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Prishtina - Bauprojekte

Schöne Bilder, ganz klar. Obwohl - wenn die Bilder mehrfach und immer wieder gepostet werden, werden die Gebäude nicht mehr. Aber das nur am Rande.

Worüber ich mir Gedanken mache ist, wie wird das Alles finanziert? Ich nehme mal an über Kredite aus dem Ausland. Damit startet man allerdings den Teufelskreis der Verschuldung und der internationalen Abhängigkeiten. In ein paar Jahrzehnten wird die nächste Generation die fünfache Steuerlast zu tragen haben und dennoch nur die Zinsen zahlen können. Von Schuldentilgung keine Rede. Man sieht das ja in den sog. Industrieländern.

Das sind zumeist große Investoren aus dem Ausland, die die Wohnknappheit ausnutzen und Geld daraus zu machen (Wie die Wohnungen finanziert werden, später dazu). Früher hat man traditionell, teilweise bis zu 20 und mehr Personen in einem Haushalt gelebt, heute zieht man zumeist gleich nach der Heirat aus. Das bedeutet, dass heute bei ungefähr gleicher Einwohnerzahl wie vor 5-10 Jahren die Wohnungsnachfrage in die Höhe schnellt.

Nächstes Problem: Miese Betonplattten Bauqualität. Die meisten Gebäude werden abbruchreif sein, noch bevor sie bezahlt sind.

Die Qualität ist keinesfalls mies. Ich habe mit mindestens drei Architekten aus meinem nahen Verwandtschaftskreis über die neue Architektur im Kosovo gesprochen und alle konten mir versichern, dass die Bauqualität im Kosovo sehr gut ist und die Bauaufsichtsbehörden auch darauf sehr achten, dass keine Abrissreifen Gebäude entstehen.

Ich selbst konnte mir auch ein Bild davon machen, in dem ich mich einfach mal an so eine Baustalle genähert habe und mir die Bauarbeiten aus der Nähe angeschaut haben. Ich konnte sehen, dass für eine durchschnittlich 8-10 Stockwerke hohe Wohnung Träger und Pfeiler von einer Mindestdicke von 40x40cm errichtet wurden, die Platten aus massiven Beton. Die Qualiät an sich sah gar nicht schlechter als in einem anderen europäischen Land aus. Kann man sehr gut auch den Bildern entnehmen.

Zuletzt sehe ich die teilweise unglaublich dichte Bebauung sehr kritisch. Man weiss längst, dass es ab einer gewissen Baudichte zu sozialen Spannungen kommt. Da braucht es gar keine Einflüsse von aussen. Der Mensch fühlt sich nicht wohl, wenn er so zusammengezwängt leben muss. Schon gar nicht, wenn er es nicht von Kindheit an gewohnt ist.

Die dichte Bebauung ist in der Tat ein großes Problem, das bewältgt werden will. Architektonischen Grundsätzen zufolge muss von der Höhe eines Gebäudes mindestens 1/3 in die Breite gehen und für Parkplätze oder Grünanlagen genutzt werden. Das bedeutet, dass wenn ein Gebäude 10m hoch ist, davon mindestens 3,3m Grünfläche oder Parkplatz freigehalten werden müssen. Schaut man sich die Gebäude an, wird selten dieser Grundsatz eingehalten. Das hat natürlich mit der großen Profitgier der Bauunternehmen zu tun, die jeden Centimeter Baufläche in barem Geld umwandeln wollen.



Für einen Immobilieninvestor muss sich die ganze Sache in 10 Jahren rechnen. Hat schon jemand die Fragen gestellt, wass die ganzen Bauten kosten? Wie hoch werden die Mieten sein? Passt das irgendwie mit einer Rendite von 10% f. d. Investor zusammen? Kann sich das eine entsprechende Anzahl an Einwohnern leisten?

Im Kosovo wird wenig bis selten in der Bauindustrie durch Kredite investiert, vor allem beim Kauf nicht. Im Kosovo besitzt fast jeder Land. Das machen sich erfinderische Bauunternehmer zu Nutzen und bieten den Grundstückbesitzern je nach Lage 1,2,3 -5 Wohnungen, evetenuell noch einen Geschäftsraum dazu im Tausch gegen das Bauland. Einem ganz nahem Verwandten von mir haben sie hinter diesem Gebäude sagenhafte 350 000 Euro angeboten, um das Bauland frei zu machen und sein altes Haus (das erst 12 Jahre alt ist!) abzureissen, um dort einen riesigen Wohnkomplex zu errichten oder anstatt des Geldwertes 4 Wohnungen und einen Geschäftsraum. Das hat er bislang abgelehnt. Sobald sich aber die Hochhäuser um ihn türmen, muss er wohl oder übel klein beigeben und das Land freimachen. Das ist nun mal die Natur des Turbo Kapitalismus.

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Oder wird das doch irgendwie staatlich gefördert, sprich viel Steuergeld in die Mietstützung (egal ob Wohnung oder Geschäft) gepumpt. Für die ganzen Immobilien wird es hohe Mietzuschüsse geben. Ich bin sogar überzeugt dass es die gibt! Der Investor kann im Prinzip so teuer bauen wie er will - benötigt halt ein wenig mehr Steuergeld. Und die ganzen Baufirmen sind allesamt korrekte und anerkannte Unternehmen. Jaja!

