Lucius Artorius Castus
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Lucius Artorius Castus war ein
römischer Offizier im 2. Jahrhundert n. Chr.,
den eine Theorie als historischen Ausgangspunkt der Sage von König Artus ansieht.
Inhaltsverzeichnis
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Leben [Bearbeiten]
Die
militärische Laufbahn des Artorius Castus ist aufgrund von zwei Inschriften bekannt, die in
Dalmatien (
kroatische Küste) im Ort
Salona, heute
Solin (in der Nähe von
Split), gefunden wurden. Die längere steht auf seinem
Sarkophag, der verbaut in einer antiken Villa gefunden wurde, die Castus möglicherweiser als
procurator bewohnte.
[1] Die zweite, kürzere Inschrift findet sich auf einem Gedenkstein.
[2]
Mehrere andere Mitglieder der
gens Artoria sind in der römischen Kaiserzeit als Angehörige des
equester ordo belegt. Wie sie dürfte Lucius Artorius Castus aus
Kampanien gestammt haben, einer Region in Süditalien. Er begann allerdings keine equestrische Laufbahn, sondern diente, was nicht ungewöhnlich war, zunächst als
Centurio bei mehreren
Legionen, zuerst der
Legio III Gallica, dann der
VI Ferrata in
Judäa, der
Legio II Adiutrix und schließlich der
V Macedonica, die vor allem im heutigen
Bulgarien,
Serbien und
Albanien tätig war und in der er auch zum
primus pilus befördert wurde. Wahrscheinlich bekämpfte er 172 unter
Mark Aurel mit der Legion V Macedonica die
sarmatischen Iazygen nördlich der
Donau-Mündung.
[3] Danach wurde er zum
praepositus der Flotte von
Misenum ernannt, gefolgt von einer Position als
praefectus in der
VI Victrix.
Die Legion VI Victrix war seit 122 in
Britannia stationiert. Zwischen 180 und 185 erlitten die Römer große Verluste am
Hadrianswall, und einige Zeit später revoltierte und zerfiel die VI Victrix. Im Gegensatz zu den anderen Verantwortlichen der VI Victrix, die exekutiert oder in andere Gebiete geschickt wurden, wurde Castus 185 zum
dux ernannt und nach
Aremorica geschickt, um dort einen Aufstand niederzuschlagen.
[4] Einige Zeit später beendete er seinen Kriegsdienst und wurde ziviler
Prokurator von
Liburnia, einem Teil von Dalmatien, mit einem Gehalt von 100.000 Sesterzen. Danach ist nichts mehr über ihn bekannt.
Identifikation mit König Artus [Bearbeiten]
Die Möglichkeit, dass Artorius ein Vorbild für König Artus sei, wurde zum ersten Mal 1924 von
Kemp Malone geäußert. Die Vereinigung der britischen Stämme zu einer Ur-Nation, für die Artus später so geschätzt wurde, könnte also auch nur auf die gewaltsame Befriedung des Landes im 2. Jahrhundert hinweisen. Oder die „Barbaren“ bissen sich an den sarmatischen gepanzerten Lanzenreitern in römischen Diensten die Zähne aus, so dass sie keine Kraft mehr hatten, sich weiter untereinander zu bekämpfen. Möglicherweise begruben sie ihre Fehden auch für eine Weile und wandten sich einem gemeinsamen, größeren Gegner zu. Oder aber Artorius blieb einfach als besonders erfolgreicher Feldherr in Erinnerung, um den sich schließlich Legenden bildeten.
Nach dieser insgesamt sehr umstrittenen These bildete Artorius also nur die erste Grundlage der Artus-Sage, die Tafelrunde war dann bestenfalls ein Verhandlungstisch, und Artorius/Artus mit seinen Getreuen stand ironischerweise auf der anderen Seite – falls nicht der Römer Artorius früh zu einem Idol der romanisierten Kelten geworden war, die ihn als Verteidiger gegen die
Picten und Scoten verehrten. Das Ritterliche und Christliche an der späteren Artus-Geschichte wurde dann wohl erst im
Mittelalter hineingelesen und in zahlreichen
Artusromanen fortgeschrieben.
Der US-amerikanische Abenteuerfilm
King Arthur unter der Regie von Antoine Fuqua aus dem Jahr 2004 greift diese Thesen auf. Im Film ist Artus eben jener römische Befehlshaber
Artorius Castus, der später nach der Zerschlagung der Sachseninvasion und dem Rückzug der Römer der König von
Britannien wird. Artus wird hier allerdings als Sohn eines Römers und einer keltischen
Piktin dargestellt, was der wirkliche Artorius wohl kaum gewesen sein dürfte, und zudem spielt der Film im 5. Jahrhundert und nicht um 180.