Als der Muezzin zum Gebet ruft, taucht ein Problem auf: Babyspucke auf dem Hijab. „Bin ich jetzt unrein und darf nicht beten?“, fragt die junge Mutter. Im Islam gibt es ein weit verzweigtes Regelwerk, das nur Eingeweihte nach Jahren verinnerlicht haben. Man darf nur mit der rechten Hand essen, nur mit dem linken Fuß die Toilette betreten, muss wissen, wie viel Prozent Alkohol in Medikamenten zulässig ist und wie man den exakten Anfang und das Ende der Monatsblutung bestimmt. Eine Frau, die ihre Tage hat, ist unrein und darf nicht beten. Tut sie es doch, begeht sie eine Sünde und riskiert die Hölle. „Der Teufel sucht sich die kleinsten Türchen“, sagt die Lehrerin. Die vielen Regeln wirken wie eine Geheimsprache, die den Zusammenhalt stärkt. Man kann Experte werden in der religiösen Leistungsgesellschaft. Die Lehrerin fragt, ob der Säugling nur Muttermilch bekomme oder ob zugefüttert werde. Milch sei rein, Karottenpüree nicht. Die Mutter wird zum Auswaschen ins Bad geschickt.