "Ferguson wird brennen wie Los Angeles 1993, Detroit 1968. Unsere Leute haben nie wahre Gerechtigkeit erfahren", prophezeite Twitter-Nutzerin Cat B. unter Anspielungen auf verheerende Rassenunruhen in den USA. Ferguson ist zu knapp 70 Prozent schwarz, während in der Jury neun Weiße und nur drei Schwarze saßen. Das entspricht gleichwohl der Demografie im St. Louis County, zu dem Ferguson gehört.
Wenige Meilen entfernt, auf der West Florissant Avenue, in deren unmittelbarer Nähe Michael Brown starb, spielten sich tatsächlich Szenen wie aus einem Bürgerkrieg ab: Chaoten setzten Polizeiwagen und weitere Autos in Brand. Bis Mitternacht kamen mindestens drei Gebäude hinzu, aus denen die Flammen schlugen. Steine und Flaschen flogen, Geschäfte wurden geplündert. Schüsse waren zu hören, ohne dass zunächst klar wurde, wer sie abgefeuert hatte. Damit wiederholten sich Bilder, wie sie bereits in den ersten Tagen nach Browns Tod weltweit ausgestrahlt worden waren.
Ferguson versinkt wieder im Chaos
Demonstranten blockierten zudem die Interstate 44, den wichtigsten Highway in Richtung St. Louis. Der Sender CNN berichtete, dass Demonstranten die Scheiben eines Restaurants einschlugen. Ein Kameramann sei von einem Steinewerfer bedroht worden. Die Polizei antwortete mit Tränengas. Es kam zu Festnahmen. Ein Demonstrant soll einen Herz- oder Schwächeanfall erlitten haben.
Die Polizei meldete zudem, dass ein Beamter in den Arm geschossen worden sei. Sein Zustand sei unklar, die Suche nach dem Verdächtigen laufe. Noch sei unklar, ob der Vorfall im Zusammenhang mit der Jury-Entscheidung stehe.
"Wir sind eine Nation, die auf der Herrschaft des Rechts aufbaut", sagte im fernen Washington Barack Obama, der kurz nach der Verkündung der Jury-Entscheidung kurzfristig eine Pressekonferenz angesetzt hatte. Darum "müssen wir die Entscheidung der Grand Jury akzeptieren. Für Gewalt gibt es niemals eine Rechtfertigung."
Der Präsident gestand zugleich ein, dass es "in zu vielen Teilen dieses Landes ein tiefes Misstrauen gibt zwischen Polizeikräften und Nicht-Weißen". Er sei dennoch ganz bei den Eltern von Michael Brown, die in den Tagen zuvor dazu aufgerufen hatten, auch im Falle einer Jury-Entscheidung gegen eine Anklage ausschließlich friedlich zu demonstrieren. Die Eltern, Lesley McSpadden und Michael Brown Senior, meldeten sich am Montagabend nach der Jury-Entscheidung erneut zu Wort. Sie seien "tief enttäuscht", dass Wilson nicht vor Gericht gestellt werde.
Michael Browns Mutter Lesley McSpadden vor dem Polizeirevier in Ferguson Foto: AFP
McCulloch hatte in seinem Statement Mitgefühl für die Eltern des getöteten Teenagers geäußert. Er versicherte, dass die zwölf Geschworenen seit dem 20. August sehr penibel alle Indizien gewichtet und sämtliche Zeugenaussagen geprüft hätten. Protokolle der Sitzungen und weitere Unterlagen wurden nach McCullochs Erläuterungen an die Presse gegeben.
Ob Brown "Nicht schießen!" rief, bleibt unklar
An jenem Tag habe Wilson Brown und dessen Freund Dorian Johnson zunächst aus seinem Auto heraus aufgefordert, nicht auf der Straße zu laufen, sondern den Bürgersteig zu nutzen, erläuterte der Staatsanwalt nochmals die tödliche Konfrontation zwischen Wilson und Brown. Das führte zu einem Wortgefecht.
