Parlamentswahl in Albanien
Beide Rivalen feiern sich als Sieger
Ergebnisse gibt es noch nicht und die Umfragen widersprechen sich. Das hindert die beiden Rivalen nicht daran, sich jeweils zum Sieger der Wahl in Albanien zu erklären. Fest steht bisher nur so viel: Ein demokratisches Vorbild war diese Abstimmung nicht.
Von Karla Engelhard, ARD-Hörfunkstudio Wien
Die Nacht in der albanischen Hauptstadt war kurz und laut. Stundenlang fuhren junge Männer hupend und Fahnen schwingend durch die Innenstadt von Tirana. Sie feierten ihre Sieger, bevor es überhaupt Sieger gab.
Auch die beiden Hauptrivalen - der konservative Regierungschef Sali Berisha und sein Herausforderer Sozialistenführer Edi Rama beanspruchten gleichermaßen den Sieg. Der 48-jährige Rama war dabei lediglich etwas schneller. "Gestützt auf unsere Daten hat mit uns die Wiedergeburt gegen den Niedergang gewonnen", verkündet er. "Unsere Allianz für ein europäisches Albanien hat die Erwartungen erfüllt. Sali Berisha ist nur noch Ministerpräsident, um den Übergang zur neuen Regierung vorzubereiten."
Die Umfragen widersprechen sich
Doch soweit ist es noch nicht. Die nicht offiziellen Umfragen widersprechen einander - und sehen mal die Sozialisten und mal die Demokraten vorn, meist recht knapp. Mit offiziellen Wahlergebnissen wird erst im Laufe des Tages gerechnet, auch die Wahlbeteiligung ist noch offen
Fest steht: Der Urnengang war von Gewalt begleitet: Ein Mann wurde vor dem Wahllokal erschossen und politische Gegner lieferten sich mehrere Schlägereien. Albanische Medien sprechen dennoch von einer verhältnismäßig ruhigen Wahl.
"Sie missachten Gesetze"
Unabhängige Wahlbeobachter kritisierten massive Unregelmäßigkeiten und Wahlmanipulationen. So berichtete Vjollca Mece vom albanischen Helsinki-Komitee über das befremdliche Vorgehen des albanischen Innenministers, als Wähler und Minister: "Er hat seinen angekreuzten Wahlzettel mit Handy fotografiert und auf Facebook gepostet - mit der Aufforderung an seine Untergebenen, so zu wählen, wie er", erklärt der Wahlbeobachter. "Das ist nicht nur nicht erlaubt, sondern strafbar. Auch wenn das ein Innenminister macht. Dahinter sehe ich eine Tendenz derjenigen, die heute regieren und morgen Abgeordnete im albanischen Parlament sein wollen: Sie missachten Gesetze."
Die Europäische Union bezeichnete die Parlamentswahl in Albanien als Demokratietest für das kleine Balkanland, auf dem Weg nach Europa. Dieser Weg dürfte wieder etwas länger geworden sein.
Quelle
Albanien: Regierung und Opposition feiern sich als Sieger | tagesschau.de