Serbien
Die Organisation zur "Verteidigung der Menschenrechte" in Serbien benennt in einer Erklärung den Antisemitismus zu einem Phänomen, dass besorgniserregende Ausmaße angenommen hat. Nach dem Verband wird vor allem in Belgrad besonders eifrig antisemitische Literatur vertrieben. Dabei gibt es eine spezielle Mischung aus antijudaistischer und rassistisch-antisemitischer Literatur, darunter auch Hitlers "Mein Kampf". Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde mit ihren 3.000 registrierten Mitgliedern spricht von einer "ernsten Gefahr für die Juden in Serbien". Im Internet verbreiten serbische Faschisten Namen von Juden, "die es zu liquidieren" gelte. Die serbischen Faschisten können gegenwärtig wie die Fische im Wasser schwimmen, denn sie werden von der Regierung toleriert und von der größten Oppositionspartei der "Serbischen Radikalen Partei" indirekt unterstützt.
Die SRS ist selbst Bestandteil des Netzwerkes europäischer rechter Parteien. Es bestehen brüderliche Beziehungen zu Le Pen in Frankreich und zu Schirinowski in Rußland. Den deutschen Altnazi Franz Schönhuber machte die SRS vor einiger Zeit zum Ehrenmitglied. Im Fokus der aktuellen antisemitischen Kampagne steht der Unabhängige Radiosender B92. Immer wieder attackieren die serbischen Faschisten den Sender als "Agentur des Judentums" und greifen den Eigentümer als "Juden" an.
Besonders auffällig nennt Oseku in seinem Artikel die Symbiose von Antisemitismus und Islamophobie in der Propaganda der serbischen Rechten. In der Tat, Oseku hat allen Grund, dies für Serbien und teilweise für Kroatien zu diagnostizieren. Im Krieg in Bosnien sprach die serbische Propaganda von "minderwertigen Türken und Moslems". Ihre chauvinistische Haltung gegenüber den Albanern schritt gleichfalls mit antiislamischen Vorurteilen einher. Dazu ist der Antisemitismus kein Gegensatz sondern der logische Überbau. Da den "Moslems und Türken" (Bosnier und Albaner) keine besonderen Fähigkeiten zugeschrieben werden, landen die Agitatoren schnell im Fabulieren über eine angebliche "Jüdische Weltverschwörung".
Griechenland
Nach Oseku ist die antisemitische Welle gegenwärtig am stärksten in Griechenland. Selbst die EU war entsetzt über die Häufigkeit antisemitischer Attacken und physischer Angriffe auf Juden im Jahr 2004. In drei großen Tageszeitungen und Medien Griechenlands werden antisemitische Karikaturen und Kommentare in absoluter Regelmäßigkeit abgedruckt. Der ultranationalistische griechische EU-Parlamentarier Jorgo Karaxaferi von der Partei LAOS betont öffentlich: "Die Juden greifen laufend die Welt an". Jeder griechischen Regierung wird vorgeworfen, "Marionetten des israelischen Faschismus zu sein".
Der Antisemitismus in Griechenland ist oft links verkleidet. Unter der Parole des "Antizionismus" finden sich Pressekarikaturen unter der Überschrift: "Jüdischer Faschismus", darunter sieht man Krematorien in die Palästinenser getrieben werden. Der Musiker und Sänger Mikis Teodorrakkis erklärte vor einiger Zeit offen: "Die Juden sind ein kleines Volk, aber sie sind für alles schlechte in dieser Welt verantwortlich." Der gewählte christdemokratische Abgeordnete aus Kreta für das griechische Parlament betonte: "Unser Volk hier hasst die Juden". Die griechische Linke stellt sich äußerst selten direkt gegen Chauvinismus und Rassismus auf. Viele Gewerkschafter beteiligen sich statt dessen an Hetzjagden gegen Albaner, die ihnen angeblich die Löhne am Bau versauen.
Bosnien und Kosova
Am schwächsten treten gegenwärtig antisemitische Tendenzen am Balkan in Bosnien und in Kosova auf. Die christlich geprägten Gesellschaften am Balkan sind wesentlich anfälliger für den Antisemitismus als die Bevölkerung, die mehrheitlich moslemisch ist. Zwar versuchen über "humanitäre Organisationen" aus islamischen Ländern, Fundamentalisten Einfluss zu erlangen, aber ihre Versuche haben bis dato nur marginalen Erfolg. Das könnte sich allerdings ändern, wenn es weiterhin keine ökonomische und politische Perspektive für die Bevölkerung in Bosnien und Kosova gibt. In diese Lücke könnte der islamische Fundamentalismus hineinstoßen und als spezifisches Produkt der konterrevolutionären Verzweiflung Anhänger gewinnen.