Bis auf Sozialwohnungen wird im Kosovo im Bausektor nichts staatlich gefördert, weil momentan einfach kein Bedarf besteht. Die Kommunen und Ministerien habe schon 7-8 Wohnheime für Obdachlose in der Stadt errichtet, alles andere regelt der Markt ;)

Du kommst aus Hamburg? Mach dir einmal die Mühe und frag nach, wie der Wohnbau dort finanziert wird und welche förderprogramme es für die Mieter gibt. Und dann fährst Du nach Prishtina und fragst, was eine Wohnung kostet und wer die kauft. Lauter ehrliche und hart arbeitende Kosovaren...

Zur Finanzierung siehe das oben Gesagte. Dazu gibt es aber noch andere Finanzierungsmöglichkeiten, die im Kosovo gängig sind. Eines davon ist bspw. noch der familiäre Zusammenhalt und die gemeinsame Finanzierung. Der Bruder oder die Geschwister, die im Ausland leben (i.d.R. Schweiz, Deutschland, Skandinavien oder USA) schicken der im Kosovo lebenden Familie Geld, die dann die Wohnung kauft (also mit Hilfe von Remitancen). Kredite gibt es natürlich zu horenden Zinsen, es gibt aber durchaus Leute, die sich das leiten können. Kosovo ist auch wieder nicht so arm, dass sich niemand etwas leisten könnte, also durch harte und ehrliche Arbeit ;)

Auf einem Bild ist zu sehen, dass eine Wohnung 82.000 € kosten soll. Bei einem Durchschnittseinkommen von 300 Euro und der Möglichkeit davon die Hälfte für Wohnzwecke aus zu geben, kannst Du dir locker ausrechen, wie lange es dauert, bis das zurückbezahlt ist. (Vergiss die Kreditzinsenvon ~8% in 120 Jahren nicht!)

Es gibt auch im Kosovo(!) Menschen die 1000 und mehr Euro verdienen (darunter mein Bruder :)), und auch viele seiner Kollegen, die kaufen sich vorsorglich zwei Wohungen, auch für die Kinder gleich mit :)


Das macht es nicht einfacher und schon gar nicht billiger.

Und gerade weil Ihr ja nicht mehr im Kommunismus lebt, wird es früher oder später auch im Kosovo andere Formen der Finanzierung geben. Leasing, Miete, Mietkauf, endfällige Kredite,... was auch immer. Wie wir Alle wissen, sind die Finanz- und Immobilienmärkte da sehr kreativ. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die Immobilienblasen in Spanien, USA oder Portugal usw. Da hat man ebenfalls Leuten Häuser und Wohnungen "verkauft", die nie und nimmer das Geld dafür aufbringen konnten. Letztendlich zahlen dafür ALLE. Man könnte es auch fast mit Hoxhas "Pyramidenspiel" vergleichen.

Das meinte ich auch mit Verfünffachung der Steuerlast und Staatsverschuldung.


Eine Finanzblase bzw. Immoblienblase ist im Kosovo nicht zu erwarten, da wie oben schon ausgeführt, im Kosovo sehr wenig über Banken finanziert wird. Meistens ist es realer Geldwert, der da im Umkreis ist.
 
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Entstehung eines Skyscraper-District (rot gekennzeichnet); die Häuser im grün markierten Bereich werden vermutlich auch bald riesiegen Glasfasaden des neuen Skyscraperdistricts Platz machen müssen.

Das Gebäude in der Mitte ist das ENK-Biulding, das höchste Gebäude des Balkan.
 
Die ganzen Gebäude im Zentrum von Prishtina können eine klassische Fassade vertragen. So zum Beispiel:

Gebaeude_Gundrunstrasse187_LaskeOskar_Wien_2.JPG


Dadurch würde die Stadt gleich europäischer wirken und das Zentrum würde auch um einiges schöner aussehen.
 
Die ganzen Gebäude im Zentrum von Prishtina können eine klassische Fassade vertragen. So zum Beispiel:

Gebaeude_Gundrunstrasse187_LaskeOskar_Wien_2.JPG


Dadurch würde die Stadt gleich europäischer wirken und das Zentrum würde auch um einiges schöner aussehen.

Das Kosten-Nutzen Verhältnis ist zu unausgeglichen. Die Stadt hat momentan weit aus größere Probleme, als iwelche Fassaden in klassischem Stil zu errichten. Die Fassaden im Stadtkern wurden vor 3-4 Jahren neu gemacht. Stattdessen sollte man in Infrastruktur wie Wasser- oder Heizversorgung investieren, oder in der Erschließung der Strassen in neuen Wohnvierteln, Abriss von illegalen Gebäuden, Bildungssystem, etc. Die Fassaden können erst einmal warten.
 
Das Kosten-Nutzen Verhältnis ist zu unausgeglichen. Die Stadt hat momentan weit aus größere Probleme, als iwelche Fassaden in klassischem Stil zu errichten. Die Fassaden im Stadtkern wurden vor 3-4 Jahren neu gemacht. Stattdessen sollte man in Infrastruktur wie Wasser- oder Heizversorgung investieren, oder in der Erschließung der Strassen in neuen Wohnvierteln, Abriss von illegalen Gebäuden, Bildungssystem, etc. Die Fassaden können erst einmal warten.

Mir ist schon klar, dass es momentan größere Probleme gibt mit denen die Einwohner der Stadt zu kämpfen haben. Ich sag ja nicht, dass man alles stehen und liegen lassen soll wegen ein paar Fassaden. Aber in Zukunft könnte man so ein Projekt starten, es würde auf jeden Fall das Zentrum um einiges schöner aussehen lassen.
 
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