Y
Yunan
Guest
Ich denke, das Thema ist einen eigenen Thread wert... Ich antworte dir später auf diesen Post, ich bin noch in der Bibliothek.
Ich bin nicht sicher ob diese Diskussion zu diesem Thread gehört, oder ob wir ein anderes Thread dazu aufmachen sollten.
Also, dass Bachalakides gar nichts bewegen werden, das kann ich zustimmen. Dasselbe gilt für diese kleinen Gruppen des "bewaffneten Kampfes", wie Pyrines tis Fotias (Kerne des Feuers) etc. Eine Bewegung muss von der Masse der Bevölkerung getragen werden, damit sie erfolgreich wird, das schafft man nicht durch kleine individuellen Taten. Ich bin nicht ganz sicher, ob die letzten Anschlägen von ihnen organisiert wurden, schließlich dienen sie eher der Regierung. Muss man aber sagen, dass viele von diesen Leuten dumm genüg sind, um sich von der Regierung provozieren zu lassen, so es ist schon gut möglich, dass sie das gemacht haben.
Das über Tsipras habe ich nicht ganz verstanden. Ich mag ihn auch nicht besonders, er ist so unspezifisch und demagogisch wie alle griechischen Politiker auch, warum meinst du aber dass er weniger patriotisch ist oder alles Griechisches verabscheut? Und was hat er denn mit Anarchisten oder Bachalakides zu tun, außer dass er vielleicht auf ein Paar Stimmen von ihnen hofft? So weit ich weiß, ursprünglich kommt er aus KKE, wie die allermeisten in SYRIZA.
Ich teile ebenfalls die Meinung, dass diese Idee (oder man könnte fast schon Ideologie sagen), mit kleinen individuellen Taten etwas zu verändern nicht nur illusorisch ist sondern vorallem der Politik und der Oberschicht nutzt und daher kontraproduktiv für einen Wandel ist. Etwas besseres könnte den Oberschichtlern nicht passieren, denn sie werden sich so nie einer einheitlich organisierten Bewegung gegenüber sehen, die eine Gefahr für sie darstellen könnte weil eben jeder einzelne denkt, er müsse nur Gutes im kleinen Stil vollbringen anstatt etwas großes zu stützen. Es ist auch insbesondere diese Idee, die durch die von der Oberschicht kontrollierten Medien verbreitet wird um so jeden Elan aus einer Bewegung zu nehmen.
Ich glaube aber auch, dass es so etwas wie eine einheitliche Volksbewegung noch nie gegeben hat, leider. Keine Revolution inklusive der französischen war eine Revolution, die vom Volk ausging. Initiiert wurden diese Bewegungen immer von kleine Gruppen mit finanziellen Mitteln. Ich denke, dass es erst so etwas wie einer Initialzündung bedarf, um eine Revolution in Gang zu setzen und danach ein Selbstläufer zu werden. So ist es auch in Griechenland. Organisiert sich nur ein kleiner Teil, eine kleine Gruppe von Aktivisten und gibt eine Struktur vor, die der eines späteren Staates würdig ist, kann eine Revolution auch in Griechenland geschehen. Επαναστατικός Αγώνας oder 17. Νοεμβρίου waren aber Organisationen, die falsche Ziele hatten und die gegnerische Infrastruktur an den falschen Stellen angriffen. Ich glaube aber auch nicht, dass sie mehr erreichen wollten, falls sie überhaupt unabhängig waren.
Mit Tsipras meine ich, dass er patriotismusfern ist und sich auch nicht als griechischer oder balkanischer Politiker sieht sondern erst als Europäer. Was er sagt, wie er es sagt, hat klar offengelegt, dass er ein Eurokommunist im Stil der europäischen Linken ist und kein griechischer Linker, der sich auch einen eigenen Stil mit eigenen Entscheidungen vorbehält. Er fühlt sich in erster Linie nicht dem Volk sondern der Europäischen Internationalen verpflichtet. Auch klammert er ebenso wie alle anderen Parteien am Verbleib in der EU anstatt auch über Alternativen nachzudenken.
Dieser Eurokommunismus von Tsipras ist vollkommen antipatriotisch und hat auch nichts mit Sozialismus zu tun sondern ist ein Auswuchs der Mitteleuropäer und ihren Dogmen. Aus diesem Grund hat SYRIZA auch viele Gesetzesänderungen vorgeschlagen, die die Institutionen der griechischen Gesellschaft tief angreifen würden, betreffend die Rolle der Kirche bzw. des Glaubens in Griechenland, das Militär etc.
Auch die Vorschläge von SYRIZA zum Dialog mit der Türkei haben ihn in meinen Augen enttarnt. Nicht weil er den Dialog will, mitnichten. Ich bin ebenfalls für einen Dialog mit der Türkei unter der Voraussetzung dass die Türkei sich offen zur Selbstkritik zeigt. Aber Tsipras will keinen Dialog mit den Türken führen um beide Nationen einander anzunähern und über die geschichtlichen Ereignisse zu diskutieren und Freundschaft zu stiften. Er will Dialog mit den Türken weil er europäische humanistische Werte vertritt und der Auffassung ist, dass es irgendeine Moral nach europäischen Maßstäben ist, die uns den Dialog mit den Türken und mit allen Völkern der Welt vorschreiben würde. Er ist meiner Meinung nach alleine schon deswegen ein Idiot und ich persönlich möchte nicht, dass Griechenland von so einem Gutmenschen regiert wird. Mit tatsächlichem Dialog und Aufarbeitung hat das nämlich wenig zu tun sondern mit dem Versuch, den Türken nach europäischen Maßstäben zu begegnen und nicht nach griechischen. Das ist für mich Inakzeptabel weil die Europäer so überhaupt nichts vorzuweisen haben, dass ihre Dominanz im Thema der Moral und Kultur rechtfertigen könnte. Das ist ideologischer und kultureller Imperialismus.
