Wieso ist das nicht dokumentiert?
unter Wirtschaft und Kultur stark litten."25
Eine größere Zahl von vorübergehend oder dauerhaft aufgelassenen Bau-
ernhöfen war auch eine Folge der türkischen Raubzüge, von denen besonders
die slowenische Geschichte gerade in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in
entscheidender Weise mitgeprägt wird. Die Türkeneinfälle erfaßten in den
Jahren 1469—1499 das gesamte slowenische Territorium
26
. Welches Land-
schaftsbild sich den Augen nach den türkischen Einfallen bot, soll durch ein
einziges Beispiel veranschaulicht werden — einem Auszug aus dem Bericht, den
1471 der Cillier Hauptmann dem Reichstag in Regensburg erstattete: „Die
schöne Abtei in Sticna (Sittich) ist zerstört, das Kloster Pleterje (Plettriarch)
befindet sich in Ruinen, JurkloSter (Gairach), zwei Klöster in der Savinjska
dolina (Sanntal) — Gornji grad (Oberburg) und Novi Kloster (Neukloster)
sowie zwei in der Ljubljanaer (Laibacher) Vorstadt — jene der Augustiner und
Franziskaner — sind verwüstet, Velesovo (Michaelstetten) und Mekinje (Mün-
kendorf) ausgeplündert und die Nonnen verschleppt. In Krain zerstörten oder
verbrannten die Erzfeinde ca. vierzig, in der Steiermark vierundzwanzig Kir-
chen, aus dem ersten wurden 10.000, aus der zweiten 5000 Seelen verschleppt,
fünf Märkte und beinahe zweihundert Dörfer wurden ausgeplündert und zer-
stört."
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Von den Folgen der Türkeneinfälle berichtet in den achtziger Jahren
etwa der Kanzler des Patriarchats von Aquileia Paolo Santonino, als er als Mit-
glied einer Visitationsgruppe des Patriarchats von Aquileia die slowenischen
Länder bereiste. Uber das Gailtal schrieb er zum Beispiel folgendes nieder: „Site
sunt ab utraque parte vallis intra spatium ipsum ville complures,... que in Tur-
corum excursione omnes incendio consumpte fuere."
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Solch ein Bild bot dieser
Teil Kärntens nach dem Türkeneinfall im Jahre 1476. Einen ähnlichen Ein-
druck wie Kärnten auf Santonino, machte die krainische und steirische Land-
schaft auf Beatrix von Aragon. Die Prinzessin „beobachtete mit Anteilnahme
die verbrannten Dörfer und Ortschaften", als sie 1476 die beiden Länder auf
ihrem Weg nach Ungarn durchquerte
29
. Hans Pirchegger betrachtet diesen
Zeitabschnitt — trotz aller Plagen, von denen die Steiermark im letzten Viertel
des
15.
Jahrhunderts heimgesucht wurde — als den traurigsten in ihrer
Geschichte
30
. Viele narrative, aber auch andere Quellen, berichten also über
diese tragische Periode in der slowenischen Geschichte in den letzten Jahr-
zehnten des Mittelalters. Zunächst setzt uns solches Material in Zweifel, ist es
doch gemäß der mittelalterlichen Denkart in einer aufgeblähten Manier ver-
faßt, die zur Übertreibung neigt, vor allem in bezug auf die Zahl der ver-
schleppten und getöteten Bewohner der slowenischen Länder. Dennoch bestä-
tigt die Analyse der schriftlichen Quellen (vor allem der Urbare), die aus
durchaus pragmatischen zeitgenössischen Gründen entstanden und nicht für
die Zukunft verfaßt wurden, in mancher Hinsicht die Autoren von Tage-
büchern und Chroniken, aber auch ganz amtliche Berichte von verschiedenen
Behörden.
Die Analysen in den Abhandlungen von Kurt Klein für Niederösterreich
11
und von Vera Zimanyi für das Burgenland
52
, von Otto Lamprecht und Ferdi-
https://dokumen.tips/documents/die-...hundert-mit-besonderer-beruecksichtigung.html