Der gesuchte Serbe wurde in der Nacht auf Donnerstag in Ungarn aufgegriffen. Der Mann soll am 12. Jänner einen Wiener Polizisten angeschossen haben.
Der Tatverdächtige wurde gefasst.
DruckenSendenLeserbrief
kommentieren
Der seit über einer Woche gesuchte Serbe Mihailo J., der am 12. Jänner in Wien-Ottakring einen Polizisten angeschossen haben soll, ist in der Nacht auf Donnerstag in Ungarn - im Grenzgebiet zu Serbien - gefasst worden. Der Verdächtige war am 15. Jänner, bereits drei Tage nach der Tat, in Ungarn festgenommen worden, berichteten die leitenden Ermittler des Landeskriminalamts Wien und der Zielfahndung des Bundeskriminalamts bei einer gemeinsamen Pressekonferenz am Donnerstag in Wien.
Die österreichischen Beamten waren dem Verdächtigen kurz nach der Tat noch dicht auf den Fersen. Die Ermittlungen hatten sich auf Freunde, Bekannte und Verwandte des Verdächtigen lokalisiert, sagte Chefinspektor Ernst Hoffmann vom LKA Wien. Dort dürfte der Gesuchte auch Unterschlupf gefunden haben. Am 14. Jänner hat sich die Spur der Kriminalisten aber verloren.
Flucht
Die Ermittler gehen davon aus, dass Mihailo J. Fluchthelfer hatte. Er dürfte von Wien zunächst nach Budapest geflüchtet und dort mit öffentlichen Verkehrsmitteln bzw. zu Fuß weitergereist sein. "Am 15. Jänner um 9.00 Uhr wurde der Mann in Ungarn in der Nähe von Szeged an der serbischen Grenze festgenommen", sagte Hoffmann.
Der 33-jährige Serbe wollte offensichtlich zu Fuß über die grüne Grenze, erläuterte Oberstleutnant Helmut Reinmüller von der Zielfahndung des BK. "Der Mann war querfeldein unterwegs." Bei einer Kontrolle durch ungarische Beamte konnte der Verdächtige keine Papiere vorweisen, woraufhin er in ein fremdenpolizeiliches Anhaltezentrum gebracht wurde.
Zunächst gab sich der Gefasste als Dragan Markovic aus - nachdem er keine Ausweise bei sich hatte, wurde er in Schubhaft genommen. "Das Prozedere ist in solchen Fällen das gleiche wie in Österreich", sagte Reinmüller. Er gab gegenüber den Polizisten an, mit einer Freundin eine Autopanne gehabt zu haben, und Hilfe holen zu wollen. Bewaffnet dürfte Mihailo J. nicht mehr gewesen sein.
Der entscheidende Hinweis für die ungarischen Behörden dürfte von einem burgenländischen Polizeibeamten gekommen sein, der die ausländischen Kollegen mit den Fahndungsfotos versorgte. Am Mittwoch haben die Ungarn wiederum auf einen Häftling aufmerksam gemacht, der sich als Dragan Markovic ausgab und dem zur Fahndung ausgeschriebenen Mihailo J. ähnlich sehe, schilderte Hoffmann die Ereignisse. Dann ging es Schlag auf Schlag, der österreichische Beamte fuhr in das Anhaltezentrum, wo er den Gesuchten schließlich identifizierte.
Klarheit hatten die Ermittler aber erst heute, Donnerstag, zwischen 8.00 und 9.00 Uhr als der Abgleich der Fingerabdrücke den Gefassten als gesuchten Polizei-Attentäter überführte, sagte Reinmüller. Ihm zufolge dürfte der Mann auf dem Weg nach Belgrad gewesen sein, wo er viele Verwandte - vorwiegend in der Gegend um Belgrad und Novi Sad - hat.
Die österreichischen Beamten waren am Donnerstagvormittag unterwegs nach Ungarn zur Einvernahme des mutmaßlichen Täters. Die Haftverhandlung soll bereits morgen, Freitagmittag, in Ungarn stattfinden. Womöglich werde er bereits in den nächsten Tagen nach Österreich ausgeliefert. Spätestens in zehn Tagen, meinte Reinmüller.
"Es sind noch nie so viele Polizisten von so vielen Menschen in so kurzer Zeit angelogen worden", fasste Oberstleutnant Gerhard Haimeder vom Landeskriminalamt Wien die Schwierigkeiten bei den Ermittlungen in dem Fall zusammen. "Es war wirklich schwierig, in diesem Umfeld zu ermitteln." Es seien Hunderte Hinweise aus dem privaten Umfeld eingelangt, aber keine zielführenden. Der Druck auf den Gesuchten sei aber groß gewesen, darum hat er Wien auch verlassen.
Polizist im Tiefschlaf
Der Polizist wurde von zwei Projektilen am Oberkörper und Bein getroffen. Nach einer Notoperation lag der Beamte eine Woche lang im künstlichen Tiefschlaf. Nach einer kurzen Aufwachphase wurde der 27-Jährige neuerlich sediert, weil die Lunge des Mannes nach Angaben des ärztlichen Direktors des Wiener Lorenz-Böhler-Unfallkrankenhauses, Harald Hertz, noch nicht richtig arbeitete. Erst am Wochenende soll er erneut geweckt werden.
Artikel vom 21.01.2010 13:14 | apa | mn