Weil in diesen die Mehrheit der Griechen noch für die EU-Mitgliedschaft und den Euro ist, muss er auch zeigen, dass er das garantiert. Wenn das sich irgendwann anders ist (und die ersten Zeichen dafür gibt es schon), kann er auch seine Meinung verändern.
Welche Zeichen denn?
Bei den ersten zwei Absätzen sind wir einer Meinung. Nur, damit eine Revolution erfolgreich ist, muss dieser Initialzündung durch eine Minderheit natürlich eine Massenbewegung folgen.
Bei Tsipras sehe ich das etwas anders. Ich glaube, dass er keine feste Politik hat, er orientiert sich eher an die Umfragen und die allgemeine Stimmung. Weil in diesen die Mehrheit der Griechen noch für die EU-Mitgliedschaft und den Euro ist, muss er auch zeigen, dass er das garantiert. Wenn das sich irgendwann anders ist (und die ersten Zeichen dafür gibt es schon), kann er auch seine Meinung verändern. Es gibt schon heute wichtige Leute in seiner Partei die gegen den Euro sind (z. B. Lafasanis).
Dass er mit der europäischen Linken enge Beziehungen pflegt, ist schon gut, finde ich. Wenn GR den großen Schritt macht, und einen alternativen Weg folgt, wird jede Unterstützung brauchen, die es kriegen kann. Und in Europa ist die Linke die einzige Macht von dem man das erwarten kann. Natürlich muss man auch in allen anderen Richtungen nach potentiellen Allierten suchen. Da hast du Recht, SYRIZA scheint noch zu viel auf Europa konzentriert zu sein, die balkanische Zusammenarbeit kommt zu kurz, und da musste man schon auch andere Möglichkeiten untersuchen (Russland, Naher Osten als Beispiel). Aber wie gesagt, er ist kein Visionär, das Volk muss ihn dazu drücken. Aber eine Regierung von Tsipras-Kamenos-KKE wäre im Prinzip schon mehr dazu fähig als die heutige.
Für den Dialog mit der Türkei, ich denke, er sagt mehr oder weniger was auch die große Parteien sagen. Also keine Vision, nur Wirtschaftsinteressen, aber schlimmer als die heutigen kann nicht sein. Meinst du mit den Eingriffen in Institutionen die Trennung von Staat und Kirche und die Reduzierung der Militärausgaben? Ich bin auch dafür, ich denke die Trennung wurde auch der Kirche helfen, ihre wirkliche Rolle zu finden.
Ich bin überzeugt davon, dass ein EU-Austritt für mindestens zwei bis drei Jahre extrem harte Zeiten für Griechenland mit sich bringen würde, vermutlich noch längere Zeit. Aber ich denke, dass das die Radikalkur ist, die Griechenland braucht und nicht irgendwelche schleichenden Einschnitte die das Land Schritt für Schritt näher an den Abgrund bringen würden...
Zu Tsipras: Die Europäische Linke ist eine nicht ernstzunehmende Kraft ohne Ideen und Charisma. In der deutschen Politik sind die einzig glaubwürdigen Charaktere Gysi und Wagenknecht, der Rest ist Alt-'68-Establishment mit einer Vorstellung von der Welt als Sandkasten für Freigeister. Das hat für mich nichts mehr mit Volkspolitik zu tun sondern ist die Übertheoretisierung der praktischen Politik. Der Europäischen Linken fehlt aber nicht nur jede Art von Pragmatismus sondern sie ist in ihrem Wesen und Anspruch auf alleinige Richtigkeit nicht weniger imperial gegenüber vom europäischen Kommunismus abweichenden Theorien und Umsetzungen in die Praxis als die (kultur-)kolonisatorische Besetzung fremder Länder durch die konservativen Kräfte Europas...
... denn eine Bevölkerung mit einer starken Moral(durch die orthodoxe Ethik) ist weder leicht manipulierbar noch so anfällig für Niedertracht und Heimtücke wie eine humanistische oder gottlose Gesellschaft.
Der einstige oberste Ausbilder der Flotte, Admiral xyz, hatte zur seiner Zeit den Priestern / Popen den Zugang zu seinen Schiffen und U-Booten verboten; zudem trat er dafür ein, daß "das kirchliche Gift nicht mehr die Gehirne der Schulkinder erreichen solle ...", damit sie frei und unbeschwert heranwachsen und sich den frei der kirchlichen Manipulation dem Alltag stellen sollen.Für die Widerstandskraft durch eine "orthodoxe Ethik" hätte ich gerne Beispiele. Waren nicht alle Politiker und Generäle in GR orthodox? Die Kirche hatte wohl keinen sooo grossen Anteil am Widerstand gegen die Putschisten, oder???
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