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sehr interessante geschichte. die leute in antakya haben die gleichen probleme wie die leute in neukölln.
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Man müsse das so sehen, sagt Frau Gül: „Syrien ist in seiner gesellschaftlichen Entwicklung weit hinter der Türkei zurückgeblieben. Die Syrer in den Flüchtlingslagern sind die Ärmsten der Armen. Mit den kulturell höher stehenden Syrern haben wir keine Schwierigkeiten. Aber mit den weniger Entwickelten kommt es zu Reibungen.“ Frau Gül spricht von einem „Kulturschock“, wobei nicht recht deutlich wird, ob ihn die Flüchtlinge oder deren Gastgeber erlitten haben sollen. Vielleicht ja beide Seiten.
So scheint es jedenfalls, wenn Frau Gül Beispiele für die von ihr erwähnten „Reibungen“ aufzählt: „Bei uns laufen die Männer mitunter auch in kurzen Hosen herum. Es kommt vor, dass sie dann von Flüchtlingen beschimpft werden.“ Sie berichtet von Syrern, die spätnachts, das Autoradio bis zum Anschlag aufgedreht, durch die Stadt fahren und die Verkehrsregeln missachten. Frau Gül hat auch von syrischen Patienten in Krankenhäusern gehört, die sich mit Schwestern und Ärzten anlegten. In der Zeitung hat sie gelesen, dass in den vergangenen Monaten 57 Prozent der angezeigten Straftaten von Flüchtlingen begangen wurden. „57 Prozent, das muss man sich einmal vorstellen!“ Für Frau Gül ist klar: „Toleranz ist gut. Aber es gibt auch Regeln und eine Ordnung. Jeder, der gegen diese Regeln und die Ordnung verstößt, wird selbst in einer toleranten und friedvollen Stadt wie Antakya nicht akzeptiert.“
Die sunnitischen Flüchtlinge aus Syrien nehmen viele hier als Bedrohung wahr. Deshalb sind sie erleichtert, dass die Polizei etwas unternimmt: In den vergangenen Wochen warfen Polizisten Handzettel in die Briefkästen der von Syrern gemieteten Wohnungen in Antakya, auf denen den Bewohnern mitgeteilt wird, sie hätten die Stadt zu verlassen, um sich in Flüchtlingslagern im Landesinneren der Türkei zu registrieren.
Schließlich äußert sich der Handelskammerchef dann aber doch über seine Vermutungen: „Ich glaube nicht, dass die Bestrebungen, hier Unruhe zu schaffen, von innen kommen. Es sind Ausländer hier, auch ausländische Agenten“, sagt er. Dass unter den Flüchtlingen in Wirklichkeit viele bezahlte Unruhestifter seien, wolle er damit nicht gesagt haben, schränkt Herr Kuseyri ein. Aber das muss er auch nicht gesagt haben, die Botschaft ist deutlich genug. Antakya, die Stadt der Toleranz, macht schwere Zeiten durch.
Konflikt mit Syrien: Der türkische Kulturschock - Ausland - FAZ
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