der_Rabe schrieb:
Mich würden die kompletten ergebnisse interessieren von den wahlen. Auch wieviele % die anderen Parteien erziehlt.
der Rabe
Es gibt immer noch keine offiziellen genaues Ergebniss.
Ich werde es aber hier posten, sobald es amtlich ist. Das kann dauern, wenn wegen Fälschungen in einigen Bezirken nochmal gewählt werden muss.
Aber Salih Berisha hat die absolute Mehrheit auch im Parlament erreicht.
Albanien - Entwicklungsland in Europa
Der Sieger der Wahlen in Albanien steht nun fest: Der Führer der Demokraten, Sali Berisha, wird im Parlament über eine absolute Mehrheit verfügen. Er hat seinen Landsleuten einen grossen Wandel versprochen. Aber Berisha steht mit seiner Persönlichkeit eher für das Gegenteil: autokratische Machtausübung im alten Stil. Seine geringe Begabung für Dialog und Kompromiss hat er als Regierungschef von 1992 bis 1997 ausreichend bewiesen.
Nach politischen, wirtschaftlichen und sozialen Kategorien ist Albanien immer noch ein Entwicklungsland, auch 14 Jahre nach dem Ende des Kommunismus. Ein Viertel der Bevölkerung von drei Millionen lebt in Armut, und noch einmal so viele sind ausgewandert, auf der Suche nach einem besseren Leben anderswo. Trotzdem ist Albanien nicht mehr das ärmste Land Europas wie einst. Es gibt ein kontinuierliches Wachstum: 6 Prozent und mehr pro Jahr über die letzten zehn Jahre. Das lässt hoffen.
Allerdings ist das Wachstum nicht solide abgestützt. Albanien hat Schlagzeilen gemacht wegen des zweimaligen Totalzusammenbruchs der öffentlichen Ordnung, 1990 und 1997. Es macht weiterhin Schlagzeilen wegen der organisierten Kriminalität: Drogen-, Waffen-, Frauenhandel, Zigaretten- und Menschenschmuggel werden in grossem Stil betrieben. Der Staat hat es bisher nicht geschafft, seine Ordnung durchzusetzen. Im Gegenteil: Mehrere mafiose Gruppierungen haben sich im Staat eingenistet; sie sorgen dafür, dass dieser nicht so funktioniert, wie er funktionieren sollte.
Albaniens Wachstum beruht zu einem guten Teil auf kriminellen Geschäften, ausserdem auf Geldüberweisungen von Emigranten im Ausland - beides kann eine nachhaltige Entwicklung nicht genügend abstützen. Eine bessere Grundlage bieten schon die vielen Kleinbetriebe, die sich im Zeichen der Marktwirtschaft etabliert haben, wenn auch oft im informellen Sektor: Bau, Handel, Dienstleistungen. Das Rückgrat der produktiven Wirtschaft bilden weiterhin die Wasserkraftwerke und die Bergwerke, sofern sie in Betrieb sind. Im Übrigen gibt es kaum noch Industrie. Nicht einmal das Potenzial im Sektor Landwirtschaft und Nahrungsmittelverarbeitung wird genutzt. Die Lebensmittel werden zum grössten Teil importiert.
In den Jahren der Anarchie wurden viele Monumente der Staatswirtschaft zerstört, ganze Fabriken und Kolchosen zertrümmert und ausgeplündert, sogar Eisenbahngeleise und Elektroleitungen von Dieben demontiert und als Altmetall verkauft. Aber es wurde wenig Neues aufgebaut im Zeichen des Kapitalismus - das Land ist heute über weite Strecken deindustrialisiert. Weder albanische Kleinsparer noch ausländische Grossinvestoren wollen hier Geld anlegen - das Kapital meidet Albanien. Warum?
Der Staat, früher übermächtig, ist heute ohnmächtig. Er erfüllt seine Grundfunktion nicht. Er bietet zu wenig Sicherheit, das Eigentum ist nicht gewährleistet. Wer eine Fabrik baut, braucht einen verlässlichen Grundbucheintrag, einen Mindestschutz vor Räubern und nötigenfalls Gehör bei Gericht, ausserdem auch eine funktionierende Infrastruktur. Das alles kann der albanische Staat in sehr vielen Fällen nicht bieten oder höchstens gegen Schmiergeldzahlung.
In 14 Jahren ist es nicht gelungen, in Albanien eine effiziente Verwaltung und eine korrekte Justiz aufzubauen, weder unter der Regierung der Demokraten noch unter derjenigen der Sozialisten. Von Berisha sind die nötigen Impulse dazu auch in Zukunft kaum zu erwarten. Unterstützung von Seiten der europäischen Länder wird Albanien dennoch - oder erst recht - weiter brauchen. Diese haben ein Interesse daran, dass das Land sich normalisiert und prosperiert, und sei es nur mit Blick auf die Unterbindung von Kriminalität und Migration.
awy.
http://www.nzz.ch/2005/07/08/al/kommentarCYCRP.html