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Nachrichten aus der Türkei

Diese Einrichtung, das Istanbul Lisesi, wie du sie nennst ist keine Privatschule sondern ein staatliches türkisches Gymnasium.
Anders das Alman Lisesi, das ist eine Privatschule, aber um die geht es nicht.

Nachtrag. Ich persönlich hab gar kein Problem damit wenn Religionen in staatlichen Schulen keinen Stellenwert hätte.
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Dann habe ich das falsch verstanden. Ich dachte, es war so eine Einrichtung, wie die Englische Schule von Nikosia, wo der Unterricht auf englischer Sprache stattfindet, aber die Schüler zypriotisch sind. Diese ist im Grunde privat, aber wird auch teilweise vom Staat finanziert (sie wurde von der britischen Kolonialverwaltung gegründet, und ist als traditionelle Elite-Schule geblieben).

Wenn sie aber eine staatliche Schule ist, wieso hat sie einen Elite-Status? Das hört sich auf jeden Fall nicht gut an.
 
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Dann habe ich das falsch verstanden. Ich dachte, es war so eine Einrichtung, wie die Englische Schule von Nikosia, wo der Unterricht auf englischer Sprache stattfindet, aber die Schüler zypriotisch sind. Diese ist im Grunde privat, aber wird auch teilweise vom Staat finanziert (sie wurde von der britischen Kolonialverwaltung gegründet, und ist als traditionelle Elite-Schule geblieben).

Wenn sie aber eine staatliche Schule ist, wieso hat sie einen Elite-Status? Das hört sich auf jeden Fall nicht gut an.

Warum hört sich das in Bezug auf staatlich nicht gut an? In Deutschland haben staatliche Universitäten je nach Ranking auch "Elitestatus". Der Begriff Elite ist vielleicht schlecht gewählt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Exzellenzinitiative

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Ist mir im Prinzip egal. Man könnte natürlich im Gegenzug musl/christl. Kindergärten verbieten das Zuckerfest zu feiern, fände ich aber blöd. Wir leben gemeinsam und sollen auch alle Feste gemeinsam feiern.

Ein paar Aufgeregte werden das anders sehen...

Es macht gar keinen Sinn Entscheidungen, die Deutschland nicht gut findet irgendwie auf dem Rücken von Unbeteiligten "heimzuzahlen", egal ob politische oder institutionelle Entscheidungen. Genau diese Auge um Auge - Zahn um Zahn Politik möchte ich hier für keinen Bürger, egal welcher Herkunft haben.

Aufgeregte wird es auf beiden Seiten immer geben, das weiß die türkische Regierung und die deutsche ebenso. Bleibt die Frage warum das einseitig mit solchen Kleinlichkeiten aber auch einschneidenden Maßnahmen wie Denunziationsaufrufen seitens der türkischen Regierung weiter befördert wird um die Bevölkerung, ob nun in der Türkei oder anderswo in Europa gegeneinander aufzubringen. Das kann eigentlich kein Staatschef wollen. Eigentlich.
 
Wie ist der Umgang der Türkei mit Christen? Wie werden sie behandelt und, vor allem, kann man sich furchtlos als „Christ“ bezeichnen?

Die ZEIT veröffentlichte soeben einen ziemlich interessanten Artikel über die neuen Lehrpläne der Lisesi-Schule in Konstantinopel, wo Deutschland Lehrer entsendet, nach denen Weihnachten vom Lehrplan gestrichen wurde. Generell zeige sich eine besondere Tendenz der AKP-Regierung, kirchenunabhängige Schulen in einen islamische Richtung zu treiben.
Das Kulturabkommen zwischen Deutschland und der Türkei scheint damit gebrochen zu sein.

Auch eine interessante Bemerkung, die ich in Wikipedia bei der Recherche über die Demographie gelesen habe:

Nach offiziellen Statistiken sind 99,8 % der türkischen Bevölkerung Muslime. Die Schätzungen zu der Zahl der Sunniten und Aleviten schwankt stark. Demnach sind 65 bis 85 % Sunniten, die restlichen 15 bis 35 % Aleviten. Außerdem leben in der Türkei 0,1 % Christen (60.000) und 0,02 % Juden (17.000). 1918 lebten jedoch noch etwa 2.983.000 Christen auf dem Gebiet der heutigen asiatischen Türkei, davon 1.479.000 Armenier und 1,5 Millionen Griechen. 1923 wurden noch 100.000 Juden in der Türkei gezählt.
Die offiziellen Zahlen sind falsch, weil jeder Einwohner der Türkei, wenn er nicht explizit als einer anderen Religion zugehörig erklärt wird, automatisch als Moslem erfasst wird. Ein Pendant zum Kirchenaustritt gibt es nicht, so dass auch Atheisten und Agnostiker offiziell als Moslems geführt werden. Die Zahl der nicht-religiösen Einwohner der Türkei ist daher nicht bekannt.
Was ist das Bestreben der türkischen Politik? Will man eine offizielle islamische Dominanz aufzeigen, indem man Statistiken fälscht?

Das Christen-Hilfswerk Open Doors, was sich für verfolgte Christen auf der ganzen Welt einsetzt, führt die die Türkei in seiner Liste der 50 für Christen gefährlichsten Länder:

[h=2]2. Triebkräfte von Verfolgung[/h] Die Triebkraft der Verfolgung von Christen in der Türkei ist „Islamischer Extremismus“.

