Nicht ich habe das in die Diskussion eingeführt.
Der überwiegende Teil wird bleiben. Der Norden wird wahrscheinlich sogar nach einer Einigung weiterhin Anziehungspunkt für viele aus der Türkei bleiben. Denn heute kann ich mit meinem Ausweis in den Norden einreisen. Eine Einigung ohne Reisefreiheit für türk. Staatsbürger ist undenkbar. Reisefreiheit bedeutet allerdings auch Migration. Wer weiß, vielleicht würde ein vereintes Zypern sogar mehr Festlandtürken anziehen als aktuell.
Das sind symbolische Entschädigungen. Ich redete aber von einer massenhaften und allgemeinen Wiedergutmachung. Die wird es nicht geben. Die kann es auch gar nicht geben. Schon gar nicht in Form von Geld, weil dies der Norden nicht stämmen könnte, umgekehrt nicht einmal der Süden ohne eine neue Schuldenaufnahme (wäre sie in der gleichen Situation). Deshalb kann, auch wenn süd-zypr. Politiker dies niemals öffentlich aussprechen würden, der Süden nur begrenztes Interesse daran haben -- außer sie wollen sich mit einem völlig überschuldeten Norden verbinden, was angesichts der Schuldenmisere im Süden nur eine Utopie bleiben kann.
Das wissen aber die meisten Süd-Zyprioten und Griechen nicht, oder können es nciht akzeptieren.
Ok, die Diskussion ist jetzt zu breit geworden, wir sprechen im Prinzip wie eine umfassende Gesamtlösung aussehen würde, wenn es so etwas jetzt geben könnte.
Also, die wichtigsten Bereichen hier:
- Festlandstürken im Norden: Die meisten würden wahrscheinlich schon bleiben, nicht aber als zypriotische Bürger, sondern mit Ausländer-Status (was sowieso auch in TRNZ jetzt der Fall ist). Ein Teil von ihnen würde auch die zypriotische Staatsbürgerschaft kriegen. Eine freie Migration aus der Türkei in ein wiedervereinigtes föderales Zypern, ist etwas was die griechischen Zyprioten (ich spreche jetzt nicht über mich) niemals akzeptieren würden - eine Teilung der Insel wäre ihnen lieber.
- Territorium: dass die griechischen Zyprioten etwa 1/3 zurückkriegen, wie das in Annan-Plan vorgesehen war, ist schwer, viel weniger darf es aber auch nicht sein, damit überhaupt die ganze Geschichte für sie einen Sinn hat. Es gibt Teile, die leicht zurückzugeben sind, z.B. Famagusta (Ammochostos-Gazimagusa), und Dörfer wie Achna oder Ayia Marina.
- Landvermögen: das ist auch die schwierigste Frage. Bei den Formeln, die bisher diskutiert wurden, kann sie mit einer Kombination von 4 Wegen gelöst werden:
a) Austausch: Also das ganze Land im Süden, das türkischen Zyprioten besitzen, wird mit Land im Norden ausgetauscht. Weil das erste aber nur etwa 1/4 des Wertes der gesamten griechischen-zypriotischen Landes im Norden ausmacht, muss man auch was für die übrigen 3/4 machen
b) Ein Teil (sagen wir 1/4) wird sowieso in diesem Territorium sein, das dem griechisch-zypriotischen Teil zurückgegeben wird.
c) Ebenfalls ein Teil wird den griechischen-zypriotischen Besitzer im türkischen Teil zurückgegeben, allerdings unter türkisch-zypriotischen Verwaltung. Was die griechischen Zyprioten damit machen, bleibt ihnen überlassen (die meisten würden es verkaufen).
d) Für den Rest werden Entschädigungen gezahlt. Diese sind nicht unbedingt von den türkischen Zyprioten zu zahlen, sondern von der Türkei oder internationalen Gebern. Also, ein Problem mit Verschuldung gibt es dann nicht. Die gr. Zyprioten zahlen sowieso keine Entschädigung, und die tr. Zyprioten vielleicht auch nicht.
So ungefähr würde es aussehen. Diese ganze Diskussion ist aber etwas sinnlos, glaube ich, weil beide Seiten sich entschieden haben, zur Zeit alles so zu lassen wie sie sind. So sehe ich das zumindest. Wenn es in der fernen Zukunft irgendwann eine Lösung gibt, wird sowieso alles ganz anders sein.
Das war auch so vorgesehen. Jetzt allerdings hat man in Ankara erklärt, dass die zuvor ausgehandelten Gebietsrückgaben nichtig sind.
Was als Taktik schon ganz sinnvoll ist, und nicht anders zu erwarten wäre. Eine Lösung, die aus Verhandlungen ergeben wird, ist aber was Anderes.
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Das stimmt, aber in den Diskussion hat das in der Realität nur eine untergeordnete Rolle gespielt, auch wenn es medial aufgebauscht wurde und ein Argument darstellt, denn das ist ja Dreh- und Angelpunkt dieses Konfliktes. Was willst Du machen, wenn sie nicht abziehen? Außerdem tritt die türkische Republik ja als Garantiemacht auf, was wiederum die Türken mit Nachdruck erklären. Für mich stellt das eher eine Pattsituation dar, die sich mehr an den realen Gegebenheiten orientiert als an juristischen Argumenten.
Also, der juristische Aspekt, ist nur etwas was die griechisch-zypriotische Seite als Druckmittel im Verhandlungstisch benutzt. Aus ihrer Seite gesehen, ist das ganz sinnvoll, weil viele andere Mittel hat sie auch nicht. Dass (eine griechisch-dominierte) Republik Zypern nie ihr Souveränität über das ganze Inselterritorium wiederherstellen wird, ist jedem gr.-zypriotischem Politiker auch klar, nur aus taktischen Gründen dürfen sie es nicht offen sagen.