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Wäre Staatsbankrott die Rettung für Griechenland?

Es geht um die Verleugnung des Erdöls in Griechenland mehr nicht

Ich dachte schon, es geht darum ob ein Staatsbankrott die Rettung für Griechenland wäre?

Mit dem Erdöl ist es fast wie mit Wasser. Wenn du tief genug bohrst, findest du (fast) überall was. Die Frage ist viel mehr - wem gehört das Öl? Dem Grundstücksbesitzer? Dem, der es fördert? Dem Staat?...

Aber wie Du schon gesagt hast - Öl würde keine strukturellen Probleme lösen. Ich glaube, in der jetzigen Verfassung Griechenlands würden sogar die reichsten Ölfunde irgendwo wirkungslos verpuffen.
 
Naja, so einfach ist das nicht. Wer ist denn schon Griechenland (oder Spanien/Irland/Zypern) um sich gegen die IWF zu stellen? Man ist von verschiedenen Institutionen abhängig (und wird mit der Zeit nur abhängiger (!), entgegen aller Meldungen á la "Schuldenabbau..."), die einen förmlich erpressen. Aber du hast natürlich Recht, das griechische (portugiesische/spanische/irische/...) Volk haftet für Spekulanten aus den reichen Ländern, natürlich nicht weil man gutherzig ist, aber wie eben schon gesagt, zu diesem Schritt gezwungen wird. Das traurige an der Sache ist, dass sich jede Partei feiern kann, die Deutschen denken sie würden Griechenland helfen, und anders herum denken die Griechen, sie würden die Solidarität Europas stärken, eben weil man für Schulden haftet und somit eine Kettenreaktion unterbindet. Politics at its best.

Dazu eine -wie eigentlich praktisch immer- extrem gelungene Dokumentation, die selbst Laien wie mir einige logische Aspekte aufzeigt. Auf jeden Fall sehenswert wenn man in dem Thema (bisher) nicht ganz durchgeblickt hat (und sich weiter informieren möchte):

Staatsgeheimnis Bankenrettung | ARTE

Du sprichst zwei Probleme an wenn du über Abhängigkeiten schreibst. Zum einen sind diese Abhängigkeiten natürlich ein direktes Problem, die Verhandlungen auf Augenhöhe, ob mit dem IWF oder sonst wem (sofern es überhaupt etwas zu verhandeln gibt mit diesen Aristokraten), kategorisch unmöglich machen. Egal welcher Beschluss gefasst wird durch die Troika und durch Einflussnahme des westlichen Kapitals, steht Griechenland sich vor Beginn und nach Beendigung der Verhandlungen schlechter da. Es gilt, diese Abhängigkeiten auf verschiedene Wege zu reduzieren, sei es durch den gezielten Aufbau einer eigenen Wirtschaft und die Neuauswahl der Partner um die wirtschaftliche Abhängigkeit zu minimieren, oder die Neuausrichtung oder Rückbesinnung der Bildung und des gesellschaftlichen Lebens um die geistige und gesellschaftstheoretische Abhängigkeit abzustreifen. Das kann auf verschiedene aktive oder passive Form geschehen, beispielsweise durch Gesetze oder die Füllung der Gesetzeslücken (z.B. im Bezug auf die privaten Fernsehsender, die allesamt illegal sind und gar nicht existieren dürften), aber auch durch gesellschaftlichen Dialog und die Aussprache von Dingen, die von der Politik über 30 Jahre verschwiegen oder unterdrückt wurden, z.B. im Bezug auf die Realpolitik des Westens.

Zum anderen besteht ein weiteres Problem dass in der Abhängigkeit begründet ist, und das ist die Verselbstverständlichung, dass kleine Länder alleine aufgrund ihrer Unterlegenheit in absoluten Zahlen größeren Ländern zu gehorchen hätten. Ich habe das hier im Forum und in der Realität schon oft gehört und kann über diese Argumentation nur den Kopf schütteln. Es ist eine Frage des Prinzips, ob man sich einem Land oder einer Idee unterordnet bzw. es/sie Unterstützt weil es übermächtig scheint, oder ob man Dinge unterstützt oder ablehnt weil sie mit den eigenen Prinzipien nicht vereinbar sind, ganz gleich wie groß und mächtig ein Gegner ist.
Oft wird auch gegen den Wandel aufgeführt, dass nicht vorhergesehen werden kann, wie sich die Dinge entwickeln werden im Falle eines radikalen Politikwandels. Auch hier kann ich nur auf geschichtliche und logische Fakten verweisen, denn es war nie und vor keinem gesellschaftlichen und politischen Umbruch klar, ob die Dinge so laufen würden wie geplant. Zu sagen, dass notwetwendige Veränderungen oder auch radikale Umbrüche nicht stattfinden sollten weil die Folgen nicht abschätzbar wären, ist ein Totschlagargument für jede Art von Änderung und wird meistens von Leuten verwendet, die entweder nicht das Vorstellungsvermögen haben, oder denen es gefällt regiert zu werden ohne großartig denken zu müssen, oder natürlich auch wenn sie vom bisherigen System profitiert haben.

Ich sage deshalb, dass das Ausland keine Rolle dabei spielt, Gerechtigkeit im eigenen Land durchzusetzen, ganz gleich wer sich dagegenstellt.

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Die momentane Lage mal ausgenommen, aber vorher haben doch die Griechen alles gelenkt und was ist passiert?

Die griechische Politik, die klientelistisch und oligarisch organisiert ist. Von daher kann kein Vorwurf hervorgebracht werden.

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Wäre das beste gewesen, Betonung auf gewesen.

Alle Optionen sind immer auf dem Tisch. Immer! Wenn man ernstgenommen werden möchte, kann man nicht einfach herumspringen wie ein Clown und seine An- und Absichten der eigenen Faulheit anpassen. Die Probleme Griechenlands wurden in den Vergangenen fünf Jahren nicht gelöst und sie werden es mit der heutigen Politik auch in zehn Jahren nicht sein.
 
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