Dabei habe Wilson registriert, dass Browns Kleidung der über den Polizeifunk vermeldeten Beschreibung eines Diebes entsprach, der kurz zuvor in einem nahen Geschäft Zigarillos geklaut hatte. Auch habe er die Tüte mit den Zigarillos in Browns Hand entdeckt. Wilson forderte einen weiteren Einsatzwagen an und blockierte mit seinem quergestellten Fahrzeug Brown und Johnson den Weg. Daraufhin kam es zu einem Handgemenge durchs Fahrerfenster zwischen dem noch hinter dem Steuer sitzenden Wilson und dem draußen stehenden Brown.
In seiner Aussage vor der Jury am 20. August schildert der 26-jährige Polizist den jungen Mann als extrem aggressiv. Der Jury wurden Beweisfotos präsentiert, die Verletzungen am Kopf und Nacken von Wilson zeigen. In dieser Situation habe der Polizist die beiden ersten Schüsse abgegeben. Der von einer Kugel getroffene Brown, der Blutspuren im Auto hinterlassen habe, floh zunächst. Wilson lief ihm nach. Brown drehte sich um und kam auf Wilson zu. In dieser Situation feuerte Wilson weitere Schüsse ab. Insgesamt wurde Brown sieben Mal getroffen, unter anderem in Arme, Brust und Kopf.
Unklar bleibt nach der Untersuchung der Jury, ob Brown die Händen erhoben und gerufen hatte: "Nicht schießen!" Dies hatten mehrere Zeugen zunächst ausgesagt. Staatsanwalt McCulloch sagte jedoch, verschiedene Aussagen hätten sich durch die insgesamt drei Autopsien des Leichnams als falsch erwiesen. Dazu gehörte die Behauptung, Wilson habe dem fliehenden Brown in den Rücken oder auf ihn geschossen, als er vor ihm auf dem Boden lag.
Justizminister könnte Strafverfahren einleiten
"Ich denke, viele Informationen fehlen noch in der Darlegung des Staatsanwalts", sagte die frühere stellvertretende US-Staatsanwältin Lori Lightfoot der "Welt". "Die wichtigste Frage wurde in dieser Zusammenfassung nicht erläutert", sagte die renommierte Rechtsanwältin, die im vergangenen Jahr auf der Favoritenliste des Weißen Hauses bei der Suche nach einem neuen Bundesanwalt für Chicago stand.
"Die Menschen fragen sich, ob Michael Brown noch eine Gefahr für Darren Wilson dargestellt haben kann, nachdem er schon getroffen war, viele, viele Fuß entfernt und zudem unbewaffnet war", erklärte Lightfoot. Laut McCulloch lag die Leiche Browns rund 40 Meter vom Polizeifahrzeug entfernt.
Nach dem Verzicht der Grand Jury auf eine Anklage könnte Bundesjustizminister Eric Holder ein Strafverfahren gegen den Polizisten einleiten. "Ich denke, das Justizministerium wird seine eigenen Ermittlungen fortsetzen", sagte die Anwältin, die heute für die weltweit tätige Kanzlei Mayer Brown LLP arbeitet und viele Polizisten in Verfahren vertreten hat. Allerdings würden die Washingtoner Ermittler nach ganz anderen Kriterien vorgehen. "Sie müssen prüfen, ob Wilson vor den tödlichen Schüssen die Bürgerrechte von Brown verletzte. Das könnte sich möglicherweise schwer beweisen lassen."
Rund um die West Florissant Avenue in Ferguson gehen die Gewalt, das Brandschatzen und Plündern derweil weiter. Das, was die Chaoten als Rache für Michael Brown ausgeben, trifft die Besitzer kleiner Läden in einem Ort, der seit nunmehr über drei Monate den Ausnahmezustand erlebt.
Missouri: Gewalt in Ferguson nach Jury-Entscheidung - NachrichtenPolitik - Ausland - DIE WELT
Diese kriminellen sollte man alle einsperren, da sieht man wieder welche Gefahr von Wildtieren in vielen Städten ausgeht.