VIKOS-AOOS-NATIONALPARK
Im Reich der rauschenden Flüsse
Der Nordwesten Griechenlands ist ein Abenteuerland für Wildwassersportler, die sich in der tiefen Vikos-Schlucht einen Adrenalinkick gönnen.
Die umliegenden Wälder mit ihrem kühlenden Grün dienen dagegen Großstädtern als Sommerfrische.
Im Nordwesten, nahe der albanischen Grenze, ist Griechenland besonders urig. Hier liegt der Vikos-Aoos-Nationalpark, eine dünn besiedelte Gebirgslandschaft, in deren Wäldern Luchse, Wölfe und Bären hausen. Weil sich durch die Talsenken reißende Flüsse bahnen, zieht der Park vor allem Wildwassersportler in den Bann. Nirgendwo sonst in Südosteuropa können sich Rafter, Kajakfahrer und Kanuten vor einer derart atemberaubenden Kulisse ins Zeug legen. Das liegt hauptsächlich an den Felsmassiven, durch die sich das Wasser schlängelt. Sie sind so gewaltig, dass ein Massiv sogar ins Guinness-Buch der Rekorde eingetragen ist: Die relativ schmale Vikos-Schlucht ist - gemessen an dem Verhältnis zwischen ihrer Höhe und Breite - die tiefste Schlucht der Welt. Wie die Waden eines Riesen säumen ihre Wände das Flussbett. Wer über den cyanblauen Strudel dieser Passage schießt, lernt: Für einen Action-Thriller zu Wasser ist keine Reise zum Grand Canyon nötig. Den gleichen Adrenalinstoß kann man sich auch hier, in der europäischen Nachbarschaft, holen.
Der Nationalpark, 1971 gegründet, ist aber nicht nur ein Abenteuerland für verwegene Sportler. Er ist auch friedfertige Sommerfrische für zivilisationsmüde Großstädter. Dafür sorgen kleine Bergdörfer wie Monodendri oder Papingo, die versprengt zwischen Gipfeln und Tälern liegen und vor vielen Generationen von den Bewohnern dieser Region gebaut wurden. Im Schatten der Platanen finden die Städter während der heißen Monate Abkühlung. Wenn das zur Erquickung nicht ausreicht, tauchen sie ihre Füße ins vier Grad kalte Wasser der nahe gelegenen Gebirgsflüsse. Abends ziehen sie sich in Hotels und Pensionen zurück, die sich hinter den verwitterten Steinfassaden und Schieferdächern der dörflichen Refugien verbergen.
Die Vielseitigkeit des Vikos-Aoos-Nationalparks, dieses Nebeneinander von Gaudi und Beschaulichkeit, zeigt: Das Naturparadies ist ein Highlight jenseits der griechischen Tourismus-Klassiker Agora und Ägäis. Und ein wenig Entdecktes dazu: Urlauber aus dem Ausland verirren sich bislang erst selten an diesen herrlichen Flecken.
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