Islamischer Extremismus: Der islamische Extremismus hat Auswirkungen auf alle Christen in der Türkei. Er wird zusätzlich durch ein hohes Maß an Nationalismus verstärkt. Den größten Druck erfahren Christen muslimischer Herkunft (Konvertiten). Familie, Freunde und Gesellschaft versuchen mit aller Macht, sie zum Islam zurückzubringen, dem Glauben ihrer Vorfahren. Tritt jemand gegen den Willen der Familie zum christlichen Glauben über, so gilt es als Frage der Familienehre, dies vor Verwandten, Nachbarn und Bekannten zu verheimlichen. Das hohe Maß an Nationalismus verstärkt den Druck auf Konvertiten zusätzlich. Nach allgemeiner Überzeugung kommt ein „echter“ Türke als Muslim zur Welt; jedes Ausweisdokument enthält die Religionszugehörigkeit. Deshalb ist eine Hinwendung zum christlichen Glauben nicht nur eine Verletzung der Familienehre, sondern wird ebenfalls als Beleidigung der türkischen Identität verstanden. Dies kann zu Gerichtsverhandlungen und Inhaftierungen führen. Diese Mischung aus Islam und Nationalismus hat auch Auswirkungen auf andere Christen aus ethnischen Minderheiten. Sie werden kaum als vollwertige Mitglieder der türkischen Gesellschaft angesehen und erfahren alle Arten rechtlicher und bürokratischer Behinderungen. Im August 2015 haben 15 türkische protestantische Pastoren Todesdrohungen des Islamischen Staates (IS) erhalten; im Folgemonat wurden einige in einem IS-Video angegriffen. Die Hauptaussage des Videos war: „Konvertiere oder stirb!“

Die AKP ist verantwortlich für den allmählichen Abbau des türkischen Säkularismus, der 1923 von Kemal Atatürk eingeführt wurde. Stattdessen verfolgt die AKP nun eine Agenda der Islamisierung des Landes.

Man mag nun glauben, diese Entwicklung sei nur von „Ali-Normalbürgern“ verstärkt worden, dass der Islam und der Nationalismus somit quasi „von allein“ wieder vermehrt an Aufschwung gewinnt. Aber das Portal hat auch über das Leben im Staat ausführliche Informationen geliefert und beweist mehrmals, dass der Nationalismus verstärkt von der türkischen Regierung vorangetrieben wird.
Das lässt sich nicht nur anhand der Entwicklung in Religionsfragen erkennen, sondern auch an anderen Feldern: Gegen Griechenland wird aggressiver vorangegangen, es gibt eine Art Generalverdacht gegenüber Kurden, gegen Deutschland wurde versucht, nach der Armenien-Resolution restriktiver vorzugehen.

Das Streichen von Weihnachten aus den Lehrplänen ist somit offensichtlich ein weiterer Schritt, der sich von der so oft gerühmten laizistischen Einstellung des türkischen Staats entfernt.
 
Warum hört sich das in Bezug auf staatlich nicht gut an? In Deutschland haben staatliche Universitäten je nach Ranking auch "Elitestatus". Der Begriff Elite ist vielleicht schlecht gewählt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Exzellenzinitiative

Ich bin auch mit diesen neuen Dingen über Elite-Unis für Deutschland nicht einverstanden. Eins der Gründe, warum ich mich überhaupt für ein Studium in Deutschland interessiert war, war die (damalige) Abwesenheit von solchen Ranking-Systemen. Die Frau am Goethe-Institut hatte mir damals auf diese Frage antwortet "alle Unis sind in etwa gleich gut". Ich sehe nicht, warum Deutschland unbedingt diese angelsächsische Systeme einführen musste.

Aber ist noch schlimmer, wenn das noch so früh, also in der Schulebene, gemacht. Der Staat sollte gegen Elitenbildung kämpfen, und nicht sie selbst unterstützen. Ich sage das auch mit meinen eigenen Erfahrungen in Zypern im Kopf.

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Die offiziellen Zahlen sind falsch, weil jeder Einwohner der Türkei, wenn er nicht explizit als einer anderen Religion zugehörig erklärt wird, automatisch als Moslem erfasst wird. Ein Pendant zum Kirchenaustritt gibt es nicht, so dass auch Atheisten und Agnostiker offiziell als Moslems geführt werden. Die Zahl der nicht-religiösen Einwohner der Türkei ist daher nicht bekannt.

Ist das nicht auch in Griechenland und Zypern so, mit der Orthodoxie? Zumindest war es bis vor wenigen Jahren. Mich hatte auch niemand nach meinem Religion gefragt: überall wo es nötig war, hatte man mich einfach als orthodoxen Christ eingetragen, wegen meines griechischen Namens.

OK, man könnte sagen, die Türkei soll im Gegensatz zu Griechenland ein säkulares, religionunabhängiges Land, so kann man nicht gleiche Erwartungen von ihr haben. Wir wissen aber, dass dieser Laizismus sowieso nie so tief gedacht war. Im Grunde sind die griechische und türkische Nation auf einer sehr ähnliche Basis entstanden, was auch seine Folgen bis heute hat.
 
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