Die Konkurrenz schlackert nur noch mit den Ohren.
Vedad Ibisevic (24) hat auch am 14. Spieltag wieder geknipst. Gegen Köln traf er gleich zwei Mal und erhöhte sein Konto auf insgesamt 16 Treffer. Damit fehlen dem Bosnier nur noch sechs Tore, um den Rekord von Landsmann Sergej Barbarez zu brechen.
"Mit dieser Mannschaft ist es leicht Tore zu erzielen", erklärte Ibisevic nach dem 3:1-Sieg in Köln und gab sich dabei gewohnt bescheiden und zurückhaltend.
Im Kabinengang ist keine Spur von Euphorie zu erkennen, obwohl seine Mannschaft nur wenige Minuten zuvor die Tabellenführung in der Bundesliga von
Bayer Leverkusen zurückerobert hatte.
Platini entdeckt den Stürmerstar
Ibisevic ist kein Mann der großen Worte, auch wenn er das eine oder andere Mal den Übersetzer für seine Sturmkollegen
Demba Ba und Chinedu Obasi spielt und geduldig die Fragen der Journalisten beantwortet. Der 1,89-Mann aus Vlasenica ist ein Knipser, eine Tormaschine in blau.
In fast jedem Spiel netzt der Bosnier ein, der vor acht Jahren gemeinsam mit seinen Eltern und seiner Schwester vor dem Bürgerkrieg in seinem Heimatland fliehen musste. Über die Schweiz (Baden) und die USA (Saint Louis) ging's von Paris nach Aachen und dann in die Provinz nach Hoffenheim.
Keine leichte Zeit für den bosnischen Nationalspieler, auf den ausgerechnet die französische Fußball-Legende Michele Platini aufmerksam wurde und ihn 2004 zu Paris St. Germain holte. Nach einer Saison in Aachen (2006-2007) verpflichtete die TSG 1899 Hoffenheim das Riesentalent für 1,2 Millionen Euro, was sich im Nachhinein als goldene Zukunftsinvestiton herausstellen sollte.
Barbarez und Müller müssen zittern
Ibisevic ist vom Sternzeichen "Löwe" und daher ein echter Kämpfer. "Wenn es im Fußball schlecht läuft, denke ich immer an die Kriegstage zurück. Dann erkenne ich, dass es noch viel schlimmere Sachen auf der Welt gibt, als das Tor nicht zu treffen. Die Dinge, die in Bosnien passiert sind, trage ich immer im Herzen", erklärte der Stürmerstar vor einigen Wochen in einem Interview mit der "Basler Zeitung".
"In meiner Familie sind einige Angehörige im Krieg gefallen. Und natürlich haben wir auch den Krieg mit allen seinen schlimmen Seiten miterlebt", so Ibisevic, der sich auf den Spuren eines berühmten Landsmannes befindet. HSV-Star Barbarez, der in diesem Sommer seine Fußball-Schuhe endgültig an den Nagel hängte, war 2000/2001 Bundesliga-Torschützenkönig mit insgesamt 22 Treffern. Diese Marke wackelt gewaltig und selbst
Gerd Müller, der "Bomber der Nation", muss langsam um seinen Tor-Rekord mit 40 Treffern aus der Saison 1971/72 zittern.